MotorsportGeschwindigkeit ist nicht alles: Die Hürden im Rennsport

Motorsport / Geschwindigkeit ist nicht alles: Die Hürden im Rennsport
Dylan Pereira begeistert mit seiner Leistung im Porsche-Mobile1-Supercup ganz Luxemburg Foto: ATP

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Der Traumberuf Rennfahrer stellt Nachwuchspiloten vor einige Hürden. Zwei Piloten, die wissen, worauf es im Motorsport ankommt, sind Dylan Pereira und Gil Linster: Beide haben sich für eine Karriere im Rennsport entschieden.

Rennsportler Dylan Pereira hat sich am vergangenen Wochenende die Vizemeisterschaft im Porsche-Mobile-1-Supercup gesichert. Nach einer beeindruckenden Saison fehlten dem Luxemburger lediglich sieben Punkte auf den erstplatzierten Larry ten Voorde. Mit zwei Rennsiegen und vier weiteren Podestplätzen begeisterte er Luxemburg in einer Sportart, die eigentlich keine größere Anerkennung hierzulande erhält. Doch wie kommt man im Großherzogtum zu dieser ungewöhnlichen Sportart und wie wird man eigentlich Rennfahrer?

Alles beginnt in der Kindheit: Sie sind gerade mal sechs Jahre alt, sitzen aber schon im Rennboliden. Die Nachwuchstalente des Motorsports haben einen gemeinsamen Traum: Mit den schnellsten Autos auf den bekanntesten Strecken der Welt Rennen zu fahren. Doch der Traumberuf Rennfahrer ist nicht leicht zu erreichen und stellt junge Fahrer vor einige nahezu unüberwindbare Hürden.

Die Reise von Pereira begann mit Karting. „Die meisten Piloten wollen nach dem Karrierestart im Karting zu einer der Formel-Serien, um später in die Formel 1 zu wechseln. Ich habe damals entschieden, es im GT-Sport zu versuchen. Die Formel 1 ist unerreichbar. Man braucht enorme finanzielle Rücklagen, um sich zu etablieren.“ Mehrere Millionen sind nötig, um in der Königsklasse des Motorsports Fuß zu fassen.

Das Geld steht aber auch in allen anderen Rennserien im Mittelpunkt. Talent und Geschwindigkeit auf der Strecke reichen nicht aus. „Wenn man als junger Pilot noch nichts erreicht hat, ist es schwierig, Sponsoren zu finden. Man braucht aber zu jeder Zeit finanzielle Mittel“, so der 23-Jährige. Alles beginnt beim Karting: Die Leihgebühren des kleinen Boliden, Streckenzeit, Lizenz und Startgelder sorgen schnell für einen vierstelligen Betrag. Je höher das Niveau, desto teurer die Kosten. Deshalb ist es für junge Piloten unausweichlich, Geldgeber zu finden.

Der Sportsoldat sieht aber auch das fehlende öffentliche Interesse als zusätzliche Hürde für den Rennsport. „Im Vergleich zu anderen Ländern wird der Motorsport in Luxemburg nicht gepusht, die Unterstützung im Allgemeinen ist hierzulande gering.“ Gerade wegen dieser Hürden ist es laut Pereira wichtig, einen Plan B zu haben: „Ich würde jedem Nachwuchsfahrer raten, sich erst mal mit einem Schulabschluss abzusichern. Nebenbei kann man immer noch Kart fahren.“

„Glaubt an eure Träume“

Im Gegensatz zu Pereira hat Gil Linster sich für einen anderen Weg entschieden. Der 26-Jährige ist im amerikanischen Nascar unterwegs: Er ist dabei, seinen Traum zu verwirklichen und weiß, worauf es im Rennsport ankommt. „Glaubt an euch selbst, glaubt an eure Träume“, rät Linster dem Nachwuchs. Er selbst ist in der Nascar All American Series unterwegs, der sogenannten vierten Liga im amerikanischen Nascar. Zum Profistatus fehlt ihm lediglich noch ein Schritt: der Aufstieg in Liga drei. Sein bisheriger Weg war allerdings mit einigen Hindernissen verbunden.

Im Alter von sechs Jahren kam Linster auf den Geschmack des Rennsports, mit Karting begann er damals seine Laufbahn. Wie bei vielen anderen auch, wollte Linsters Familie nur das Beste für ihn und sah einer Zukunft im Rennsport eher skeptisch entgegen. „Ich hatte immer den Traum, professioneller Rennfahrer zu werden. Jedoch hat mir jeder gesagt, ich solle aufhören zu träumen und mich auf die Schule konzentrieren. Ich solle einen richtigen Beruf lernen“, erinnert er sich. Trotz aller Widrigkeiten setzte Linster seinen Willen durch.

Im europäischen Rennsport ist man auf Geld angewiesen, man muss sich ein Cockpit erkaufen. Deshalb entschied er sich für Amerika: „Das Fundament muss mit Geld erworben werden, für den Bau ist man dann selbst zuständig. Da wir damals zu Hause kein hohes Budget zur Verfügung hatten, war ich gezwungen, einen anderen Weg einzuschlagen. Ich suchte mir Sponsoren und versuchte, bei kleineren Veranstaltungen die richtigen Kontakte zu knüpfen und auf mich aufmerksam zu machen.“

Nach einem Treffen mit Aaron Brown, Ingenieur der Nascar-Legende Dale Earnhardt, verschlug es Linster 2019 in die USA, wo er seitdem versucht, als erster Europäer im professionellen Nascar Fuß zu fassen. Brown sichtete den damaligen Nachwuchspiloten bei einer Veranstaltung in Italien und erkannte das Talent des Luxemburgers. „Alles ging sehr schnell und er bot mir an, ein Team um mich herum aufzubauen“, so Linster. „Man muss realistisch bleiben und trotzdem an seine Träume glauben. Als Rennfahrer muss man Schlupflöcher finden und von Gelegenheiten profitieren. Ich würde jedem raten, es in den USA zu versuchen, dort konzentrieren die Teams sich mehr auf das Talent. Geld kommt im Gegensatz zu Europa erst an zweiter Stelle.“

Auch beim Karting Club Lëtzebuerg sind die Finanzen eines der Hauptthemen. Club-Präsident Mike Weis kennt die Herausforderungen im Rennsport: „Es ist ein Teufelskreis. Wenn man kein Budget hat, braucht man Partner. Um diese anzuziehen, braucht man eine gewisse Erfolgsbilanz. Und dafür benötigt man wiederum ein bestimmtes Budget.“

Mit kleineren finanziellen Beihilfen unterstützt der Club seine jungen Piloten, zudem hilft der Verein bei der Sponsorensuche. Mit Veranstaltungen bietet der Club außerdem die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Weis sieht allerdings auch die Medien in der Pflicht: „Karting wird als Randsportart behandelt, was die Sponsorensuche erschwert. Es ist nicht einfach, Anerkennung zu finden. Wir bekommen nichts geschenkt. Die jungen Fahrer brauchen viel Idealismus und Opferbereitschaft, um ihren Traum zu verwirklichen.“

Gil Linster versucht, sich im amerikanischen Nascar einen Namen zu machen
Gil Linster versucht, sich im amerikanischen Nascar einen Namen zu machen Foto: privat