RadsportGrégory Rast über Alex Kirsch: „Seine Rolle ist sehr, sehr komplett“

Radsport / Grégory Rast über Alex Kirsch: „Seine Rolle ist sehr, sehr komplett“
Alex Kirsch kann sich durch gute Auftritte bei den Klassikern für die Tour de France empfehlen Archivbilder: Gerry Schmit/Tageblatt

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Alex Kirsch befindet sich in seiner dritten Saison bei Trek-Segafredo. In den vergangenen beiden Jahren avancierte der 28-Jährige beim US-amerikanischen Rennstall zum „Capitaine de route“. Am Samstag wird Kirsch beim Omloop Het Nieuwsblad starten – 2020 hatte auch er seinen Anteil am Sieg seines Teamkollegen Jasper Stuyven. Sein Sportlicher Leiter, Grégory Rast, schätzt die Dienste des Luxemburgers ungemein. 

Grégory Rast beendete 2018 seine sportliche Karriere – dem Radsport ist er dennoch treu geblieben. 16 Jahre lang fuhr er auf höchstem Niveau, sein Debüt in der Elite-Klasse gab er für Phonak Hearing Systems, ehe er zu Astana wechselte. 2010 zog es ihn und elf Teamkollegen vom kasachischen Rennstall zu RadioShack. Neben dem Schweizer taten auch Lance Armstrong, Levi Leipheimer oder Andreas Klöden diesen Schritt. Insgesamt startete Rast bei zehn Grand-Tours, den nachträglichen Gesamtsieg von Andy Schleck erlebte er 2010 aus nächster Nähe. Rast zählte oft zu den Helfern, doch wenn es um seine persönlichen Ergebnisse geht, erinnert er sich gerne an Luxemburg zurück: 2007 konnte er nicht nur eine Etappe, sondern auch die Gesamtwertung der Tour de Luxembourg für sich entscheiden. Zwei Jahre später setzte er sich im Prolog der Luxemburg-Rundfahrt durch. Rast kennt die luxemburgischen Radsportler, er fuhr an der Seite von Andy und Frank Schleck, Laurent Didier und Bob Jungels. Aber auch Alex Kirsch, der 2014 „Stagiaire“ bei Trek Factory Racing war, und Michel Ries, der 2018 den gleichen Status bei Trek-Segafredo hatte, zählten zu dem Zeitpunkt zu den Teamkollegen des Schweizers.

Der Bezug zum Großherzogtum war immer gegeben und ist es aktuell immer noch. Seit seinem Karriereende 2018 fungiert er als Sportlicher Leiter bei Trek-Segafredo – und kümmert sich dort vor allem um Michel Ries und Alex Kirsch. Zufall? „Ich habe gute Erinnerungen an Luxemburg, das stimmt“, schmunzelt Rast. „Aber die Fahrer werden einem zugeteilt“, fügt er lächelnd hinzu. Klar ist aber auch, dass die Teams sich Gedanken bei der Zuteilung machen. So ist Rast der einzige deutschsprachige Sportliche Leiter bei Trek und umgeht somit die Sprachbarriere. „Die Kommunikation ist einfacher, wenn man sich zu 100 Prozent versteht“, sagt der 41-Jährige.

Will er Leader werden oder bleibt er mit dem, was er hier tut, zufrieden? Für seine aktuelle Rolle ist er sehr gut. Wenn er Leader werden will, fehlen da noch ein paar Teile.“

Grégory Rast, Sportlicher Leiter Trek-Segafredo

Alex Kirsch, der am Samstag bei Omloop Het Niewusblad (1. UWT) starten wird, habe sich in zwei Jahren „stark weiterentwickelt“. „Die Rolle von Alex ist schon sehr, sehr komplett“, erklärt der Schweizer. „Er ist schon eine Weile Profi, er kennt das Geschäft auch von Continental-Teams. Er hat seine Rolle hier gefunden.“ Beim US-amerikanischen Rennstall hat er sich zum „Capitaine de route“ entwickelt. Vor allem bei der Klassikerfraktion des Teams, der immerhin Mads Pedersen (Sieger Gent-Wevelgem 2020) oder Jasper Stuyven (Sieger Omloop Het Niewusblad 2020) angehört, findet Kirsch Gehör. „Er vertritt immer eine gute Meinung. Er bringt Ideen ein und kommt nicht zum Rennen und schaut sich alles erst mal an. Er spricht viel mit seinen Teamkollegen und ist deswegen auch akzeptiert. Insgesamt ist Alex ein sehr wichtiger Mann für uns.“

Ziel Tour de France

Kirsch kann mittlerweile auch mit seiner Erfahrung vorangehen. Insgesamt wird er am Samstag zum sechsten Mal beim Omloop Het Nieuwsblad antreten. „Im Sprint brauchen wir ihn als zweitletzten oder letzten Mann im Lead-out. Bei den Klassikern brauchen wir ihn als Helfer – da gehört er bei uns zu den Besten.“ Doch wohin führt noch sein Weg? „Es ist schwierig zu sagen, wo er hin möchte. Will er Leader werden oder bleibt er mit dem, was er hier tut, zufrieden? Für seine aktuelle Rolle ist er sehr gut. Wenn er Leader werden will, fehlen da noch ein paar Teile.“

Kirsch peilt, ähnlich wie im letzten Jahr, nach den Frühjahrsklassikern seine erste Tour de France an. Im letzten Jahr reichte es nur für das erweiterte Aufgebot des Teams. „Er hat in diesem Jahr alle Chancen, dabei zu sein“, sagt Rast. In  diesem Jahr will das US-amerikanische Team seine Bilanz bei den Grand-Tours verbessern. 2020 gelang ihnen kein Etappensieg, dafür konnte Richie Porte aber immerhin mit seinem dritten Platz bei der Tour de France die Farben des Teams vorne vertreten. „Es fehlt uns ein wenig die Breite im Kader. Im letzten Jahr haben wir in Italien mit Vincenzo alles auf eine Karte gesetzt, doch die letzte Woche verlief nicht nach Plan. Mit der Tour können wir zufrieden sein, bei der Vuelta hatten wir ein sehr junges Team.“ Kirsch wird morgen wieder in den Helferdienst von Trek-Segafredo rücken. Mit Mads Pedersen und Jasper Stuyven hat das Team gleich zwei Fahrer am Start, die um den Sieg mitfahren können. 

Grégory Rast will seine Erfahrung weitergeben. Insgesamt nahm er an zehn Grand-Tours teil.
Grégory Rast will seine Erfahrung weitergeben. Insgesamt nahm er an zehn Grand-Tours teil.