Barrierefreiheit in SanemEisenbahnbrücke in Beles wird nicht angepasst

Barrierefreiheit in Sanem / Eisenbahnbrücke in Beles wird nicht angepasst
Die Eisenbahnbrücke in Beles: Rollstuhlfahrer und Kinderwagen haben hier keine Chance. Wer aus dem Ortsteil „A Gadder“ zum Friedhof möchte, muss einen langen Umweg in Kauf nehmen. Foto: Editpress/Tania Feller

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Barrierefreiheit ist das eine. Die Kosten-Nutzen-Analyse das andere. Weil dem Schöffenrat der Gemeinde Sanem zufolge die Rechnung nicht aufzugehen scheint, wird die Zugänglichkeit der Eisenbahnbrücke in Beles nicht verbessert. Jedenfalls nicht sofort.

Auf Basis einer Motion von „déi gréng“ hat der Gemeinderat Sanem im Juni dieses Jahres einstimmig beschlossen, prüfen zu lassen, wie die Eisenbahnbrücke in Beles barrierefreier gestaltet werden kann. Das auf Fragen und Lösungen dieser Art spezialisierte Beratungsbüro Adapth hat die Angelegenheit unter die Lupe genommen.

Das 2013 fertiggestellte Bauwerk verbindet die rue de France im Ortsteil „A Gadder“ mit dem Friedhof auf der gegenüberliegenden Seite. Zwei Möglichkeiten würden sich anbieten, die Brücke besser für Fahrrad, Kinderwagen, Rollstuhl oder den Gips am Fuß beispielsweise anzupassen. Rampen oder Lifte auf beiden Seiten. Eine Kombination beider Möglichkeiten könnte durchaus auch infrage kommen. Das haben die Leute von Adapth aber scheinbar nicht vorgeschlagen beziehungsweise wurde in der Ratssitzung nicht darüber geredet.

Lifte würden jedenfalls mit 35.000 Euro zu Buche schlagen. Hinzu kämen Baukosten und jährliche Unterhaltskosten. Für die Rampen ist kein konkreter Preis genannt worden, wohl auch weil die aufwendige und viel Platz in Anspruch nehmende Konstruktion auf beiden Seiten ausführlicher als jetzt angedacht geplant werden müsse. Hohe Investitionen seien nötig, hieß es in der Gemeinderatssitzung. 

Es hieß auch, dass technisch gesehen vieles machbar sei, aber auch Geld eine Rolle spiele. Damit ist man bei der Kosten-Nutzen-Rechnung und der zufolge lässt der Schöffenrat zumindest einstweilen die Finger von Rampen und Liften.

In der ganzen Diskussion ist darauf hinzuweisen, dass es laut Schöffenrat und dem technischen Dienst der Gemeinde eine sehr annehmbare Alternative gebe. Jene sei nur 60 Meter länger als der Weg über die Brücke und würde einen Zeitaufwand von 1 Minute und 15 Sekunden bedeuten. Das stimmt! Allerdings ist dieser Weg aus „A Gadder“ kommend nur bis zum Eingang der Schule Beles-Post gerechnet. Wer aus dem Ortsteil „A Gadder“ zum Friedhof möchte, der muss einen wesentlich längeren Umweg in Kauf nehmen. Darüber wurde in der Gemeinderatssitzung nicht geredet. 

Auf Nachfrage hin erklären „déi gréng“ aus Sanem, dass sie nicht wirklich zufrieden sind. Sie bemängeln auch, dass, anders als in der von allen Räten getragenen Motion vorgesehen, keine vollumfänglich ausgereiften Pläne  ausgearbeitet oder vorgelegt wurden. Solche Pläne werden aber gebraucht, wenn die Brücke dann irgendwann mal richtig barrierefrei gestaltet werden soll. Bei Um- oder Neubau der Eisenbahnbrücke wird nämlich das für Januar 2022 erwartete Gesetz zur Barrierefreiheit keine Kompromisse oder Ausnahmen mehr zulassen. 

Eine neue Rampe dürfte höchsten 6 Prozent Steigung haben und würde dementsprechend um die 35 Meter lang. Lifte auf beiden Seiten würden mindestens 35.000 Euro kosten.
Eine neue Rampe dürfte höchsten 6 Prozent Steigung haben und würde dementsprechend um die 35 Meter lang. Lifte auf beiden Seiten würden mindestens 35.000 Euro kosten. Foto: Editpress/Tania Feller