RadsportJungels, Froome, Schachmann: Diese Stars haben noch keinen Vertrag für die nächste Saison

Radsport / Jungels, Froome, Schachmann: Diese Stars haben noch keinen Vertrag für die nächste Saison
Ob Bob Jungels auch im nächsten Jahr noch für Deceuninck-Quick Step fahren wird, ist noch unklar Archivbilder: Jeff Lahr/Tageblatt

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Trotz der Corona-Krise laufen die Planungen der Radsport-Rennställe auf Hochtouren. Am Wochenende teilte die belgische Mannschaft Deceuninck-Quick Step mit, dass die Verträge von Dries Devenys und Iljo Keisse verlängert wurden. Damit haben nun alle aktuellen Fahrer des Kaders des „Wolfpack“ einen Vertrag, der mindestens bis zum Ende der Saison 2021 Bestand hat – außer dem dänischen Nachwuchsfahrer Mikkel Frølich Honoré und dem Luxemburger Bob Jungels. Der luxemburgische Landesmeister ist jedoch nicht der einzige große Name, der noch keinen Vertrag für das Jahr 2021 unterschrieben hat. 

Chris Froome  
Laut italienischen Medienberichten sei der Transfer von Chris Froome zu einer anderen Mannschaft nicht eine Frage des „ob“, sondern des „wann“. Zuletzt schrieb die Gazetta dello Sport, dass WorldTour-Neuling Israel Start Up Nation Kandidat Nummer eins sei, um den Briten aufzunehmen. Seit seiner letzten Vertragsverlängerung im Jahr 2017 ähnelt Froomes Karriere einer Achterbahnfahrt. Im selben Jahr gewann er die Tour, dann die Vuelta, um im folgenden Jahr in Italien erfolgreich zu sein. Es folgte ein Podestplatz 2018 bei der Tour, doch dann überschattete ein lebensgefährlicher Sturz seine Saison 2019. In diesem Jahr rückte sein Teamkollege Egan Bernal ins Rampenlicht, indem er erst Paris-Nice, dann die Tour de Suisse und die Tour de France gewann. Bernals Vertrag läuft 2023 aus, aber auch Geraint Thomas hat noch einen gültigen Vertrag bei Team Ineos, der erst am Ende des Jahres 2021 ausläuft. 

Im Februar dieses Jahres gab Froome sein Comeback bei der UAE Tour. Es scheint jedoch unklar zu sein, ob die Corona-Pause dem 35-Jährigen weiterhilft. Zwar gibt sie ihm mehr Zeit, sich zu erholen und zurückzukommen, doch der Kalender ist nun so eng, dass der gebürtige Kenianer nicht viel Zeit haben wird, zu zeigen, ob er zu alter Form zurückkehren kann. Bereits im Januar hatte Teammanager David Brailsford die Pläne von Ineos für die kommende Saison bekannt gegeben und gesagt, dass sowohl Egan Bernal als auch Geraint Thomas im Sommer zur Tour de France zurückkehren würden, um sich die Verantwortung für die Teamführung wieder zu teilen. Zu diesem Zeitpunkt gab Brailsford lediglich ein Update zu Froome und sagte, sein Fahrer arbeite „sehr, sehr hart an der Minute, um wieder auf das Niveau zu kommen, das erforderlich ist, um konkurrenzfähig zu sein“.

Viermal hat Froome die Tour bereits gewonnen. Braucht der 35-Jährige jedoch die klare Leaderrolle in einer Mannschaft, muss er über einen Wechsel nachdenken. 
Viermal hat Froome die Tour bereits gewonnen. Braucht der 35-Jährige jedoch die klare Leaderrolle in einer Mannschaft, muss er über einen Wechsel nachdenken. 

Bob Jungels
Nachdem nun auch die Verträge von Dries Devenys und Iljo Keisse bei Deceuninck-Quick Step verlängert wurden, stehen aus dem aktuellen Kader der Belgier nur noch der dänische Nachwuchsfahrer Mikkel Frølich Honoré und Bob Jungels ohne Vertrag für die nächste Saison da. Mit zwei Top-Ten-Ergebnissen beim Giro und dem elften Platz bei der Tour de France 2018 zeigte Jungels, dass er bei „Grands Tours“ vorne mitfahren kann – nicht aber ganz vorne. Das kann der vielseitige Radprofi aber vor allem bei den Klassikern. 2018 war er bei Liège-Bastogne-Liège erfolgreich, 2019 bei Kuurne-Brüssel-Kuurne, zudem wurde er Dritter bei Dwars door Vlaanderen. Auf der Gehaltsliste der Belgier steht Jungels’ Name im oberen Bereich. Bekannt ist, dass sich Manager Patrick Lefevere mit der Unterzeichnung von neuen Verträge zurückhält, doch auch, dass er Stars ziehen lässt. So war es unter anderem bei Marcel Kittel, Elia Viviani oder Fernando Gaviria. Sicher ist jedoch, dass Jungels auf der Liste einiger Teams stehen wird, sollte sein Vertrag bei der belgischen Mannschaft nicht verlängert werden.

Romain Bardet
Anfang des Jahres sah es so aus, als würde diese Saison zu einer richtungsweisenden für Romain Bardet werden. Nachdem der Franzose bei der Tour de France zweimal das Podium erreichte (2. 2016, 3. 2017) und sich im letzten Jahr das Trikot des besten Bergfahrers sicherte, fokussierte sich Bardet in diesem Jahr auf den Giro, um dann auch bei den Olympischen Spielen und den Weltmeisterschaften in einer guten Verfassung sein zu können. Zuletzt spekulierte die französische Sportzeitung L’Equipe über einen Wechsel zu Team Sunweb. Doch französische Fahrer tendieren bekanntlich dazu, in ihrer heimischen Mannschaft zu bleiben. Zuletzt verriet Bardets Teamkollege Ben Gastauer im Gespräch mit dem Tageblatt, dass es für Bardet „vielleicht Zeit für etwas Neues“ wäre. „Ich weiß aber auch nicht, was seine Pläne sind“, fügte der Luxemburger hinzu.

Wagt Romain Bardet den Schritt in ein ausländisches Team?
Wagt Romain Bardet den Schritt in ein ausländisches Team?

Simon Yates und Adam Yates (beide Mitchelton-Scott)
Nachdem Simon Yates die Vuelta 2018 gewonnen hatte, konnte er den hohen Erwartungen im folgenden Jahr nicht gerecht werden. Zwei Etappensiege und seine stetige Angriffslust bei der Tour sorgten dafür, dass das Jahr nicht zum kompletten Reinfall wurde. Für die Saison 2020 hatte Yates einen ähnlichen Plan wie Bardet – der 27-Jährige wollte bei der Italien-Rundfahrt antreten, um dann bei Olympia vorne mitfahren zu können. 

Mitchelton-Scott hat die Corona-Krise allerdings hart getroffen: Die Mannschaft hatte die Gehälter seiner Fahrer bereits gekürzt und danach ein Angebot der spanischen Non-Profit-Organisation Manuela Fundacion angenommen – scheinbar. „Sie (Mitchelton-Scott) haben das Kommuniqué herausgebracht, in dem die Übernahme angekündigt wurde“, sagte Manuel Calvente, der Manager der U23 von Manuela Fundacion, gegenüber cyclingnews. Er betonte, dass eine entsprechende Abmachung bereits schriftlich fixiert gewesen sei und dass die Teambusse in der Werkstatt für die Umrüstung bereit gewesen wären: „Wir haben sogar Fotos erhalten, die uns zeigen, wie alles lief.“ Mitchelton-Scott-Gründer Gerry Ryan teilte kurz darauf mit, dass der Deal geplatzt sei und kündigte auch an, ab August wieder Löhne und Gehälter in voller Höhe zu zahlen. Außerdem wolle er sich 2021 noch weiter engagieren, um dann einen Nachfolgesponsor zu suchen. Ein Chaos in der Mannschaft, das die Profis in einer ohnehin unruhigen Zeit nicht brauchen. 

Ob die Yates-Brüder im Doppelpack bleiben, ist ungewiss. Nicht zu vergessen ist, dass Ryan auch eine Damenmannschaft um Annemiek van Vleuten besitzt, die ihren Vertrag auch noch nicht verlängert hat. Angesichts der Tatsache, dass in diesem Jahr so viele Fahrer ohne Vertrag sind, könnte die Mannschaft gezwungen sein, einige ihrer besten Fahrer ziehen zu lassen. Es könnte der Wendepunkt der Zwillinge sein, die in ihrer Karriere immer in derselben Mannschaft fuhren. Beide haben unterschiedliche Agenten. Adam wäre auf dem Markt günstiger, da er noch nie eine große Rundfahrt gewonnen hat und seine beste Leistung über drei Wochen vor fast vier Jahren stattfand, als er Vierter bei der Tour de France wurde.

Maximilian Schachmann
Der deutsche Meister Maximilian Schachmann gehört zu den wenigen Sportlern, die im Jahr 2020 sportlich auf sich aufmerksam machen konnten. Bei de Volta ao Algarve em Bicicleta (2.Pro) wurde er im Gesamtklassement Vierter, Paris-Nice (2.UWT) konnte er für sich entscheiden. Mit 26 Jahren hat Schachmann seine Karriere noch vor sich. Er ist erst bei zwei großen Rundfahrten gestartet, die Tour de France musste er im letzten Jahr aufgrund eines Mittelhandbruchs vorzeitig beenden. Schachmann hat Potenzial, das er in diesem Jahr vor allem bei den Klassikern ausspielen möchte. Außerdem wird er bei der Tour antreten, die zu Beginn der Saison nicht auf dem Programm stand. Schachmann wird dort seinem Teamkollegen Emmanuel Buchmann zur Seite stehen. „Es geht zum Beispiel nicht, bei Giro d’Italia und vielen Klassikern an den Start zu gehen. Von daher haben wir uns entschieden, dass ich bei der Tour de France starten werde und davor und danach meinen Fokus auf Klassiker und Monumente legen werde“, sagte er im Gespräch mit dem rbb Sport. Auch zu seiner Vertragssituation äußerte er sich. „Ich bin mitten in den Gesprächen und spreche mit Bora, aber auch mit anderen Teams. Ich bin gewillt, mit Bora eine gute Lösung zu finden, aber man kommuniziert natürlich auch mit anderen.“

Programm Bob Jungels 2020

1.8.: Strade Bianche
5.8.: Milano-Torino
8.8.: Milano-Sanremo
12.8.: Critérium du Dauphiné
20./23.8.: Nationale Meisterschaften
29.8.: Tour de France
4.10.: Liège-Bastogne-Liège
10.10.: Amstel Gold Race
18.10.: Ronde van Vlaanderen – Tour des Flandres
25.10.:  Paris-Roubaix