Naher OstenIsrael greift Hamas im Gazastreifen mit voller Härte an

Naher Osten / Israel greift Hamas im Gazastreifen mit voller Härte an
Eine palästinensische Familie im Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt: Bislang kamen 55 palästinensische Kinder bei den israelischen Bombardements ums Leben Foto: Mohammed Abed/AFP

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Trotz verstärkter internationaler Bemühungen um ein Ende der Gewalt geht der Raketenbeschuss zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas unvermindert weiter.

Allein am Sonntag starben bei israelischen Angriffen nach Palästinenserangaben mehr als 40 Menschen im Gazastreifen. In Ost-Jerusalem wurden mehrere Menschen bei einem Anschlag mit einem Auto auf israelische Sicherheitskräfte verletzt. Die UNO, die USA und die EU riefen dringend zur Deeskalation auf.

Der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern ist in den vergangenen Tagen in einem Maße eskaliert wie seit Jahren nicht mehr. Das israelische Militär teilte am Sonntagmorgen mit, es habe allein in den vergangenen 24 Stunden über 90 Ziele im Gazastreifen angegriffen.

Die mehr als 40 Toten am Sonntag durch die israelischen Angriffe – darunter acht Kinder – waren nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums die bisher höchste Opferzahl binnen eines Tages seit Beginn der aktuellen Gewalteskalation. Insgesamt starben demnach seit Montag 188 Menschen in dem palästinensischen Küstengebiet durch den Konflikt, darunter 55 Kinder. Mehr als 1.200 Menschen wurden dort verletzt.

Radikale Palästinenser schossen ihrerseits aus dem Küstenstreifen seit Montag rund 3.000 Raketen auf Israel ab, wie das israelische Militär am Sonntag mitteilte. Etwa 450 stürzten demnach auf dem Gebiet des Gazastreifens ab, rund 1.150 wurden vom israelischen Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen. In Israel wurden seit Montag zehn Menschen durch Raketenbeschuss getötet und mehr als 280 verletzt.

In Ost-Jerusalem wurden am Sonntag bei einem Anschlag mit einem Auto mehrere Menschen verletzt. Vier Polizisten seien bei dem Angriff im Stadtteil Scheich Dscharrah verletzt worden, teilte die Polizei mit. Die örtlichen Rettungskräfte berichteten von insgesamt sieben Verletzten. Über Zustand und Identität des Angreifers, der mit Schüssen gestoppt werden konnte, war zunächst nichts bekannt.

Die israelischen Streitkräfte nehmen nach eigenen Angaben insbesondere die Infrastruktur der militanten Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad ins Visier. Unter anderem wurden demnach ein Tunnelsystem, Waffenfabriken und Lagerstätten der Hamas angegriffen. Auch das Haus des Chefs des politischen Flügels der Hamas, Jahia Sinwar, wurde nach Militärangaben zerstört. Ob Sinwar bei dem Anschlag getötet wurde, war unklar.

Internationale Medien im Visier

Am Samstag hatte vor allem die Zerstörung eines von internationalen Medien genutzten Gebäudes in Gaza durch Israel international für Empörung gesorgt. Die Armee begründete den Angriff damit, dass sich darin auch militärische Anlagen des Geheimdienstes der Hamas befunden hätten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete das Gebäude am Sonntag in einem Interview des US-Senders CBS News als „perfekt legitimes Ziel“.

International wächst die Angst vor einem erneuten Krieg in Nahost. UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer „unkontrollierbaren“ Krise in der ganzen Region. „Dieser sinnlose Kreislauf aus Blutvergießen, Terror und Zerstörung muss sofort beendet werden“, forderte Guterres zum Auftakt einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zum Nahost-Konflikt am Sonntag.

Die EU-Außenminister wollen laut dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Dienstag auf einer Krisensitzung darüber beraten, wie „die EU am besten zu einem Ende der derzeitigen Gewalt beitragen“ kann. Der Nahost-Gesandte der US-Regierung, Hady Amr, wollte am Sonntag zu Gesprächen mit israelischen Regierungsvertretern zusammenkommen und im Anschluss palästinensische Verantwortliche treffen. (AFP)