Cyclocross-WMMarie Schreiber: „Ich kann Erste werden – aber auch Vierte oder Fünfte“

Cyclocross-WM / Marie Schreiber: „Ich kann Erste werden – aber auch Vierte oder Fünfte“
Marie Schreiber gilt als Medaillenkandidatin beim WM-Rennen der Espoirs am Sonntag Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Als Medaillenkandidatin geht Marie Schreiber am Sonntag ins Cyclocross-WM-Rennen der Espoirs im tschechischen Tabor. Ihre Resultate in dieser Saison sind beeindruckend und beweisen, dass die 20-Jährige sogar um das Regenbogentrikot mitfahren kann. Doch die SD-Worx-Radsportlerin weiß selber, dass im Rennen selbst alles möglich ist. 

Tageblatt: Marie Schreiber, wie gehen Sie das WM-Rennen am Sonntag an? Ein Rennen wie jedes andere?

Marie Schreiber: Die anderen gehen das Rennen vielleicht nicht wie jedes andere an, aber ich schon. Es ist ein Rennes wie jedes andere. Klar, es geht um einen Titel. Aber es bringt nichts, sich vorher Gedanken zu machen und nicht ruhig zu schlafen. Die Nervosität wird am Tag selbst kommen, aber ich gehe das Rennen wie ein normales an. Es wird ja nicht anders gefahren. Am Podium bekommst du ein Trikot oder nicht. Es bringt einfach nichts, sich vorher schon einen Kopf zu machen. Aber du brauchst auch ein wenig Feuer und darfst es nicht zu ruhig angehen. Es ist immerhin eine WM. Es geht darum, ein Mittelmaß zu finden.

Am Sonntag wird ein reines Espoirs-Rennen stattfinden. Im Weltcup starten Sie sonst immer mit der Elite zusammen. Welche Vor- und Nachteile bringt das?

Es gibt zwei Rennen im Jahr, wo Espoirs getrennt von der Elite fahren. Ich glaube, die Abstände werden jetzt sogar größer, weil sich die U23 nicht an die Elite-Fahrer dranhängen können. Hier merkst du dann, wer stark ist und wer nicht. Die Löcher gehen eher auf. Es sind auch weniger Fahrer, man hat einen besseren Überblick. Wenn jemand abgehängt ist, wird es schwerer, wieder heranzukommen. Aber ich denke nicht, dass großartig anders gefahren wird als bei der Elite. Von der Taktik oder vom Rhythmus her gibt es keinen großen Unterschied zu anderen Rennen. Der größte Unterschied ist, dass das Rennen weniger lang dauern wird. Für mich wäre es besser, es würde länger gefahren werden.

Jempy Drucker sagt, dass es darum geht, das perfekte Rennen zu fahren. Sagen Sie sich aber, dass Sie als Ziel gerne mindestens eine Medaille mitnehmen würden?

Es geht um beides. Es geht vor allem darum, das perfekte Rennen zu fahren und dann zu schauen, was dabei herauskommt. Wir sind vier Fahrerinnen auf ähnlichem Niveau, deswegen ist es schwer zu sagen ‚ich werde Erste, Zweite oder Dritte’. Ich kann Erste werden, aber auch Vierte oder Fünfte. Deswegen bringt es nichts, sich auf ein Resultat zu fixieren. 

Wie war Ihre Vorbereitung auf das Rennen?

Es war nach meinem Sturz nicht ideal (beim Weltcup in Zonhoven am 7. Januar stürzte sie und gab das Rennen auf, Anm. d. Red.). Ich spüre meinen Ellenbogen immer noch ein bisschen. Ich habe eine Woche aber noch mal gut in Spanien trainiert, auch letzte Woche zu Hause habe ich einen guten Block gemacht. Die letzten zwei Rennen, auch die Landesmeisterschaft, waren eine gute Bestätigung. Die Vorbereitung war nicht 100-prozentig ideal, aber ich war nicht weiter krank, deswegen konnte ich das Training ziemlich so machen, wie ich wollte. 

Behindert Sie Ihr Ellenbogen noch?

Sagen wir so: Ich habe im Rennen andere Probleme als meinen Ellenbogen (lacht). Er blockiert ein wenig, aber ich habe keine großen Schmerzen. Wenn ich fahre, dann tun meine Beine mehr weh. 

Was halten Sie von der Strecke?

Ich finde sie cool. Sie ist ähnlich wie Hoogerheide, nur etwas technischer. Das könnte mir mehr entgegenkommen. Ich mag technische Strecken lieber. Solange es kein tiefer Matsch wird, ist es mir aber fast egal. Aber das wird es nicht. Von der Strecke her kann ich mich nicht beklagen. 

Werden Sie Ihrer Taktik treu bleiben und wieder von Anfang an Vollgas geben?

Wenn man es das ganze Jahr so macht, dann bringt es nichts, es bei einer WM anders zu machen. Je eher du Gas gibst, desto eher wirst du andere los. Es ist einfacher, wenn du nach ein oder zwei Konkurrentinnen schauen musst als nach einer Gruppe von zehn. Taktisch bringt es sowieso nichts, sich zu beäugen. Ich gebe das ganze Rennen einfach Vollgas. Nach ein oder zwei Runden vielleicht noch zu dritt zu sein, ist das, was ich hoffe. 

Welche Konkurrentinnen schätzen Sie am stärksten ein?

Zoé (Backstedt), Zemanova. Für mich ist Leonie Bentveld am wenigsten stark von allen. Ich habe das Gefühl, sie hat zu früh „gepeakt“. Aber Zemanova darf man nie unterschätzen. Die Tschechen zaubern bei einer WM immer was hervor, vor allem, wenn es dann noch zu Hause ist. Bei einer WM darf man sowieso niemanden unterschätzen. Ich hoffe, für die Zuschauer wird es eins der spannendsten Rennen des Wochenendes. 

Wie ist Ihr Kontakt aktuell zu Zoé Backstedt? (Anm. d. Red.: Schreiber ist gut mit ihr befreundet)

Ich glaube, sie ist nervös (lacht). Aber ein Rennen ist ein Rennen. Egal, wie gut man miteinander klarkommt. Da gibt’s keine Geschenke. Wenn es nur um Schokolade gehen würde, okay. Aber es geht um ein bisschen mehr.