SpanienErstes großes Buschfeuer am Mittelmeer: Wälder brennen schon im Frühjahr

Spanien / Erstes großes Buschfeuer am Mittelmeer: Wälder brennen schon im Frühjahr
Die Flammen breiten sich in der Nähe des Dorfes Villanueva de Viver aus, rund zehn Kilometer Luftlinie von Montanejos entfernt Foto: Lorena Sopêna/Europa Press/dpa

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In Spanien ist bereits jetzt das erste Buschfeuer ausgebrochen. Die Trockenheit macht dem Land zu schaffen, das bereits jetzt spürbar vom Kimawandel getroffen ist.

„Wenn sie rechtzeitig eingegriffen hätten, wäre es nicht so weit gekommen“, sagt ein Bewohner des ostspanischen Dorfes Montanejos, das im Hinterland der Mittelmeerregion Valencia liegt. Er und andere Nachbarn hatten gegen Mittag gemeldet, dass es im Wald brenne. Doch bis die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen anrückte, sei kostbare Zeit vergangen. „Wären sie sofort mit einem Löschflugzeug gekommen, dann würde es jetzt nicht mehr brennen.“

Montanejos ist ein kleiner Ort mit 500 Einwohnern 50 Kilometer nördlich der Regionalhauptstadt Valencias. Das Dorf ist bei Urlaubern ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen und Klettertouren durch das traumhafte Bergland, das sich mit seinen weiten Kiefernwäldern hinter der Mittelmeerküste Valencias erhebt. Auch die heißen Quellen in der Umgebung ziehen viele Besucher an.

Dieses Paradies verwandelte sich nun in wenigen Stunden in einen Friedhof aus qualmenden Baumstümpfen. „Es ist ein sehr gefräßiges Feuer“, sagte Ximo Puig, Ministerpräsident der Region Valencia. Bis zum Freitagnachmittag waren in der Umgebung von Montanejos bereits mehr als 3.000 Hektar oder 30 Quadratkilometer Naturlandschaft verbrannt. Eine Fläche, die rund 4.200 Fußballfeldern entspricht. Es ist in diesem Jahr der erste große Waldbrand in Spanien und im gesamten Mittelmeerraum.

Das Feuer war Donnerstagmittag ausgebrochen. Binnen weniger Stunden hatte es sich zu einem gewaltigen Großbrand ausgeweitet, der am Freitag noch nicht unter Kontrolle war. Für den Monat März ungewöhnlich hohe Temperaturen, die sonst eher im Sommer gemessen werden, hatten die Ausbreitung der Flammen beschleunigt. Hinzu kommen geringe Luftfeuchtigkeit und wechselnde Winde. „Der Klimawandel erhöht die Risikoschwelle für Waldbrände“, sagte ein Behördensprecher.

Starke Rauchbildung erschwert Lufteinsatz

Bis zum Freitag mussten acht Ortschaften mit annähernd 1.500 Einwohnern evakuiert werden. Darunter auch die Bewohner eines Altenheims, die mit Krankenwagen und Bussen in Sicherheit gebracht wurden. Weitere Räumungen waren nicht ausgeschlossen. Mehrere vereinzelte Landhäuser wurden bereits Raub der Flammen. Am Freitagnachmittag bedrohte die Feuerwalze, die durch die Provinzen Castellón und Teruel rollt, den Naturpark Sierra de Espadán.

Ein solch heftiger Waldbrand ist eher typisch für den Sommer, aber nicht für den Frühling

Ein Sprecher der Feuerwehr

20 Löschflugzeuge und -hubschrauber versuchten aus der Luft, das Feuer einzugrenzen. Der Lufteinsatz wurde jedoch durch starke Rauchbildung erschwert. Ohne ausreichende Sicht können sich die Piloten den Brandherden im bergigen Hinterland der Mittelmeerregion nicht nähern. Am Boden waren rund 1.000 Helfer im Einsatz, darunter 250 Soldaten. Sie versuchten, mit Brandschneisen und kontrollierten Gegenfeuern die Flammenwände aufzuhalten.

„Ein solch heftiger Waldbrand ist eher typisch ist für den Sommer, aber nicht für den Frühling“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Der Brand sei durch die unnormalen klimatischen Bedingungen begünstigt worden. Weite Teile der spanischen Mittelmeerküste leiden seit Monaten unter Regenmangel. „In den ersten drei Monaten des Jahres sind in der Region nur zehn Prozent der üblichen Niederschlagsmenge gefallen.“ Die Wälder seien knochentrocken.

Bereits jetzt extreme Waldbrandgefahr

In der gesamten Region Valencia besteht derzeit wegen des sommerlichen Klimas extreme Waldbrandgefahr. Am Wochenende werden örtlich Temperaturen bis zu 30 Grad erwartet, was die Brandbekämpfung nicht erleichtern dürfte. Rauchen und offenes Feuer im Wald sind strengstens verboten. Zu der Region gehören die berühmten Urlaubshochburgen Costa de Azahar (Orangenblütenküste) und Costa Blanca (Weiße Küste), die sich jetzt über Ostern mit Zehntausenden Touristen füllen werden.

Der Chef der regionalen Zivilschutzbehörden, José María Ángel, schloss nicht aus, dass das Feuer durch mangelnde Umsicht eines Bauern entstanden sein könnte. Auf dem Land ist das Verbrennen von Abfällen oder das Abbrennen von Stoppelfeldern weit verbreitet. Auch landwirtschaftliche Maschinen können Funken verursachen. Experten verweisen darauf, dass die meisten Waldbrände von Menschen verursacht werden – durch Brandstiftung oder durch Fahrlässigkeit.

Schon das letzte Jahr war für Spanien ein buchstäblich schwarzes Jahr: In keinem anderen EU-Staat verbrannten so viele Wälder wie in Spanien. Das Land gehört laut Experten zu den am schlimmsten durch den Klimawandel betroffenen Regionen Europas. In 2022 verkohlten laut dem europäischen Satelliten-Beobachtungsprogramm Copernicus in Spanien 3.070 Quadratkilometer Naturlandschaft – fünfmal so viel wie in den benachbarten Mittelmeerländern Frankreich oder Italien.