Ob das den Menschen im Vorfeld so klar war? Der wegen des Krieges in der Ukraine teils kritisierte „Raketenstart“ anlässlich des beginnenden Kulturjahres entpuppte sich schließlich als reiner Bühneneffekt, der auf die ausgedienten Hochöfen in Belval projiziert wurde, begleitet von Kunstnebel, Geräuscheffekten und dramatischer Musik.
In keiner Form hob aber ein physischer Flugkörper in den Nachthimmel ab – sei es als echte Rakete oder als ein sonstwie gestalteter Effekt. Den Tag über war es an den Besuchern der Eröffnungs-Veranstaltung, symbolisch die Tanks der Rakete zu füllen, wozu an vier verschiedenen Orten Rätsel-Aufgaben gelöst werden mussten.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine war den Verantwortlichen zufolge durchaus präsent: „Unsere Gedanken sind bei den Ukrainern“, sagte Bürgermeister George Mischo. Kulturministerin Sam Tanson betonte, das, was derzeit in der Ukraine geschehe, sei „unerträglich“. „Wir feiern den Frieden. Wir feiern Meinungsfreiheit. Wir feiern das Grundrecht auf Kultur. Und wir vergessen die Bürger der Ukraine dabei nicht. Wir denken an sie, wir leiden mit ihnen.“
Braun sagte, die Weltraumrakete, die gestartet sei, gehe auf ein Projekt von Kindern zurück, die ihre Wünsche für die Zukunft gemalt hätten. „Es ist eine symbolische Friedensrakete.“ Per Videobotschaft hatte sich der deutsche Astronaut Matthias Maurer von der Internationalen Raumstation (ISS) gemeldet: „Heute ist der Start von Eurer Rakete. Ich werde am Fenster stehen, um diesen großartigen Moment nicht zu verpassen“, sagte er.
Unter dem Motto „Remix Culture“ sind in diesem Jahr rund 160 Projekte mit mehr als 2.000 Events in den Kommunen geplant: Theater, Festivals, Ausstellungen, Tanz, Performances, Workshops und digitale Kunst. Es geht um Vergangenheit, um kulturelle Vielfalt – und Visionen für die Zukunft. Dafür stehe auch die Rakete, sagte ein Sprecher von Esch2022 mit Blick auf Luxemburgs Engagement bei der Nutzung von Weltraumressourcen.
Teils gefrustete Reaktionen

Erste Reaktionen auf die Events am Samstag fallen teils durchwachsen auf: „Es war leider nicht so kosmopolitisch, wie wir angesichts dieses neuen Superluxus-Stadtviertels gehofft haben“, schreibt eine Userin. Dabei seien die Lichtinszenierungen „noch das beste“ gewesen: „Das Comedy-Programm mit den ‚lustigen’ Forschern auf der Bühne gegenüber der Rockhal erschloss sich uns leider nicht. Dafür zog es sich ewig hin.“ Der Kommentar endet versöhnlich: „Aber wir kommen wieder, um uns ein paar Ausstellungen anzugucken.“
Eine andere Userin ärgert sich über lange Verzögerungen beim Programm in Esch und problematische Shuttle-Dienste. So „durchgefroren, dass die Laune auf null gesunken war“, habe man den Abend dann schließlich lieber im Restaurant verbracht.
Andere User wundern sich, warum so früh keine Verzehr-Armbänder mehr erhältlich gewesen seien – während andere sich fragen, ob und wie man überschüssiges Guthaben zurückerhält. Darauf haben die Macher von Esch2022 eine Antwort: Man solle dazu eine spezielle Website besuchen.
Eine spannende Frage, die bisher unbeantwortet ist: wie viele Menschen letztlich überhaupt tatsächlich vor Ort waren. Es muss wohl davon ausgegangen werden, dass nicht alle der 25.000 Tickets, die im Vorfeld bestellt worden waren, auch tatsächlich genutzt wurden. Sicherlich wird zum Beispiel die unsichere weltpolitische Lage vielen Menschen die Lust am Ausgehen verdorben haben. Eine entsprechende Anfrage an die Organisatoren blieb bisher aber unbeantwortet.
De Maart
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