RusslandVier „Soldaten des Kalifats“ nach Anschlag bei Moskau festgenommen

Russland / Vier „Soldaten des Kalifats“ nach Anschlag bei Moskau festgenommen
Dieses Handout-Foto zeigt Lutfulloi Nazrimad, der verdächtigt wird, an dem Anschlag auf eine Konzerthalle beteiligt gewesen zu sein, während er auf seine Untersuchungshaftanhörung im Bezirksgericht Basmanny in Moskau wartet Foto: AFP/Moscow City Court Press Service

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Eine Woche nach dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau hat der Islamische Staat (IS) erklärt, dass vier festgenommene Tatverdächtige Mitglieder der Dschihadistenmiliz sind.

In einem in der Nacht zum Freitag erschienenen Beitrag der Wochenpublikation „al-Nabaa“ hieß es, „vier Kämpfer, die Soldaten des Kalifats sind“, hätten am 22. März die Crocus City Hall am Stadtrand von Moskau attackiert.

Drei der IS-Mitglieder von ihnen hätten bei dem Angriff Maschinengewehre verwendet, der vierte habe den Auftrag gehabt, das Feuer zu legen, hieß es. Danach habe es eine Verfolgungsjagd durch die russischen Kräfte zu Boden und aus der Luft gegeben und sie seien in einem Wald „umzingelt“ worden, hieß es weiter in dem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Beitrag. „Möge Gott sie aus ihrer Gefangenschaft befreien.“ Der IS hatte bereits unmittelbar nach dem Anschlag die Verantwortung für den Anschlag übernommen.

Bei dem Angriff auf die Veranstaltungshalle in dem Moskauer Vorort Krasnogorsk wurden nach jüngsten russischen Angaben vom Freitag mindestens 144 Menschen getötet. Dutzende Verletzte befinden sich nach Angaben des russischen Gesundheitsministeriums noch in Krankenhäusern.

Es war der schlimmste Anschlag in Russland der vergangenen 20 Jahre. Obwohl der IS unmittelbar nach dem Angriff die Tat für sich reklamierte, verbreiten die russischen Behörden und Dienste weiterhin die Version, dass die Attentäter Verbindungen in die Ukraine hätten.

Ukraine weist Beteiligung zurück

Das russische Ermittlungskomitee erklärte am Donnerstag, die Täter hätten „Verbindungen zu ukrainischen Nationalisten“ gehabt und erhebliche Geldsummen aus der Ukraine erhalten. Am Freitag präzisierte das Komitee, dass die Angreifer von einem unbekannten Koordinator über den Onlinedienst Telegram gesteuert wurden. Sie hätten nach der Tat in die Ukraine fliehen wollen, um ihre „Belohnung“ zu kassieren. Die Ukraine weist jedwede Beteiligung an dem Angriff zurück.

Die russischen Behörden führten kurz nach dem Angriff vier Festgenommene, die schwere Gesichtsverletzungen aufwiesen, vor laufenden Kameras vor Gericht vor. Zu den Berichten, dass die vier Beschuldigten gefoltert wurden, lehnte der Kreml eine Stellungnahme ab.

Am Freitag teilte der Pressedienst der Moskauer Gerichte mit, dass ein neunter Verdächtiger in Untersuchungshaft genommen worden sei. Er komme aus Tadschikistan, so wie die vier Beschuldigten, die direkt für den Angriff verantwortlich sein sollen. Insgesamt gaben die russischen Behörden damit bisher zwölf Festnahmen bekannt.

Westliche Experten halten das IS-Bekenntnis zu dem Anschlag für glaubwürdig. Im Verdacht steht der IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Chorasan (ISPK), vor dem auch die Dienste in Frankreich und Deutschland warnen. Im IS-Bekennerschreiben hieß es, der Anschlag bei Moskau sei Teil des Krieges mit den „Ländern, die den Islam bekämpfen“.

Russland war in der Vergangenheit häufiger Ziel von IS-Anschlägen, die von der Dschihadistenmiliz als Vergeltungsaktionen für die Unterdrückung muslimischer Volksgruppen in Russland oder die Unterstützung des Machthabers Baschar al-Assad in Syrien bezeichnet werden.