EditorialDer Kampf gegen die Corona-Krise funktioniert ohne Frauen nicht

Editorial / Der Kampf gegen die Corona-Krise funktioniert ohne Frauen nicht
Die Forderungen, die von den Protestierenden während des nationalen Frauenstreiks gestellt wurden, werden vom Leben während der Corona-Krise untermauert Foto: Editpress/Julien Garroy

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„Ohne Care-Arbeit würde die Gesellschaft nicht funktionieren.“ Das war die Aussage einer der Organisatorinnen der Plattform JIF2020 gegenüber dem Tageblatt während des ersten nationalen Frauenstreiks am 4. März 2020. Nur wenige Wochen später zeigt sich nun in der Corona-Krise, wie wahr diese Aussage ist. Ohne Kranken- und Altenpfleger, Ärzte und alle anderen Vertreter des Gesundheitssektors, aber auch ohne Putzkräfte, Haushaltshilfen und Lehrpersonal wären der Kampf gegen das Virus und das Leben während der Pandemie unmöglich zu bewältigen. 

Die Organisatorin sagte Anfang März weiter: „Die Care-Arbeit erfährt in unserer Gesellschaft nicht die Wertschätzung, die sie verdient. Oft findet sie unsichtbar und unter belastenden Bedingungen statt und wird größtenteils von Frauen erledigt.“ Die Corona-Krise hat nun schmerzlich zutage gefördert, wie notwendig die Berufe sind, und die Wertschätzung dieser Tage ist sicherlich sehr viel höher als noch im März. Jetzt wird am Abend Beifall gespendet, um all jene zu würdigen, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, um Leben zu retten. Ob das auch nach der Krise anhalten wird, muss sich erst noch zeigen.  

Doch eine weitere zentrale Aussage bleibt auch nach der Krise unverändert: Ein Großteil der Care-Arbeit wird von den Frauen erledigt. Ein Beispiel: Drei Viertel der 2019 in den Krankenhäusern beschäftigten Angestellten waren weiblich. Laut Statec waren 2017 21 Prozent aller arbeitenden Frauen im Gesundheitssektor tätig, aber nur 4 Prozent aller Männer.

Daneben würden die Kinderversorgung und der Bildungsbereich nicht ohne Frauen funktionieren: Mehr als 60 Prozent der Arbeitsplätze sind hier von Frauen besetzt. In der Corona-Krise ist es nun an ihnen, die „Schoul doheem“ so hinzubekommen, dass ihre Schüler trotz Ausnahmesituation das Schuljahr erfolgreich abschließen können. Und auch die öffentliche Hygiene, die in der Corona-Krise nun eine besonders wichtige Rolle spielt, liegt meist in weiblichen Händen: Zwar gibt es keine genauen Zahlen, doch nicht umsonst spricht man häufiger von „Putzfrauen“ als von „Putzkräften“ oder gar einem „Putzmann“. Und auch andere Berufe, die zurzeit unsere Grundversorgung garantieren, werden häufig von Frauen ausgeübt. Da genügt ein Blick in die Supermärkte: Ohne Kassiererinnen oder Verkäuferinnen wäre uns das Hamstern sehr viel schwerer gefallen.

Nicht zu vergessen die Leistung, die Frauen zu Hause erbringen und für die sie nicht entlohnt werden. Von Kochen über Putzen, Kranken- und Altenpflege und Kinderbetreuung bis hin zum Wäschewaschen: Laut der NGO Oxfam beläuft sich der Wert der unbezahlten Arbeit, die Frauen weltweit leisten, auf 10,9 Billionen Euro. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) hat herausgefunden, dass Frauen in Luxemburg sogar pro Tag mehr arbeiten als Männer, aber deutlich weniger verdienen: Im Durchschnitt verbringen Männer zwei Stunden am Tag mit unbezahlter Arbeit und 5,5 Stunden mit bezahlter Arbeit. Frauen hingegen sind etwa vier Stunden am Tag mit unbezahlter Arbeit beschäftigt und fast genauso lange mit bezahlter Arbeit. Männer kommen laut dieser Statistik auf genau 451,1 Minuten Arbeit am Tag, während Frauen mit 478,5 Minuten am Tag produktiver sind. Vielleicht bringt die Corona-Krise ja nun die Wende und die Männer, die zurzeit im Home-Office oder in Kurzarbeit sind, packen auch im Haushalt mehr an. 

Die Frauen (und Männer), die im März auf die Straße gegangen sind, haben sich für mehr Gleichberechtigung, gleiche Löhne und mehr Anerkennung für die unbezahlte Arbeit der Frauen eingesetzt. In der Corona-Krise zeigt sich, wie sehr die Gesellschaft auf die Arbeit der Frauen zählen kann und muss. Wer also beim nächsten Frauenmarsch dumme Sprüche klopft wie „Kuck, da geht eine Schar Hühner spazieren“ oder „Frauen gehören an den Herd“, sollte sich besser überlegen, ob er die nächste Pandemie im Alleingang bewältigen kann. 

Laird Glenmore
17. April 2020 - 0.05

@Miette DANKE

Miette
16. April 2020 - 22.04

@Laird, Sie haben sich von dem Bekannten zurückgezogen, welcher sich so Frauen / Menschen- verachtend ausgedrückt hat. Andere Männer hätten laut gelacht und mit Schulterklopfen auf gute Kameradschaft angestossen. Das...Ende jetzt mit dem Umgang... macht sie in meinen Augen zu einem wohlerzogenen Gentleman. Ihre Eltern haben es gut gemacht mit der Erziehung?

Laird Glenmore
16. April 2020 - 10.41

@Miette naja Gentlemen ich versuche immer nett und höflich zu sein und vor allem Respektvoll meinem gegenüber, habe eben eine andere Erziehung genossen und leider sind solche Individuen in unserer Luxemburger Herren Etage noch nicht ausgestorben.

Miette
15. April 2020 - 21.40

Laird, sie sind ein echter Gentleman??? Auf "Helden", welche solche Sprüche, wie ihr ehemaliger Bekannter, ablassen kann die Welt verzichten.

Clemi
15. April 2020 - 11.27

Bravo, dem ist nichts hinzuzufügen!! auf dass alle "held*innen", denen jetzt so oft applaudiert und gedanksagt wird, auch nach der krise endlich und für immer den nötigen respekt erfahren, der ihnen schon so lange zusteht....

Laird Glenmore
15. April 2020 - 10.05

nationalen Frauenstreiks am 4. März 2020. Nur wenige Wochen später zeigt sich nun in der Corona-Krise, wie wahr diese Aussage ist. Vollkommen richtig Frauen sind ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft, aber das ist in Luxemburg noch nicht abgekommen hier herrscht immer noch die Meinung das Frauen nur für den Haushalt und das Bett da sind, die Männer zu mindestens die ältere Generation machen das auch bei Gesprächen auch ziemlich deutlich. Aussage eines ehemaligen Bekannten in meinem beisein der eine neue Sekretärin einstellen wollte " Die hat wenn ich will unter den Schreibtisch zu kriechen und mir einen zu B ..... und wenn die das nicht kapiert dann kann die zu Hause bleiben. Ich habe noch nie in meinem Leben einem dämlicheren Spruch von einem verheirateten Unternehmer gehört seitdem habe ich den Kontakt zu diesem Herren abgebrochen, wer so herabwürdigend gegenüber Frauen in meiner Gegenwart spricht gehört nicht länger zu meinen Freunden. Wo wären wir denn ohne Frauen, wir sollten sie auf Händen tragen und sie auch dem entsprechend zuvorkommend behandeln.