KommentarWem nützten die Bommeleeër-Anschläge?

Kommentar / Wem nützten die Bommeleeër-Anschläge?
Bommeleeër: Eine lange und schwierige Spurensuche, hier bei der Feldforschung am  7. Mai 1985 Foto: Editpress-Archiv

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Ein Politikum war die Bommeleeër-Affäre schon früh. Auch wenn bei der Serie von Sprengstoffanschlägen unter anderem auf Strommasten, den Flughafen Findel und ein Konferenzgebäude zwischen Mai 1984 und April 1986 zum Glück niemand ums Leben kam, so hielt sie die luxemburgische Gesellschaft damals in Atem. Zur Staatsaffäre entwickelte sich die Attentatsserie nach etwa zwei Jahrzehnten weitgehend erratischer Ermittlungen spätestens dann, als Jean-Claude Juncker Ende 2005 ein Vieraugengespräch mit einem vermeintlichen Zeugen führte. Dieser teilte dem damaligen Premierminister gegenüber mit, er habe Prinz Jean, den Bruder des Großherzogs, an einem der Tatorte gesehen. Doch dies war nur eine von vielen Pisten auf dem Weg zur Lösung des Rätsels, das hierzulande viele Menschen in den Bann zog. Spekulationen schossen ins Kraut, etliche Verschwörungstheorien gerieten in Umlauf. Die Attentäter blieben unentdeckt. Dass Juncker als Chef der Exekutive dabei die Justiz desavouierte, geriet fast zur Nebensache. Eine weitere Spur führte zu dem paramilitärischen Netzwerk „Stay Behind“ (Gladio), das die NATO aufgebaut hatte und das im Fall einer Besatzung durch die Truppen des Warschauer Paktes Sabotageakte gegen die Besatzer verüben sollte. Später musste Ex-Premier Jacques Santer deshalb vor Gericht aussagen.

Eine Frage tauchte bei der Suche nach dem oder den Tätern immer wieder auf: „Cui bono?“ Wem nutzten die Attentate? Wer zog einen Vorteil daraus? Im Vergleich zu den genannten Verschwörungsszenarien wirken die unterstellten Motive des zeitweise Hauptverdächtigen, des einstigen Gründers der „Brigade mobile Gendarmerie“, und die der beiden ehemaligen Gendarmerie-Mitglieder, die beim Bommeleeër-Prozess, der im Februar 2013 begann und im Juli 2014 ausgesetzt wurde, auf der Anklagebank saßen, bescheiden. Die reichten von Frust und Langeweile bis zur Erzwingung von Reformen und einem höheren Budget für die Sicherheitskräfte.   

Dass schließlich auch der heutige Premierminister zur Geschichte dieses großen Politikums gehört, ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Luc Frieden als Justiz- und Polizeiminister den damaligen Staatsanwalt Robert Biever und die Untersuchungsrichterin Doris Woltz nach den Aussagen der beiden zu beeinflussen versuchte, damit die Ermittlungen eingestellt würden. Dies dementierte Frieden zwar öffentlich. Ein Mosaikstein mehr in der langen Geschichte der Staatsaffäre war der Verdacht dieser ministeriellen „Übergriffigkeit“ allemal. Ein weiterer dürfte sein, dass ein Großteil der Verdächtigen sich nun nicht mehr wegen der Bombenanschläge, sondern „nur“ noch wegen Falschaussagen und der Behinderung der Justiz vor Gericht verantworten müssen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

d'Boufermamm
27. Februar 2024 - 9.36

Weder Frieden noch Wolz waren auch nur im geringsten daran interessiert diese Jahrhundertaffäre aufzuklären. Und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen haben beide einen Karrieresprung gemacht. Und irgendwo in der Pampa, nicht unweit des Bubitrapps, wohnt ein frühpensionierter Gendarm und setzt sich rücksichtslos und erfolgreich über alle Bautenreglemente resp.Bauverbote hinweg.

Robert Hottua
26. Februar 2024 - 8.26

Meine luxemburgischen katholischen Eltern wurden wahrscheinlich schon vor 1933 von denselben gesellschaftlichen Kräften, die ab 1945 die CSV gründeten, beinflusst. Diese Beeinflussung beinhaltete die Vermittlung der Notwendigkeit eines segensreichen Schutzes ihrer Heimat mit militärischen und anderen Gewaltformen, um die europäische völkerrassische Einheit und Reinheit zu unterstützen. MfG Robert Hottua