FutsalDéifferdeng 03 will Historisches „hinter der Grenze“ schaffen

Futsal / Déifferdeng 03 will Historisches „hinter der Grenze“ schaffen
Geschafft: Nachdem das logistische Problem aus der Welt geschafft worden ist, können sich die Differdinger in Ruhe auf ihr „Heimspiel“ vorbereiten Archivbild: Marcel Nickels

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Die Vorgeschichte ist bekannt: Déifferdeng 03 darf sein Champions-League-Heimspiel aufgrund der Corona-Gesetzeslage nicht auf Luxemburger Boden austragen. Die Futsal-Partie wurde kurzerhand nach Cosnes-et-Romain verlegt – eine Nachbargemeinde von Longwy. Diese Unruhe der vergangenen Tage soll die Investitionen der letzten sechs Monate aber nicht beeinträchtigen. Zum ersten Mal will der Luxemburger Verein die erste Hürde schaffen.

Hotelzimmerwände in Lasauvage statt Training: Gestern haben die Differdinger Futsal-Spieler zum ersten Mal in dieser Woche nicht trainieren können. Denn seit Donnerstagmorgen sind jegliche sportliche Aktivitäten in Luxemburger Turnhallen verboten. Auch für Champions-League-Teilnehmer: Nach einem intensiven Papieraustausch hieß es am Dienstag seitens des Sportministeriums, dass ein Heimspiel gegen den englischen Meister Helvecia London nicht hierzulande ausgetragen werden dürfe – daran änderten auch die unterstützenden Briefe der FLF und der UEFA nichts. Es gibt keine Sondergenehmigung.

So musste innerhalb weniger Stunden eine Ausweichlösung her. Denn keine der beiden letztgenannten Parteien hatte Einwände gegen eine geografische Verlegung der Qualifikationspartie. Die 2.700-Einwohner-Gemeinde Cosnes-et-Romain im angrenzenden Département Meurthe-et-Moselle sprang ein und stellte ihre Sporthalle für das komplette Wochenende zur Verfügung. Die Schlüssel bekommt D03 aber erst heute. „Seit sechs Monaten warten wir auf diese Partie – und dann bricht vier Tage vorher so ein Chaos aus“, meinte Klubmanager Filipe Costa gestern, noch immer sichtlich aufgewühlt vom Stress der vergangenen zwei Tage. 

Aufgrund der Pandemie wurde aber nicht nur das Datum von August auf Oktober bis hin zu Ende November verlegt, sondern auch ein komplett anderer Modus für die Qualifikation von der UEFA ausgearbeitet. Die luxemburgische Mannschaft, die sich im Frühling eigentlich als Organisator für eine Gruppenphase angemeldet hatte, wird nun in Frankreich Gastgeber bei einer einzigen K.o.-Begegnung sein. Nicht nur die Tatsache, dass die Reisestrapazen entfallen, sieht man beim Europapokal-Teilnehmer inzwischen als Vorteil an, wie Costa erklärt: „Es macht uns Spaß, etwas zu organisieren. Auch wenn es zusätzliche Arbeit ist, so haben wir zumindest im Hinblick auf die Hygiene die Gewissheit, alles Notwendige getan zu haben. Hinzu kommt im Moment die Tatsache, dass wir damit allen Ansteckungsrisiken am Flughafen oder in Hotels ausweichen und wir uns nicht mit den Gesetzen im Ausland auseinandersetzen müssen.“

Auch über den Köpfen der Verantwortlichen von Helvecia London schwebt anscheinend das Corona-Damoklesschwert. Wegen der Angst, dass im Vereinigten Königreich die Flüge gestrichen werden könnten, reist die Mannschaft heute mit dem Bus an. Sieben Stunden Fahrt sind einkalkuliert. Vier Spieler der Gästemannschaft werden allerdings am Findel erwartet. Sie kommen aus Madrid. „Es ist eine komische Situation, da sie diese Profis extra für die Champions League einbestellt haben“, meinte Costa. Insgesamt sechs Transfers wurden nämlich erst seit dem 22. November bekannt gegeben. „Wir haben also eher individuelle Videoanalysen gemacht.“ Richard Ward ist englischer Nationalspieler. Der erfahrenste Neuzugang ist Carlos Munoz, 40 Jahre alt und ehemaliger Barcelona-Profi. „Wir haben uns genau angesehen, wie er sich verhält und wie er seine Ecken schießt.“ 

„Eine realistische Chance“

Obschon der Gegner also einige Geheimnisse und Überraschungen parat haben könnte, glauben die Differdinger an ihre Chance. Die Transfers im Sommer waren speziell auf ein Weiterkommen in der Champions League ausgelegt. Verteidiger Rafael Bocum „ist unser wichtigster Neuzugang“. Er spielte zuletzt in der ersten Liga Portugals. Tiago Cavalheiro ist Torwart und wurde bei Sporting Lissabon ausgebildet, Gilo stieß aus Italien zur Mannschaft von Trainer Bruno Amaral. „Wir wollen Geschichte schreiben“, sagte Costa mit deutlichen Worten. Auf offensiver Ebene überrollte die Mannschaft die nationale Konkurrenz in ihren bisherigen Spielen deutlich. Mit der vollen Punktzahl und einem Torverhältnis von 27:6 führt D03 die Tabelle an. Alleine Fred Torres traf in sieben Spielen seit seiner Ankunft im vergangenen Winter 40 Mal. 

Im europäischen Klubranking liegt der Luxemburger Vertreter auf Platz 47 der 54 Nationen, der englische Meister auf Rang 31. Aufgrund seiner gezielten Verstärkungen will sich der nationale Champion davon aber nicht beeindrucken lassen. „Wir haben vor zwei Jahren Spieler ausgemustert, die nicht die richtige Mentalität hatten. Seither kamen ausschließlich Top-Leute hinzu. Wir haben eine realistische Chance“, meinte Filipe Costa abschließend. Damit wären die Differdinger nicht nur die erste Luxemburger Futsal-Mannschaft, die in die zweite Champions-League-Runde einziehen würde, sondern sicherlich auch die erste, der das in Cosnes-et-Romain gelingen würde.

Champions League

Das Erstrundenspiel Déifferdeng 03 gegen Helvecia London (ENG) findet am Sonntag um 16.30 Uhr in Cosnes-et-Romain bei Longwy (F) statt. Die Begegnung wird im Livestream übertragen, da sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird.