„De Bettel gëtt gehaangen vun der neier, rouder Bréck, well en huet sech net geschéckt“: Mit diesen Worten haben sich die Demonstranten am Samstag bei den Protesten gegen die Covid-Politik der Regierung Gehör zu verschaffen versucht. Gleich mehrmals wurden die Zeilen auf dem Marsch zwischen Glacis und Philharmonie angestimmt – nach der Melodie einer patriotischen Hymne aus den Vereinigten Staaten mit dem Titel „Battle Hymn of the Republic“, deren Weise und Refrain („Glory, glory, hallelujah!“) auch hierzulande vielen Bürgern ein Begriff sein dürften.
Das Lied sei ein Aufruf zur Gewalt gegenüber dem Premierminister, meinen Kritiker. Demonstranten hätten ihren Gewaltfantasien freien Lauf gelassen. Die Zeilen seien nichts anderes als eine Morddrohung an Xavier Bettel. „Alles nur halb so wild“, heißt es indessen von der Gegenseite. Es sei dies ein harmloses Volks-, beziehungsweise Kinderlied, das man nicht wortwörtlich nehmen sollte. Man habe sich nur ein Späßchen auf Kosten des Staatsministers erlaubt, so der Tenor.
„Ein kleiner Fact-Check“
Unterstützung erhielten die Demonstranten am Sonntag unter anderem von Serge Tonnar. „Melodie und Text stammen aus dem Volksmund und haben nichts mit einem Aufruf zum Mord zu tun“, deklarierte der Luxemburger Volksbarde auf Facebook. Diesen Reim habe man bereits in den 1980er Jahren gesungen, um den jeweiligen Adressaten auf die Schippe zu nehmen und auf den Boden der Tatsachen zurückzuführen. Dies sollte man vielleicht erwähnen, bevor man aus einer Mücke einen Elefanten macht, so der Sänger. Partei wolle er damit nicht ergreifen. Es sei nur ein „kleiner Fact-Check“ zu einem Liedchen, das aus dem Volksmund stamme.
Verständnis für diese Erklärung hatten aber nur die wenigsten Nutzer. Bestimmtes Benehmen könne man nicht mit Traditionen oder Gewohnheiten entschuldigen, so ein geläufiges Gegenargument. Wegen des aktuellen Klimas erhielten verschiedene Aussagen eine ganz andere Bedeutung. Dies gelte auch für Lieder und Bräuche, denen inzwischen eine diskriminierende Note anhafte.
Andere Antworten gingen teils weit unter die Gürtellinie. Tonnar wurde Ignoranz unterstellt, ein Hang zur Selbstdarstellung sowie Sympathien für Antivaxxer und Verschwörungstheoretiker. So ist der Sänger zuletzt des Öfteren mit Beiträgen aufgefallen, die in besagten Kreisen begeistert geteilt, von Kritikern aber regelrecht zerrissen werden.
In einer ersten Reaktion hat der Künstler am Montag alle privaten Konten in den sozialen Netzwerken vorübergehend deaktiviert. Er fühle sich bei seinen Stellungnahmen extrem angegriffen, teilte Tonnar am Montag mit. Dabei habe er nur versucht, nuanciert zu bleiben und in dieser „schwarz-weißen Stimmung“ seinen Weg zu gehen. Dies sei bei den radikalisierten Fronten momentan nicht möglich.
Er sei kein Impfgegner und kein Corona-Leugner. „Ich bin aber auch kein Anhänger vom Aufgeben des kritischen Denkens im Dienst des sanitären Wahnsinns“, so Tonnar, der eine Anfrage des Tageblatt unbeantwortet ließ. Er sei kein Freund einer Gesellschaft, die Menschen durch ihren „pharmakologischen Status“ definiere. Wer sich nicht auf einem der beiden Extreme einordne, werde von beiden Seiten als Gegner betrachtet. Deshalb wolle er sich nun seiner eigenen Arbeit widmen. Er komme aber wieder, versprach der Musiker.
„Worte haben Bedeutung“
Staatsminister Xavier Bettel hat sich noch nicht zur Kontroverse um das vermeintliche Volkslied geäußert. Überhaupt werden Drohungen und ähnliche Vorfälle nur ganz selten vom Premier kommentiert. Unter anderem weil er den Urhebern nicht noch mehr Beachtung und Aufmerksamkeit schenken möchte. Informationen des Tageblatt zufolge aber will das Staatsministerium den Vorfall bei der Luxemburger Staatsanwaltschaft melden. Diese müsse dann entscheiden, ob ein krimineller Tatbestand vorliegt oder nicht, so eine gut informierte Quelle gegenüber dieser Zeitung.
Ähnlich sieht es auch die Parteivorsitzende der DP, Corinne Cahen: „Da öffentliche Videoaufnahmen des Gesangs vorliegen, liegt es nun im Ermessen der Staatsanwaltschaft zu entscheiden, ob es sich nur um ein Volkslied handelt oder ob der Vorfall wegen des Aufrufs zur Gewalt juristische Folgen haben soll“, so die liberale Politikerin. „Wenn man aber weiß, dass der Premier und andere Minister regelmäßig Morddrohungen oder privaten Besuch von Demonstranten erhalten, hat das Ganze zumindest einen bitteren Nachgeschmack“, betont Cahen. Heutzutage müsse man aufpassen, was man singt. „Worte haben eine Bedeutung!“, so die Ministerin.
De Maart

Und wieder sieht man eine " Dummköpfin " die ihr Kleinkind mit an die Front nimmt um ihm den Umgang mit anderen Menschen oder der Regierung beizubringen. Ob der Kleine versteht worum es geht? Egal er kann später sagen "Ich war damals dabei".Wir werden ja auch getauft ohne zu wissen wie uns geschieht. Armseligkeit sowas.
"Worte haben Bedeutung." Was ??
Da bin ich aber sprachlos. Es scheint Zeitgenossen zu geben die das in reifem Alter noch nicht mitbekommen haben. Obwohl,wenn man manchmal einem Politiker oder Theologen zuhört,dann kann man sich die Frage stellen ob Worte Bedeutung haben.
Wie scherzte einst Kabarettist Georg Schramm über die antiautoritäre Grünen-Familie: " wenn das Kind zum Vater sagt,"Pappi du Arschloch!"-dann heißt die richtige Antwort: " Oh Oh Oh,wir hatten abgemacht ,dass du Karl Heinz zu mir sagst."
Sprich,wir dürfen nicht mehr" Idiot" zu einem solchen sagen,weil das diskriminierend ist,aber " Bettel du wirst an der Brücke aufgehängt" ist ok? " Den Papst an die Laterne und die Pfaffen in die Klapse." schrieb einst R.Hébert.Aber damals stand die Revolution vor der Tür.Sind wir schon soweit?