NahostStrategiewechsel mit erheblichen Risiken

Nahost / Strategiewechsel mit erheblichen Risiken
Ein Mädchen wurde aus den Trümmern eines von der israelischen Luftwaffe zerstörten Gebäudes im Gazastreifen lebend geborgen Foto: Mahmud Hams/AFP

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Seit Tagen greifen sich israelische Streitkräfte und die radikalislamische Hamas mit unerbittlicher Härte an. Fast 200 Menschen wurden auf beiden Seiten bereits getötet. Während die Hamas die bewaffnete Auseinandersetzung mit Israel zu nutzen versucht, um sich im innerpalästinensischen Konflikt gegen die rivalisierende Fatah durchzusetzen, hat Israel eine drastische Schwächung der Hamas zum Ziel. Die Strategien beider Konfliktparteien bergen erhebliche Risiken – auch über Israel und die Palästinensergebiete hinaus.

„Die Hamas will sich als wichtigster Garant für die Rettung der Palästinenser und vor allem von Jerusalem präsentieren“, sagt die auf die arabische und muslimische Welt spezialisierte Brüsseler Politikwissenschaftlerin Leila Seurat. Ziel der Hamas sei es, das Vertrauen in den bereits stark geschwächten Palästinenser-Präsidenten Mahmud Abbas von der gemäßigten Fatah-Partei zu untergraben. Zu diesem Zweck versuche die Hamas auch, sich die derzeitigen Proteste in Ost-Jerusalem zunutze zu machen, sagt Seurat. Die „Kontrolle“ über diese Proteste habe sie aber nicht.

Der palästinensische Unmut hatten sich unter anderem an der Absage der für diesen Mai geplanten Wahlen in den Palästinensergebieten entzündet. Abbas hatte den Schritt damit begründet, dass Israel keine Garantien für eine Stimmabgabe der Wahlberechtigen in Ost-Jerusalem gegeben habe. Die Hamas, die sich von der Wahl wachsenden Zuspruch erhofft hatte, reagierte erbost auf die Wahlverschiebung und sprach von einem „Putsch“. In den Palästinensergebieten fand seit 15 Jahren keine Wahl mehr statt.

Der Politikprofessor Dschamal Al-Fadi aus Gaza nennt es eine „neue Strategie“ der Hamas, die „Jerusalem-Frage mit dem Widerstand im Gazastreifen“ zu verbinden. Damit habe die Hamas die „Spielregeln“ verändert. Der Preis für diese Strategie könne sich allerdings als hoch erweisen, warnt Al-Fadi.

Auch Israel setzt nach Ansicht von Experten auf eine riskante Strategie, indem es mit massiven Vergeltungsschlägen auf die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen reagiert. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte den Beschuss auf Tel Aviv und Jerusalem zu Wochenbeginn als „rote Linie“ bezeichnet und damit die heftigen Angriffe der israelischen Armee im Rahmen der Operation „Hüter der Mauern“ begründet. Seit vergangenem Montag griff Israel bereits rund 800 Ziele im Gazastreifen an, darunter am Sonntag auch das Haus des Chefs des politischen Hamas-Flügels, Jahia Sinwar, sowie von dessen Bruder Muhammad Sinwar.

Perspektivlosigkeit

„Sobald die Palästinenser ihre Schutzräume verlassen werden, werden sie feststellen, dass vieles, was die Kontrolle der Hamas über den Gazastreifen symbolisiert, zerstört worden sein wird – von Banken bis zum Geheimdienst“, sagt Netanjahus früherer Nationaler Sicherheitsberater Yaakov Amidror. Er geht davon aus, dass es „zehn bis 50 Tage“ dauern werde, bis „alles, was die Hamas als Regierung des Gazastreifens symbolisiert“, zerstört sei.

Ziel Israels sei es, die „militärischen Fähigkeiten und Infrastruktur“ der Hamas zu zerstören, betont Amidror. Dazu gehöre auch die Tötung von „so vielen Hamas-Mitgliedern wie möglich“, insbesondere von Kommandeuren, die wichtige technische Expertise besäßen.

Israel wolle die Hamas schwächen und die Spaltung zwischen den verschiedenen palästinensischen Gruppierungen zementieren, sagt der Politikwissenschaftler Nadschi Schurab von der Universität Gaza. Dies sei allerdings ein sehr gefährliches Vorgehen, da sich ein palästinensischer Aufstand auch auf das von Israel besetzte Westjordanland ausweiten könne. Dann sei auch das Ende der dortigen Palästinensischen Autonomiebehörde denkbar. Die neue Generation von Palästinensern würde ein solches Szenario in eine noch größere Unsicherheit und Perspektivlosigkeit stürzen, warnt Schurab. (AFP)

Blücher
17. Mai 2021 - 11.27

@Antisemitismus: Eigentlich müsste Ihnen bewusst sein , indem Sie den Begriff „ Semiten“ in die Waagschale werfen , Sie den Ausdruck pseudowissenschaftlicher Rassentheorie verwenden. Israel ist ein rechtmäßiger Staat , wobei den von der Terrororganisation PLO ausgerufene Staat Palästina bis zur heutigen Zeit , zwar von einer Anzahl UN Mitgliederstaaten anerkannt wird , allerdings völkerrechtlich noch immer umstritten ist die Staatlichkeit Palästinas .Die Attribute der Staatlichkeit nach der Deklarativen Theorie sind: Staatsgebiet,Staatsvolk,Regierung (Staatsgewalt), wobei einige dieser angeführten Punkte höchst umstritten sind.Israel übt sein Recht auf Verteidigung gegen Terror aus. Oder haben Sie vergessen welche Blutspur die PLO , die Hamas in der Welt hinterlassen haben. Alleine auf europäischer Ebene hat die PLO zahlreiche Attentate verübt, die Ausbildung europäischer Terrororganisationen wie die RAF durchgeführt und in verschiedenen Krisengebieten mitgemischt, wie dem Libanonkrieg. Alleine die Teilnahme, die Interessen der Palästinenser im Libanon lassen völkerrechtlich den Staat Palästina , definiertes Staatsgebiet, ins Wanken geraten.

bernard
17. Mai 2021 - 10.55

Das es immer noch Leute gibt die an die Existenz von Semiten glauben , ist erstaunlich. Es gibt semitische Sprechen wie arabisch, aramäisch und hebräisch, aber die Mähr von einer semitischen Rasse ist mit dem Untergang des 3. Reiches zu Ende gegangen. Dass Antisemitismus sich ausschliesslich gegen Juden richtet sollte auch allgemein bekannt sein. Dass Israël Antisemitisms praktitieren würde ist also völlig belanglos.Aber verschiedenen Leuten ist wohl alles, was erlauben könnte, den Staat Israel zu verteufeln, willkommen. Man kann wohl Israel viel vorwerfen, aber die Antisemitismus-Anchuldigung ist grotesk.

Stiwi
17. Mai 2021 - 9.59

Antijudaismus Unsere "Eliten" ehren die toten Juden bis zum geht nicht mehr, macht sich ja auch gut im Kampf gegen rechts, um auf die lebenden Juden umso ungenierter (Antizionismus) draufhauen zu können. Zusatzbemerkung: Den Begriff Antisemitismus finde ich in diesem Zusammenhang falsch, da die größten "Antisemiten" die musl. Araber sind; diese sind aber selber Semiten. Arabischer Antisemitismus ist sprachlogischer Unsinn; genauso wie deutscher Antigermanismus es wäre. Aber: die Sprache der Menschen verwirren ist das bester Herrschaftsinstrument (G. Orwell)

Antisemitismus
17. Mai 2021 - 7.49

Wir sollten nicht vergessen, dass Araber, also auch die Palästinenser, Semiten sind. Der Staat Israel praktiziert demnach, unter dem wachsamen Auge der UNO, staatlich organisierten Antisemitismus.