EditorialZum Ende des Herzstücks der „Cellule de crise“

Editorial / Zum Ende des Herzstücks der „Cellule de crise“
Gilles Feith (1.v. r.) erwarb bereits vor der Corona-Krise hohes Ansehen. Zuletzte leitete er die „Cellule logistique“, jetzt ist er Luxair-CEO. Foto: EMA

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Alles fängt mit einem Würstchen an. In der Gerüchteküche. Der Hinweis: Beim Gesundheitsministerium wird ein Zelt aufgeschlagen. Der Fantasie und dem Humor sind keine Grenzen gesetzt. „Grillparty an der Santé – awer just zu 20 dobaussen, he!“ Nun schmecken Gerüchte bekanntlich selten – und meist nicht jenen, um die es geht. Allerdings brodelt die Gerüchteküche in diesem Fall nicht ganz zu Unrecht: „Die Gesundheitsministerin will sich lediglich bei den Mitarbeitern bedanken. Anschließend erhalten sie eine Stärkung, natürlich unter Berücksichtigung sämtlicher sanitären Regeln“, so Santé-Direktor Jean-Claude Schmit am Mittwoch gegenüber dem Tageblatt. Es handle sich nicht um ein Grillfest. Was war passiert? Wieso die Feierlaune?

Der Hintergrund ist richtungsweisend: Die sogenannte „Cellule logistique“ wird am heutigen Freitag aufgelöst. Es handelt sich dabei um einen der wichtigsten Bestandteile der komplex strukturierten Covid-19-Krisenzelle. Am Mittwoch bedankte sich Gesundheitsministerin Paulette Lenert demnach bei den Mitarbeitern dieses Herzstücks ihrer Krisenzelle. Denn: Die „Cellule logistique“ musste auf dem Höhepunkt der Corona-Krise dafür sorgen, dass inmitten des neoliberalen Wahnsinns Masken, Schutzkleidung und anderes medizinisches Material seinen Weg nach Luxemburg fand. Leichter gesagt als getan. Die gemäß Organigramm rund 50 Personen umfassende Zelle hatte alle Hände voll zu tun. Vertreter der Armee, Cargo-Unternehmen, Krankenhäuser, Ministerien, aber auch Freiwillige, externe Berater, Forscher und viele mehr waren mit schwerwiegenden Problemen konfrontiert: Lieferengpässe, minderwertige Produkte, ausbleibende Lieferungen, Beschlagnahmungen usw. Ist die internationale Logistik-Krise demnach überstanden, dass man den Grill anschmeißt?

Ganz so einfach ist es nicht. Die Auflösung der „Cellule logistique“ wird damit begründet, dass sich die logistische Situation lediglich verbessert habe. Haarsträubende Zustände auf den internationalen Märkten, wie z.B. unterbrochene Lieferketten, gehörten nicht mehr zum Alltag. Klartext: Die Santé braucht nicht mehr das halbe Land, um in Billiglohnländern hergestelltes Material – von Qualität bis Schrott war alles dabei – zu bestellen und per Cargolux nach Luxemburg zu fliegen. Allerdings bedeutet diese Normalisierung keineswegs mehr Transparenz. Die bekannten Probleme bestehen weiterhin: Sie reichen von den zunehmenden Ungereimtheiten rund um die Test-Strategie und dem damit verbundenen Outsourcing bis hin zur klassischen „politique politicienne“ der Regierung. Denn die Auflösung der „Cellule logistique“ geht nicht nur mit der Entlassung vieler Mitarbeiter in ihre ursprünglichen Funktionen einher. Zentrale Posten werden auch neu besetzt.

Ein markantes Beispiel hierfür: Gilles Feith. Er war vor der Corona-Krise Generalkoordinator in François Bauschs Verteidigungsministerium. Während der Krise koordinierte er im Dreiergespann die „Cellule logistique“ und stand mit Cargolux in engem Kontakt. Jetzt ist er der neue Luxair-CEO. Während Bausch vorgeworfen wird, einen weiteren seiner besten Beamten geschickt „platziert“ zu haben, freuen sich sogar „déi Lénk“, dass Luxair von einem kompetenten Staatsbeamten statt von einem privatwirtschaftlichen Manager geführt wird. Wenn das mal kein Grund ist, den Grill anzuschmeißen.

TNT
15. Mai 2020 - 8.28

Trotz der ÜBERSCHWINGLICH löblichen Worte über unsere "HELDEN" der sogenannten Cellule Logistique, würde ich den Grill erst anschmeissen, wenn die Sache geritzt ist (Ende der Pandemie). Und was die Luxair angeht, da ändert ein Staatsbeamte nix aber auch rein gar NIX. Vielleicht ein paar Leute rausschmeissen, wahrscheinlech dei Klengst an der Reih.... A propos Grillen, wie wers mal mit Fisch?? Der Fisch stinkt anscheinend vom Kopf her.