MonnerichFrühere Ediff-Schule wird zu Quarantänestelle für Corona-infizierte Geflüchtete  

Monnerich / Frühere Ediff-Schule wird zu Quarantänestelle für Corona-infizierte Geflüchtete  
39 infizierte Geflüchtete mit leichten Covid-19-Symptomen werden zurzeit in der früheren Ediff-Schule auf dem Gebiet der Gemeinde Monnerich betreut. Insgesamt stehen dort 100 Betten zur Verfügung. Foto: Editpress/Alain Rischard

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In die ehemalige Ediff-Schule in Monnerich ist wieder Leben eingekehrt. Seit drei Wochen isoliert der Staat in dem Gebäude an der Grenze zum Escher Stadtviertel Lallingen Bewohner aus Flüchtlingsheimen, die an Covid-19 erkrankt sind und nur leichte Symptome aufweisen. Zurzeit sind 39 Menschen dort unter Quarantäne. Geflüchtete mit schweren Krankheitsverläufen werden im Krankenhaus behandelt. Bislang ist die Monnericher Isolationsunterkunft die einzige ihrer Art in Luxemburg. Zwei weitere sind noch in Planung.

Nachdem die Schule der „Education différenciée“ in Monnerich wegen des Erdrutschs auf der nahe gelegenen Bauschuttdeponie im März 2014 geräumt worden war, wurde im Januar 2017 dort eine Unterkunft für Geflüchtete eingerichtet. Im Dezember 2019 sollte das Heim nach fast drei Jahren Betrieb endgültig geschlossen werden, um einer Filiale der „Ecole internationale“ zu weichen, deren Eröffnung für 2023 geplant ist. Von Januar bis März stand das Gebäude leer. Doch vor drei Wochen ist wieder Leben in die frühere Sonderschule an der Grenze zum Escher Viertel Lallingen eingekehrt. Kurz nach Ausbruch der Coronakrise  hatte die Regierung im März ein Rundschreiben an die Gemeinden gerichtet. Der Staat suchte nach Gebäuden, die für die Quarantäne von an Covid-19 erkrankten Geflüchteten geeignet seien. Die Gemeinde Monnerich habe gleich ihr Einverständnis gegeben, um die frühere Ediff-Schule für diesen Zweck zu nutzen, bestätigt Bürgermeister Jeannot Fürpass (CSV) auf Nachfrage. Er habe die Entscheidung mit den anderen im Gemeinderat vertretenen Parteien abgesprochen. Das Gebäude selbst gehört zwar dem Staat, doch das Grundstück ist im Besitz der Gemeinde Monnerich.

In den meisten Flüchtlingsunterkünften in Luxemburg wohnen viele Menschen auf engem Raum zusammen. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr beim Coronavirus birgt diese räumliche Enge erhebliche Risiken. Die soziale Distanzierung kann kaum eingehalten werden, eine zu spät erkannte Infektion kann sich rapide ausbreiten. „Bewohner der Flüchtlingsunterkünfte, die positiv auf Covid-19 getestet werden, müssen wir isolieren“, erklärt Nathalie Medernach, Generalkoordinatorin des „Office national de l’accueil“ (ONA), auf Nachfrage des Tageblatt. Die Behörde, die lange Zeit dem Familienministerium angegliedert war, doch inzwischen Außenminister Jean Asselborn (LSAP) untersteht, habe Mitte März, zusammen mit der Sanitärinspektion, eine Krisenzelle eingesetzt, um nach Notunterkünften zu suchen. Das Ediff-Gebäude hat sich angeboten, weil es bereits zuvor als Flüchtlingsunterkunft gedient hatte.

Weitere Unterkunft steht schon bereit

Für die vorläufige Dauer von drei Monaten sollen an Covid-19 erkrankte Geflüchtete, bei denen die Symptome nicht so stark ausgeprägt sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen, im Ediff-Gebäude betreut werden. Weil die weitere Entwicklung der Pandemie noch nicht genau einzuschätzen ist, könne nicht ausgeschlossen werden, dass diese Frist verlängert werden muss, sagt Fürpass.

Nachdem das ONA Ende März eine Übereinkunft mit der Gemeinde Monnerich gefunden hatte, sei das frühere Flüchtlingsheim schnell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst worden, erzählt Medernach. Um den sanitären Bereich kümmere sich die Sanitärinspektion des Gesundheitsministeriums, die auch mit medizinischen Betreuern vor Ort anwesend sei. Der nicht-medizinische Bereich wie Verpflegung und Einrichtung werde von der „Croix-Rouge“ verwaltet. Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma bewachen die Unterkunft rund um die Uhr. Insgesamt biete die Einrichtung Platz für 100 Patienten. Laut Gesundheitsministerium sind zurzeit 39 Menschen dort untergebracht.

Die frühere Ediff-Schule in Monnerich ist bislang die einzige Quarantänestelle für mit dem Coronavirus infizierte Geflüchtete. Covid-19-Kranke aus allen Landesteilen werden dort isoliert. Sollte die Zahl der Infizierten rasch ansteigen, stehe bereits ein weiteres Gebäude bereit, bekräftigte Nathalie Medernach. Um welche Struktur es sich dabei handelt, wollten weder das ONA noch das Gesundheitsministerium am Montag verraten. Eine dritte Unterkunft sei aber bereits in Planung.

Angehörige von Risikogruppen in Hotels betreut

Für Geflüchtete, die wegen Vorerkrankungen oder ihres hohen Alters zur Risikogruppe gehören, ohne positiv auf Covid-19 getestet worden zu sein, hat das ONA gesonderte Notunterkünfte eingerichtet, in denen ebenfalls eine Betreuung gewährleistet wird. Laut Nathalie Medernach wurden diese Menschen in zwei Hotels untergebracht und werden von Mitarbeitern der Caritas, des Roten Kreuzes und des ONA, in Zusammenarbeit mit der Sanitärinspektion, beaufsichtigt.

Bei Geflüchteten funktioniert die Prozedur genau wie bei allen anderen Bürgern. Wenn sie Covid-19-typische Symptome verspüren, wenden sie sich an ihren Sozialarbeiter oder rufen die Hotline des Gesundheitsministeriums an. Ist das Testergebnis negativ, können sie in ihrem Heim bleiben. Fällt der Test positiv aus, werden sie in der Monnericher Unterkunft isoliert. Der Transport dorthin wird vom CGDIS sichergestellt. Bei schweren Symptomen werden Geflüchtete im Krankenhaus therapiert. Insgesamt seien bislang drei Bewohner aus Flüchtlingsheimen stationär behandelt worden, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Zwei davon seien schon wieder genesen, betonte eine Sprecherin von Ministerin Paulette Lenert (LSAP).

Insgesamt gelten für Geflüchtete dieselben Einschränkungen wie für alle anderen Menschen auch. Die Anweisungen des Gesundheitsministeriums seien in sämtliche in den Einrichtungen gesprochene Sprachen übersetzt worden, sagt Nathalie Medernach. Das Verlassen der Unterkünfte ist nur noch in dringend notwendigen Fällen möglich, Besuche sind nicht gestattet. Die Mahlzeiten werden nicht mehr in Gemeinschaftsräumen, sondern auf den Zimmern zu sich genommen.