InterviewFLA-Präsidentin Stéphanie Empain: „Visibilität der Leichtathletik steigern“

Interview / FLA-Präsidentin Stéphanie Empain: „Visibilität der Leichtathletik steigern“
Stéphanie Empain ist seit 2018 Präsidentin der FLA Archivbild

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Stéphanie Empain steht seit 2018 an der Spitze des nationalen Leichtathletik-Verbands FLA. Vor kurzem wurde die Grünen-Politikerin für eine weitere Amtszeit bestätigt. Im Tageblatt-Interview blickt sie auf ihre ersten zwei Jahre als FLA-Präsidentin zurück, spricht über die Herausforderungen der Corona-Krise und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

Tageblatt: Vor etwas mehr als zwei Jahren wurden Sie zur FLA-Präsidentin gewählt. Wie fällt Ihre persönliche Bilanz nach Ihrer ersten Amtszeit aus?

Stéphanie Empain: Für mich persönlich ist es nach zwei Jahren nun einfacher, in die Dinge hineinzusehen, als dies zu Beginn der Fall war. Wir hatten uns sehr viel für das erste Jahr vorgenommen, unsere Pläne wurden aber zweimal ausgebremst: Leider ist 2019 unser Generalsekretär Mathis Mellina plötzlich verstorben. Er war sehr engagiert und hatte ein enormes Wissen über die Leichtathletik. Dies ist von einem Tag auf den anderen weggefallen. Eine geregelte Arbeitsübernahme war unmöglich. Es musste also einiges aufgearbeitet werden. Aber auch persönlich war es sehr schwer, seinen Verlust zu verdauen
Als wir dies so weit überwunden hatten, kam die Covid-19-Pandemie. Deshalb würde ich sagen: Meine Bilanz nach zwei Jahren hatte ich mir sicherlich ganz anders vorgestellt. Ich denke aber, dass wir uns durch beide Krisen gut durchgekämpft haben. Wir werden Lehren daraus ziehen, sodass wir für die Zukunft besser aufgestellt sind.

Sie haben die Corona-Krise bereits angesprochen. Was war in den vergangenen Monaten die größte Herausforderung, der sich der Verband und die Leichtathletik stellen mussten?

Für die Leichtathletik im Allgemeinen würde ich sagen, dass es sehr schwer war, immer neue Termine zu finden und alles abzuändern, um den Maßnahmen gerecht zu werden. Wir haben versucht, so viel wie möglich anzubieten und dabei so wenig Risiken wie möglich einzugehen. Auch für die Vereine und Trainer war es keine einfache Zeit. Sie mussten dafür sorgen, dass der Kontakt zu den Athleten irgendwie bestehen bleibt.
Wir haben uns aber auch ständig auf die Wiederaufnahme vorbereitet und waren konstant damit beschäftigt, alles durchzuplanen. Bei der Wiederaufnahme wollten wir so viel wie möglich anbieten können. Am Ende ist uns eine Mini-Saison unter den höchstmöglichen Vorsichtsmaßnahmen gelungen. Auch unser Kalender für die Zukunft ist alles andere als gewiss.

Wie viele andere Sportarten ist auch die Leichtathletik auf freiwillige Helfer angewiesen. Stehen diese Ihnen auch nach der Krise noch zur Verfügung?

Wir sind eigentlich relativ gut aufgestellt, was die freiwilligen Helfer anbelangt. Es ist erstaunlich, zu sehen, wie viele Menschen wir für jeden Wettkampf an den Wochenenden mobilisieren können. Trotzdem müssen wir auch hier für Nachwuchs sorgen. Denn wenn man die Altersstruktur der Freiwilligen betrachtet, dann handelt es sich eher um Menschen, die momentan zur vulnerablen Bevölkerungsgruppe gehören. Dies ist schon problematisch. Wenn wir ein Meeting organisieren, wollen wir gerade diese Menschen natürlich nicht massiv mobilisieren.
Wir müssen eine Mischung aus jungen und erfahrenen Helfern finden. Ich bin der Meinung, dass man sowohl Neulinge mit frischen Ideen als auch Menschen mit jahrelanger Erfahrung braucht, die diese an die junge Generation weitergeben können. 
Wir haben aber auch gemerkt, dass ein Teil der Freiwilligen ihre neu gewonnene Freizeit sehr genossen hat und nicht unbedingt mehr jedes Wochenende in den Einsatz will.

Bei Ihrem Amtsantritt ging es Ihnen vor allem darum, neue Impulse zu setzen. Welche Ideen konnten Sie bereits umsetzen?

Die Art und Weise, in der wir arbeiten, haben wir enorm geändert. Dies ist nach außen nicht unbedingt sichtbar, aber die Funktionsweise des Verbands wurde sozusagen angepasst. Wir haben intern neue Strukturen aufgebaut und interne Regeln gesetzt, sodass Entscheidungsprozeduren transparent erklärt werden können und nachvollziehbar sind. 
Wir haben zuvor noch nie so viele Athleten wie jetzt auf einem hohen Niveau begleitet. Auch dies hat etwas an unserer Arbeitsweise geändert, wir mussten Prioritäten setzen. Wir haben nämlich eine limitierte Anzahl von Mitarbeitern, mit denen wir eine Palette von Missionen bewältigen müssen. Unser Hauptziel lautet, die Leichtathletik voranzubringen.

Es ging Ihnen auch darum, ein Konzept zur Förderung junger Athleten zu entwickeln …

Wir kommen gut damit voran, was aber nicht nur am Verband liegt. Es ist das Konzept „Long-Term Athlete Development“, das zusammen mit dem Ministerium, dem Sportlycée und dem LIHPS läuft. Die Begleitung der Sportler muss neu aufgebaut werden, denn wir haben gemerkt, dass es bei vielen jungen Athleten in einem gewissen Alter einen Knick gibt. Dieser führt dazu, dass wir immer wieder junge Talente im Alter von 13 oder 14 Jahren verlieren. Dies ist allerdings ein weltweites Phänomen und gilt nicht nur für die Leichtathletik in Luxemburg. Wir wollen die Motivation unserer jungen Athleten auch über dieses Alter hinaus hoch halten.
Deshalb definieren wir unsere Sportlerbegleitung sowie Trainings- und Wettbewerbsprozeduren neu. Es geht uns darum, die Athleten vom Kindesalter bis zum Erwachsenendasein zu begleiten. Wir organisieren Formationen und treten regelmäßig in Kontakt mit Vereinen und Trainern. Denn wir wollen jeden mit ins Boot nehmen, damit wir dieses Konzept erfolgreich umsetzen und die Athleten halten können. 

Sie wurden kürzlich für zwei weitere Jahre in Ihrem Amt bestätigt. Wie lauten die Pläne für die Zukunft?

Ehrlich gesagt denke ich, dass es keinen Sinn hat, uns noch höhere Ziele zu setzen. Wenn man bedenkt, dass wir durch Covid quasi ein Jahr verloren haben, sind wir auf einem guten Weg. Wir wollen unsere internen Prozeduren weiter verbessern und die angesprochenen Konzepte weiterentwickeln, sodass wir unsere Sportler auf hohem Niveau über die kommenden Jahre weiter begleiten können. Wir dürfen uns nicht auf den Leistungen unserer derzeitigen Spitzenathleten ausruhen, sonst fallen wir nämlich in ein paar Jahren in ein Loch.
Deshalb geht es uns auch darum, die Visibilität und Attraktivität der Leichtathletik weiter zu steigern. Wir wollen ein größeres Meeting in Luxemburg organisieren, bei dem unseren Athleten die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen und den Sport sichtbarer zu machen. Mit der Coque haben wir in Luxemburg eine Einrichtung, von der Sportler in der Großregion nur träumen können. Mit der CMCM haben wir auch einen Sponsor gefunden, der uns bei unseren Plänen unterstützen möchte. Ob das CMCM-Hallenmeeting in diesem Jahr stattfinden kann, ist noch nicht sicher.

Sie sind ebenfalls in der Politik aktiv. Fällt es Ihnen schwer, beide Ämter miteinander zu verbinden?

Dies ist immer vom persönlichen Engagement abhängig. Ich habe für mich entschieden, keine weitere Tätigkeiten anzunehmen, da ich meine Arbeit im Verband gut machen will. Ich bringe mich viel ein. Natürlich ist es im Alltag manchmal ein bisschen eng, aber ich brauche nur wenig Schlaf, deshalb funktioniert das eigentlich alles relativ gut. Das Engagement beim Verband ist allerdings nicht politisch, ich glaube, das wäre kontraproduktiv. Die Politik hilft aber, einen anderen Blickwinkel mit einzubringen.

trotinette josy
8. Januar 2021 - 10.07

Die FLA ist doch inexistent. Man schaue sich einmal ihre Homepage an. Da bekommt man doch viel eher eine Audienz beim Ponitifex, als dass man ein Vorstandsmitglied erreichen kann. Als FLA Präsidentin, die sich voll für ihren Verband einsetzen sollte und muss, wäre Frau Empain gut beraten nicht auch noch gleichzeitig politisch aktiv zu sein. Im allgemeinen sollte man Sport von Politik trennen, das sind zwei Paar verschiedene Schuhe. Leider wird es immer Opportunisten geben, die den Sport als Sprungbrett in die Politik missbrauchen. Beispiele aus der Vergangenheit gibt es zuhauf.