Erst blutige Unruhen, nun ein Skandal im Klan des Staatschefs: Kasachstan drängt sich zuletzt wieder öfter in die Schlagzeilen. Der 29-jährige Aisultan, ein Enkel des „Jelbassy“ (nationaler Führer) Nursultan Nasarbajew, erhebt schwere Korruptionsvorwürfe gegen seinen Großvater und seine Mutter Dariga Nasarbajewa. Diese sollen laut Aisultan kasachisches Erdgas an den russischen Gaspromkonzern „für Pfennige verscherbelt“ haben.
Den Erlös in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar jährlich teilten sich angeblich „Putins Geldbörse“, Gaspromchef Alexej Miller und die Nasarbajew-Familie auf kasachischer Seite. Zu diesem Zweck wurde nach Angaben des Nasarbajew-Enkels eine Firma in Singapur eingerichtet. Dariga Nasarbajewa und deren „jetziger Ehemann“ wollten aber den kasachischen Anteil von 700 Millionen Dollar im Jahr ganz an sich reißen, so Aisultan.
Politische Hintergründe
Laut dem kritischen Sender Echo Moskau, der darüber berichtete, will der Nasarbajew-Enkel, der seinen früheren Schwiegervater Kairat Boranbajew gegen die eigene Mutter unterstützt, politisches Asyl in London beantragt haben. Eine offizielle Bestätigung dafür steht bisher aus. Angeblich hängt diese Affäre mit dem Dunganer-Aufstand an der kirgisischen Grenze vom 6. bis 8. Februar zusammen. Politische Zusammenhänge sind jedenfalls unübersehbar. Aisultan werden Beziehungen zum flüchtigen kasachischen Ex-Sicherheitschef Alnur Mussajew nachgesagt, der 2008 wegen Hochverrat, Spionage und Menschenraub zu 35 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde und fliehen musste. Heute versteckt er sich „irgendwo in Europa“.
Die Sache hat allerdings einen Schönheitsfehler. Nasarbajew-Enkel Aisultan hat ein schweres Drogenproblem. Deshalb neigen alle beteiligten Parteien dazu, seine klagenden Berichte mit spitzen Fingern anzufassen. In Großbritannien wurde er bereits wegen Randalierens und Hausfriedensbruchs angeklagt. Seinen Verwandten wirft er vor, ihm seinen Reisepass unerlaubterweise weggenommen und sogar versucht zu haben, ihn nach Kasachstan oder Russland zu entführen.
Ein Drogenproblem und ein Gruß nach Hause
Seine Mutter habe ihn bereits früher in ein Gefängnis im russischen Orjol gesteckt. Der Patriarch der großen Nasarbajew-Familie, Jelbassy Nursultan, versucht nach Kräften, sich aus der Affäre um das Enfant terrible Aisultan herauszuhalten. Praktische Regelungen lässt er von seinem Nachfolger Kassym-Schomart Tokajew treffen. Es ist aber nun einmal sein Enkel. Auch dessen Mutter Dariga, von der er vermutlich seinen unmöglichen Charakter hat, ist kein Geschenk des Himmels. Ihr Vater hat sie schon einmal als Vizeregierungschefin absetzen müssen. Jetzt ist sie die Vorsitzende des Parlamentsoberhauses – immerhin der drittwichtigste Posten in Kasachstan.
Seine ellenlange Presseerklärung schließt der Nasarbajew-Enkel mit einem Appell an die US-Regierung. Da sich die USA weltweit für Demokratie und Menschenrechte einsetzen, sei es ihm ein Rätsel, warum sie Sanktionen gegen die Regierung Russlands verhängen, die kasachische Regierung aber gewähren lassen. Darüber wird sich Opa Nursultan besonders gefreut haben.
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