RadsportStreckenvorstellung: Das „Dach“ der Tour 2024 liegt auf über 2.800 m

Radsport / Streckenvorstellung: Das „Dach“ der Tour 2024 liegt auf über 2.800 m
Die Tour de France 2024 verspricht wohl schwere Etappen in den Alpen, die zum Showdown zwischen Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard führen könnten Foto: AFP/Bernard Papon

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Am Mittwoch werden im Pariser „Palais des Congrès“ die Streckenführungen der Tour de France 2024 für Männer und für Frauen vorgestellt. Spannung gibt es dabei höchstens hinsichtlich der Rundfahrt für die weibliche Elite, denn das „Tracé“ des Männerrennens birgt kaum noch Geheimnisse in sich.

Wie so vieles auf der Welt hat auch die Vorstellung der Radrundfahrt durch Frankreich einiges an Reiz verloren. Vor Jahrzehnten, als es das Internet noch nicht gab, fieberte in Paris ein jeder dem Moment entgegen, wo urplötzlich die Karte des Hexagons auf eine Leinwand projiziert wurde und man mehr schlecht denn recht entziffern konnte, wohin die Reise im Juli des darauffolgenden Jahres denn nun hingehen würde.

Seit der globalen Informatisierung der Gesellschaft und dem daraus resultierenden Wandel in der Medienlandschaft gelten andere „Spielregeln“ in Sachen Vorstellung der Tour de France. Immer mehr Journalisten und auch Außenstehende machen sich einen Heidenspaß daraus, die Strecke der Tour auf Gerüchten und Buchungen in den Hotels beruhend zusammenzustellen und sie zu veröffentlichen, noch bevor der Veranstalter dies tun kann.

Das weiß auch Tour-Direktor Christian Prudhomme, der sich damit abgefunden hat, dass er größtenteils nur den „Parcours“ bestätigen kann, der zuvor bereits in den meisten Medien aufgetaucht ist. Ein klein bisschen Spannung aber bleibt immer, denn bis ins letzte Detail sickern die „geheimen“ Informationen in Sachen Streckenführung der nächsten Tour dann doch nicht durch. Einige Überraschungen dürften daher nicht ausbleiben.

In Pantanis Heimatort

Bekannt ist seit langem, dass die Tour für Männer am Samstag, dem 29. Juni, in Florenz beginnen wird. Italien ist damit erstmals Gastgeber eines „Grand départ“. Die erste Etappe führt über 205 km nach Rimini, doch bevor die Fahrer die Adria erreichen, müssen sie sieben Berge mit einem Höhenunterschied von 3.800 m bewältigen. Die Spreu könnte also gleich am Starttag vom Weizen getrennt werden.

Tags darauf beginnt die 2. Etappe in Marco Pantanis Heimatdorf Cesenatico und endet nach einem hügeligen Parcours in Bologna. Die Tour bleibt danach für einen weiteren Tag auf der italienischen Halbinsel (Piacenza-Torino), ehe sie dienstags von Pinerolo aus die Grenze nach Frankreich passiert. Erster Etappenort im Hexagon ist Valloire.

Von Saint-Jean-de-Maurienne aus geht es in den Tagen danach Richtung Norden ins Weinbaugebiet der Bourgogne, es folgt ein Abstecher in Charles De Gaulles Heimatort Colombey-les-Deux-Eglises (Start der 10. Etappe). Wenn nicht alles täuscht, sollen vor dem ersten Ruhetag in Orléans (Montag, 8. Juli) gleich zwei Etappen in Troyes (Samstag, 6., und Sonntag, 7. Juli) ankommen.

Diese Information bedarf allerdings im „Palais des Congrès“ einer Bestätigung durch Tour-Chef Christian Prudhomme. Sollten die Gerüchte stimmen, wäre Troyes ein interessantes Reiseziel für die Luxemburger Radsportferventen, denn die Stadt an den Toren der Champagne liegt nur rund drei Fahrstunden vom Großherzogtum entfernt.

In der zweiten Tour-Woche rollt die Karawane gen Süden in die Pyrenäen, wo am Wochenende vom 13. und 14. Juli Etappenankünfte in Saint-Lary Soulan Pla d’Adet und auf dem Plateau de Beille geplant sind. Dabei dürfte das 50-jährige Jubiläum des Etappensiegs von Raymond Poulidor am Plat d’Adet (1974) gefeiert werden.

Schwere Alpenetappen

Der zweite Ruhetag (Montag, 15. Juli) soll in Narbonne stattfinden, ehe sich die Tour von Gruissan auf nach Nîmes macht. Im Jahr 2017 gab es zwischen beiden Orten eine Etappenankunft der Vuelta, nur in umgekehrter Richtung. Nîmes war damals Startort des „Grand départ“ der Spanien-Rundfahrt.

In die Alpen geht es diesmal von Saint-Paul-Trois-Châteaux aus, das schon mehrmals Tour-Ort war. Die erste Alpenetappe endet im Skiort Super-Dévoluy in den Hautes Alpes (1.500 m über dem Meeresspiegel), die zweite in Barcelonnette (1.100 m) und die dritte in Isola 2000. Letztere Information hat der Bürgermeister von Nice in einer X-(Twitter)-Meldung bestätigt. Diese Etappe, die am Freitag, dem 19. Juli, in Embrun startet, führt u.a. über den Col de Vars und danach auf der höchsten Passstraße Europas über den Col de la Bonette, der mit 2.802 m das „Dach der Tour“ darstellt.

Nach diesen Bergetappen sind die Strapazen für die Fahrer noch lange nicht zu Ende, denn auf der zweitletzten Etappe geht es im Hinterland von Nice nacheinander über den Col de Braus (1.002 m), den Col de Turini (1.607 m) und den Col de Colmiane (1.500 m) auf den Col de la Couillole, wo Tadej Pogacar im März 2023 bei Paris-Nice unschlagbar war.

Frauentour startet in Rotterdam

Sollte die Entscheidung über den Toursieg bis dahin nicht gefallen sein, haben die Anwärter noch das letzte Zeitfahren von Monaco nach Nice über 35,2 km vor sich, um alles klarzumachen. Nach dem Start in der „Principauté“ steht als Hauptschwierigkeit zuerst der „Col de la Turbie“ auf dem Programm, den die Autosportferventen von der „Rallye Monte-Carlo“ her kennen. Dann führt die Strecke über den Col d’Eze, den bekanntesten Anstieg des Traditionsrennens Paris-Nice. Seit langem ist ja bekannt, dass die Tour 2024 wegen der Olympischen Spiele (vom 26. Juli bis 11. August 2024) diesmal nicht in Paris, sondern an der Côte d’Azur enden wird.

Was nun die Tour de France féminin anbelangt, so wird sie am 12. August, also am Tag nach den Spielen, in Rotterdam beginnen. In den Niederlanden finden gleich mehrere Etappen statt, eine „en ligne“ am ersten Tag, danach eine Halbetappe „en ligne“ morgens und ein Zeitfahren nachmittags. Danach wechselt die Tour féminin nach Nordfrankreich und von dort in die Alpen, die erstmals seit der Neueinführung der Frauenrundfahrt auf dem Programm stehen sollen.

Das alles aber bedarf noch einer Bestätigung …

Im Überblick

Die voraussichtlichen Etappen
Samstag, den 29. Juni – 1. Etappe:

Florenz – Rimini 205 km
Sonntag, den 30. Juni – 2. Etappe:
Cesenatico – Bologna 200 km
Montag, den 1. Juli – 3. Etappe:
Piacenza – Turin 225 km
Dienstag, den 2. Juli – 4. Etappe:
Pinerolo – Valloire
Mittwoch, den 3. Juli – 5. Etappe:
Saint-Jean-de-Maurienne – Saint-Vulbas
Donnerstag, den 4. Juli – 6. Etappe:
Mâcon – Dijon
Freitag, den 5. Juli – 7. Etappe:
Gevrey-Chambertin – Nuits-Saint-Georges
Samstag, den 6. Juli – 8. Etappe:
Semur-en-Auxois – Troyes
Sonntag, den 7. Juli – 9. Etappe:
Colombey-les-deux-Eglises – Troyes
Montag, den 8. JuliRuhetag in Orléans
Dienstag, den 9. Juli – 10. Etappe:

Orléans – Saint-Amand-Montrond
Mittwoch, den 10. Juli – 11. Etappe:
Evaux-les-Bains – Le Lioran
Donnerstag, den 11. Juli – 12. Etappe:
Aurillac – Villeneuve-sur-Lot
Freitag, den 12. Juli – 13. Etappe:
Agen – Pau
Samstag, den 13. Juli – 14. Etappe:
Pau – Saint-Lary-Soulan Pla d’Adet
Sonntag, den 14. Juli – 15. Etappe:
Loudenvielle – Plateau de Beille
Montag, den 15. Juli – Ruhetag in Narbonne
Dienstag, den 16. Juli – 16. Etappe:
Gruissan – Nîmes
Mittwoch, den 17. Juli – 17. Etappe:
Saint-Paul-Trois-Châteaux – Super-Dévoluy
Donnerstag, den 18. Juli – 18. Etappe:
Gap – Barcelonnette
Freitag, den 19. Juli – 19. Etappe:
Embrun – Isola 2000
Samstag, den 20. Juli – 20. Etappe:
Nice – Col de la Couillole 132 km
Sonntag, den 21. Juli – 21. Etappe:
Monaco – Nice 35,2 km (EZF)