Syndikat SiconaMehr Natur in den Stadtzentren

Syndikat Sicona / Mehr Natur in den Stadtzentren
Zahlreiche Gemeindevertreter kamen zur Vorstellung der zweiten Auflage des Sicona-Ratgebers  Foto: Editpress/Lenert Claude

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Der Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen ist durch die zunehmende Verstädterung und Versiegelung stark eingeschränkt. Um dem entgegenzuwirken und den Gemeinden dabei zu helfen, öffentliche Grünflächen anzulegen, hat das Sicona („Syndicat intercommunal pour la conservation de la nature“) die zweite Auflage seines Ratgebers „Anlage von naturnahen Grünflächen im Siedlungsbereich“ in Olm vorgestellt.

Allgemein gilt: Je naturnaher die Grünflächen angelegt werden und je mehr Nektarpflanzen zur Verfügung stehen, desto besser eignen sich diese Flächen für Schmetterlinge, andere Bestäuber und Kleintiere, schrieb Olivier Halmes vor vier Jahren im Tageblatt. Und Joëlle Welfring, Umweltministerin, bei der Vorstellung in Olm: „Nur durch eine naturnahe Begrünung der Stadtzentren kann das Insektensterben noch aufgehalten werden. Besonders in Luxemburg, wo viel Bauland versiegelt ist, müssen wir verstärkt auf Grünflächen in Stadtzentren setzen.“

Den Möglichkeiten, wie technische und ökologische Gemeindedienste Grünflächen gestalten können, sind fast keine Grenzen gesetzt. Doch der 65 Seiten dicke Ratgeber richtet sich nicht nur an das Gemeindepersonal, sondern auch an Privatpersonen, die die Artenvielfalt im Siedlungsraum fördern und somit die Lebensqualität in den Wohnvierteln erhöhen wollen. Und das ist auch bitter nötig, wie Dr. Simone Schneider vom Sicona berichtete: „Nicht nur Tiere sind von den menschlichen Eingriffen in ihren Lebensraum betroffen, nein, auch die Wildpflanzen leiden unter dieser Situation. Sie alle brauchen naturnahe Grünflächen, um zu überleben. Naturnahe Grünflächen werden im Unterhalt zudem billiger, da sie nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden müssen.“

Artenvielfalt im Siedlungsraum

Der Maßnahmenkatalog des Sicona enthält deshalb allein für diesen Themenbereich fast 20 Ratschläge und Maßnahmen. So wird die richtige Pflanzung, aber auch der Erhalt von Bäumen und Hecken erklärt. Auch die naturnahe Anlage und Pflege der öffentlichen Grünflächen wird gefördert, da sie von hoher Bedeutung für die Artenvielfalt im Siedlungsraum ist. Die Gemeinden und ihre Gärtner sind hier gefragt. Es bieten sich viele Möglichkeiten: Blumenwiesen, Wild- oder Zierstaudenbeete, naturnahe Hecken oder auch einfach Spontanvegetation. Die naturnahe Gestaltung öffentlicher Flächen schafft Insekten, wie Wildbienen oder Schmetterlingen, zusätzliche Nahrungsquellen und Lebensraum. 

Naturnahe Grünflächen werden nicht nur billiger im Unterhalt, sie helfen auch zahlreichen Insekten
Naturnahe Grünflächen werden nicht nur billiger im Unterhalt, sie helfen auch zahlreichen Insekten Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

Der Ratgeber steht in seiner kürzlich aktualisierten 2. Auflage online frei zur Verfügung. Der Ratgeber ist aber nicht als Kritik an den Gemeinden zu verstehen, sondern lediglich ein Griff unter die Arme für die Gärtner der Kommunen. Es werden verschiedene Gestaltungskonzepte erläutert sowie praktische Tipps und Hilfestellungen gegeben. So soll das Anlegen von beispielsweise Staudenbeeten oder Blumenwiesen leichter fallen. Zusätzlich sind in der Broschüre auch Kontaktdaten und Informationen zu Bezugsquellen von Pflanzen und Saatgut zu finden.

Der Fokus der konkreten Umsetzungsarbeit der Gemeinden im Naturpakt („Pacte nature“, ein Instrument zur Förderung kommunaler Initiativen zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt, siehe auch: www.pactenature.lu) liegt derzeit bei der systematischen Bestandsanalyse und Auswertung der umgesetzten Maßnahmen. Anschließend können die Gemeinden eine Auditanfrage stellen, um ihre Umsetzungsqualität durch ein neutrales Audit bestätigen zu lassen. Die ersten Audits sind für Mitte Oktober 2022 geplant.