Fünf Tage müssen Millionen Menschen in Melbourne und im Rest des australischen Bundesstaates Victoria zu Hause bleiben. Gerade mal fünf Neuinfektionen haben einen Lockdown ausgelöst. Doch Dan Andrews, Regierungschef von Victoria, will nichts riskieren. Eine zweite Covid-Welle war dem Politiker im Juli „entglitten“ und hatte letztendlich einen über hundert Tage andauernden Lockdown zur Folge.
„In den letzten 24 Stunden wurden dem Gesundheitsministerium fünf Fälle von Coronavirus gemeldet“, gab Andrews am Freitagmittag (Ortszeit) in einer Pressekonferenz bekannt. Damit sei ein Cluster, der in einem Quarantänehotel am Flughafen ausgebrochen war, auf 19 aktive Fälle angewachsen.
Schnelle Reaktion
Wie auch schon während des harschen, fast viermonatigen Lockdowns, den Melbourne von Juli bis Oktober durchstand, dürfen die Menschen ihr Haus in den kommenden fünf Tagen nur für essenzielle Tätigkeiten oder zum Sport im Freien verlassen. Dabei sollen sich alle nicht mehr als maximal fünf Kilometer von ihrem Zuhause entfernen. Privatbesuche sind vorübergehend verboten, auch die Maskenpflicht ist zurück. Die Australian Open sollen weitergehen, allerdings ohne Zuschauer. Internationale Flüge nach Melbourne werden pausiert.
Nur Supermärkte, Apotheken und Tankstellen sind in den kommenden fünf Tagen geöffnet, Restaurants und Cafés dürfen Takeaway anbieten. Vor allem Besitzer von Blumenläden, die wegen des Valentinstages am Sonntag viele Blumen bestellt hatten, zeigten sich am Boden zerstört. „Wir sind in einem Schockzustand und können es kaum glauben“, sagte der Blumenhändler Michael Pavlou im Interview mit dem australischen Sender ABC. „Das Timing könnte nicht schlechter sein.“
Forderung nach zentraler Quarantänestation
Andrews betonte, man müsse so schnell reagieren, da die britische Covid-Variante so extrem ansteckend sei und sich deswegen enorm schnell ausbreite. „Das ist eine sehr reale Herausforderung für den Status, die Sicherheit, das offene Land und all das Kostbare, das wir uns im Laufe des Jahres 2020 aufgebaut haben.“
Trotz strenger Isolationsregeln für Reisende und Rückkehrer haben sich nun zum wiederholten Male Mitarbeiter in australischen Quarantänehotels mit Covid-19 angesteckt. Im vergangenen Monat musste deswegen bereits eine dreitägige Ausgangssperre für Brisbane verhängt werden. Ein ähnlicher Vorfall löste Anfang Februar einen kurzen Lockdown in Perth aus. In den vergangenen Wochen wurde deswegen immer wieder über eine zentrale Quarantänestation diskutiert, wie es sie früher für Neuankömmlinge in Australien gab, um Krankheiten wie Masern, Typhus und Pocken aus dem Land fernzuhalten.
Kontaktverfolgung per QR-Code
Dass Australien bereits auf wenige Fälle mit so drastischen Maßnahmen reagiert, hat bisher den Erfolg des fünften Kontinents in der Pandemiebekämpfung sichergestellt. Bisher zählte das Land knapp 29.000 Infektionen und etwas über 900 Tote. Neben dem schnellen Abschotten ganzer Städte und Bundesstaaten gehören auch geschlossene Außengrenzen, das erwähnte Quarantäneprogramm für Rückkehrer sowie eine ausgeklügelte Kontaktverfolgung zu den Strategien des Landes.
Damit die Behörden wie jetzt im Fall von Melbourne in kürzester Zeit Hunderte oder sogar Tausende Kontakte von Infizierten kontaktieren können, scannen Australier an allen Orten – ob im Supermarkt, in Geschäften, im Taxi, im Schwimmbad oder im Café oder Restaurant – einen QR-Code mit der Kamera ihres Mobiltelefons ein. Dieser Prozess öffnet dann entweder eine App oder eine Webseite, auf der man seinen Namen und seine Telefonnummer eingibt. Datum und Uhrzeit werden automatisch erfasst. Stellt sich später heraus, dass jemand, der zur selben Zeit vor Ort war, ein positives Covid-Ergebnis hat, können die Gesundheitsämter die Menschen schnell informieren, testen und isolieren. Aufgrund der bisher 19 bestätigten Fälle in Victoria müssen sich bisher etwa tausend Menschen in Melbourne in Quarantäne begeben.
 
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