SahelzoneFranzösische Militärpräsenz in Afrika bröckelt weiter

Sahelzone / Französische Militärpräsenz in Afrika bröckelt weiter
Unterstützer des Militärputschisten Ibrahim Traoré demonstrieren in der Hauptstadt Ouagadougou mit russischen Flaggen Foto: Olympia de Maismont/AFP

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Russland führt derzeit Krieg an mehreren Fronten: Während alle Augen auf die Ukraine gerichtet sind, baut Präsident Wladimir Putin seinen Einfluss in Afrika immer aggressiver aus.

Dabei setzt Russland sogar die einst mächtige französische Kolonialmacht Frankreich, die bis vor kurzem noch mehr als 5.500 Soldaten in der Sahelzone hatte, massiv unter Druck. Nach Mali wirft nun auch Burkina Faso die französischen Militärs aus dem Land.

Das französische Außenministerium gab am Mittwoch bekannt, die offizielle Kündigung des Abkommens über die Militärpräsenz erhalten zu haben. Frankreich werde fristgemäß seine Soldaten innerhalb eines Monats abziehen. Es ist ein harter Schlag für Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der im vergangenen Jahr bereits den Abzug aus Mali verkündet hatte.

Ähnlich wie in Mali ist es eine aus einem Militärputsch hervorgegangene Regierung, die den Franzosen die Tür weist und sich offen zu neuen Partnern bekennt. „Russland ist in dieser Hinsicht eine vernünftige Wahl (…), wir denken, dass wir diese Partnerschaft ausbauen sollten“, sagte kürzlich der Ministerpräsident von Burkina Faso, Apollinaire Kyélem de Tembela, nach einem Treffen mit dem russischen Botschafter. Im Dezember war der burkinische Regierungschef in Moskau empfangen worden.

„Die anti-französische Stimmung in der Sahelzone verstärkt sich immer weiter“, sagte Alain Antil vom Französischen Institut für Internationale Beziehungen (Ifri). „Nicht nur bei den Eliten, sondern auch in weiten Kreisen der öffentlichen Meinung in den großen Städten“, fügte er hinzu.

Frankreich betont, dass die anti-französische Stimmung von Russland gezielt befeuert wird, unter anderem durch Fake News in den Online-Netzwerken. Krude Zeichentrickfilmchen zeigen etwa französische Soldaten als Skelette, die von malischen Soldaten mit einem Maschinengewehr niedergeschossen werden. Die Munition dafür liefert ein muskelbepackter Soldat mit dem Wagner-Abzeichen und der russischen Flagge auf dem Bizeps.

Die französische Staatssekretärin Chrysoula Zacharopoulou hatte sich bei ihrem jüngsten Besuch in Ouagadougou vergeblich um bessere Stimmung bemüht. „Frankreich will sich nicht aufdrängen, aber wir sind bereit, gemeinsam die Zukunft zu planen“, sagte sie. Frankreich wolle die Entscheidungen der burkinischen Regierung keineswegs beeinflussen. Genützt hat das nichts. Ebenso wenig wie die Mahnung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der am Sonntag wortkarg erklärt hatte, er warte noch auf „Aufklärung von Herrn Traoré“.

Goldminen gehen an russische Firmen

Der 34 Jahre alte Militär Ibrahim Traoré hatte sich im September an die Macht geputscht. Der Staatsstreich war von anti-französischen und pro-russischen Protesten begleitet gewesen. Es war der zweite Putsch innerhalb von acht Monaten. Ähnlich wie im Nachbarland Mali ist die Sicherheitslage im Land dramatisch. Islamistische Gruppen terrorisieren die Bevölkerung in dem rohstoffreichen Land.

Gold ist Burkina Fasos wichtigstes Exportgut. Erst im Dezember hatte die Regierung der russischen Firma Nordgold die Genehmigung für eine weitere Goldmine erteilt. Das Unternehmen betreibt bereits drei Goldminen im Norden des Landes.

Die 400 französischen Spezialkräfte sollen nun möglicherweise in den benachbarten Niger verlegt werden. Dort sind derzeit etwa 2.000 französische Soldaten stationiert. Erst im vergangenen Sommer hatte Frankreich nach einem neun Jahre dauernden Einsatz auf Druck der Übergangsregierung seine Soldaten aus Mali abgezogen. Dort sind nun zahlreiche Söldner der Wagner-Gruppe im Einsatz, die der Militärjunta Schutz zusagen und im Gegenzug Russlands Zugriff auf die Rohstoffe des Landes vergrößern.

Auch in der Zentralafrikanischen Republik, die schon 2018 mit Russland ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit unterzeichnete, sind Wagner-Söldner präsent. Die Entwicklung könnte sich in Burkina Faso nun fortsetzen. (AFP)