Wir stellen vor: Stéphane Pallage und seine Uni

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Stéphane Pallage ist neuer Rektor der Uni Luxemburg. Wir stellen den Belgo-Kanadier, sein Leben und die Universität vor.

Rückkehr oder Ausblick?

Er ist zwar kein Luxemburger, aber im belgischen Malmédy aufgewachsen und somit immerhin ein Nachbar: Stéphane Pallage. Er begann zunächst ein Studium in Wirtschaftswissenschaften in Lüttich, das er 1990 mit einer „Licence en administration des affaires“ abschloss.

Danach ging er ins Ausland, an die amerikanische „Tepper School of Business“ der Universität Carnegie Mellon in Pittsburgh, um einen Master zu absolvieren. Seine Masterarbeit behandelte die Verwaltungsarbeit in der Industrie.

1993 schrieb Pallage in Carnegie auch seine Doktorarbeit. Er spezialisierte sich dabei vor allem auf die Entwicklungshilfe und auf den Kampf gegen die Kinderarbeit. Ab 1995 unterrichtete der Belgier in Carnegie Mellon, dann wechselte er über zur kanadischen ESC UQAM, der „Ecole des Sciences de la gestion“ der „Université du Quebec à Montreal“. Mit 15.000 Schülern und 300 Lehrern ist sie die größte französischsprachige Wirtschaftshochschule der Welt.

Ab 2002 hat Stéphane Pallage dort nicht nur gelehrt, sondern auch Verantwortung übernommen, als er zunächst für die Personalverwaltung und das Wachstum der Uni zuständig wurde. Von 2002 bis 2005 war er auch Programmdirektor, seit Juni 2013 war er Rektor der kanadischen Uni. Diese Erfahrung will der neue Rektor, der Französisch, Englisch und Deutsch spricht, jetzt auch in Luxemburg einbringen.

Nummer vier

Stéphane Pallage ist bereits der zweite Rektor, der einen Teil seiner Erfahrungen in Kanada sammelte. Bereits der erste Rektor der Uni Luxemburg, der Ingenieur und Geotechniker François Tavenas, besaß neben der französischen auch die kanadische Nationalität. Er hatte in Lyon und Grenoble studiert und war dann zur kanadischen McGill-Universität übergewechselt. Er hat die Uni Luxemburg vom 1. Dezember 2003 bis zu seinem Tod im Februar 2004 sozusagen auf die Weltkarte gesetzt.

Nach Tavenas kam der deutsch-spanische Physiker Rolf Tarrach. Er blieb zehn Jahre an der Spitze der Uni und lernte in seiner Amtszeit nicht nur das Land kennen und lieben, sondern hatte auch eine klare Vorstellung von der Art Universität, die Luxemburg bekommen sollte. Tarrach hat nicht nur luxemburgisch sprechen gelernt, er hat sich auch das ganz eigene hiesige System, wo einer den anderen kennt und die Verwaltungshindernisse häufig mit einem Telefonanruf beseitigt werden können, zu eigen gemacht. Tarrach lebt mit seiner Familie auch nach seiner Pensionierung weiter in Luxemburg.

Sein Nachfolger war der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Rainer Klump, Vizerektor der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, der größten deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Universität. Er trat sein Amt 2015 mit dem Vorhaben an, die Uni Luxemburg in eine neue Phase der Entwicklung zu begleiten. In seine Amtszeit fällt der nicht unbedeutsame Umzug nach Belval.

Der persönlich sehr unkomplizierte Klump hatte offensichtlich das Luxemburger System nicht so gut im Griff. Er stolperte über die finanziellen Anforderungen, sprich die budgetären Schwierigkeiten der Uni, und warf daraufhin nach etwas mehr als zweijähriger Amtszeit das Handtuch.

Die Uni Luxemburg

Im Herzen der EU gelegen, hat die Universität Luxemburg aus der internationalen Zusammenarbeit eine ihrer Prioritäten gemacht, um das Ziel der Exzellenz in Forschung und Lehre zu erreichen. Eine ihrer Stärken ist die Mehrsprachigkeit, die 6.400 Studierenden sowie die 300 Professoren kommen aus der ganzen Welt. Eine Reihe von Abkommen mit Universitäten aus Europa und der ganzen Welt tragen zur Förderung der Mobilität der Studenten bei. Manche dieser Abkommen beinhalten ebenfalls die Möglichkeit der Personalmobilität oder betreffen gemeinsame Forschungsprojekte.

Die 2003 gegründete Universität befindet sich seit 2015 auf dem ehemaligen Industriegelände in Belval. Sie hat aber noch zwei Standorte in der Hauptstadt: Die Fakultät für Recht, Wirtschaft und Finanzen befindet sich auf Kirchberg, Wissenschaft, Technologie und Kommunikation, Physik und Materialforschung sind noch auf Limpertsberg untergebracht. Die Studierenden können derzeit unter 12 Bachelor- und 42 Masterstudiengängen wählen.

Forschung ist ebenfalls eine der großen Prioritäten, geforscht wird vornehmlich im IT-Bereich, im europäischen Recht, im Finanzwesen und in den Erziehungswissenschaften. Interdisziplinär arbeiten das Zentrum für elektronische Kommunikation, das Luxembourg Center for Systems Biomedicine und das Zentrum für Zeitgeschichte.

Mehr Geld in der Kasse

In seiner Eigenschaft als Rektor hat Stéphane Pallage am Montag eine erste Unterschrift gesetzt, als er am Rande seiner ersten Pressekonferenz den Vierjahresplan unterzeichnete, mit dem die Regierung in den Jahren 2018 bis 2021 nicht weniger als 1,44 Milliarden Euro in Hochschule und Forschung investiert.

Die Uni allein erhält davon 766,84 Millionen Euro, das sind knapp 30 Prozent (178,24 Millionen) mehr als im vorherigen Vierjahresplan. Zusätzlich sind nochmals 26 Millionen Euro für die geplante Medizinerausbildung vorgesehen.