Coronavirus in SpanienIn der Semana Santa herrscht Stille in den Gassen

Coronavirus in Spanien / In der Semana Santa herrscht Stille in den Gassen
Die Bruderschaften pilgern während der Semana Santa in traditionellen Kostümen durch die Gassen ihrer Stadt zu den Kathedralen und Kirchen. Dabei trägt jede Pilgergruppe ihren Schutzheiligen in aufwendig gestalteten Tragen. Foto: Pixabay/Ursus612

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In der Karwoche vor Ostern werden keine Kuttenträger mit vermummten Gesichtern und spitzen Kapuzen durch Spaniens Städte ziehen. Wegen der Corona-Pandemie wurden alle religiösen Prozessionen abgesagt.

Die von der Regierung verhängte Ausgangssperre, die bis Ostersonntag in Kraft ist, aber vermutlich verlängert wird, macht auch für das wichtigste christliche Fest keine Ausnahme. Ein schwerer Schlag für Spaniens Katholiken, die sich seit Monaten auf die „Semana Santa“ vorbereiten.

Auch finanziell tut die Absage der „Heiligen Woche“ mit ihren vielen religiösen Umzügen durch Dörfer und Städte weh: Allein im südspanischen Sevilla, wo zwischen Palmsonntag und Ostersonntag rund 60 Prozessionen geplant waren, rechnet man mit einem Einnahmeverlust von 400 Millionen Euro. Hunderttausende Besucher füllen üblicherweise während der Osterfeiern die Straßen der Stadt und lassen die Kassen klingeln. Doch seit dem Ausgehverbot gleicht Sevilla einer Geisterstadt.

Vom religiösen Fest zur Fiesta

An Ostern wird im christlichen Glauben die Auferstehung Jesu Christi gefeiert und seinem Leiden und Sterben am Kreuz gedacht. Entsprechend schleppen viele Prozessionsteilnehmer schwere Holzkreuze auf den Schultern. Düstere Trommelschläge begleiten die Umzüge. In der Nacht beleuchten Fackeln die Straßen. Laienbruderschaften tragen stundenlang große Heiligenfiguren, die auf schweren Plattformen stehen, durch die Straßen. Ein Kraftakt, der blutige Spuren am Körper hinterlässt, zumal viele Teilnehmer barfuß laufen.

Nicht wenige Menschen am Straßenrand weinen, beten oder bekreuzigen sich, wenn die Marien- und Christusstatuen vorbeiziehen. Von Balkonen oder am offenen Fenster singen Gläubige bewegende Flamenco-Lieder, in denen es um die „Leiden von Jesus am Kreuz“ und „die Tränen der Jungfrau“ geht. Nach Frömmigkeit folgt aber dann oft der Frohsinn: Das religiöse Fest mündet üblicherweise in eine feuchtfröhliche Fiesta, bei der Bier- und Weinstuben Rekordumsätze machen. Doch dieses Mal wird über Ostern Stille auf den Straßen herrschen.

Auftakt der Tourismussaison

Spaniens Kirchen sind wegen der Corona-Gefahr schon länger verriegelt. Viele Priester zelebrieren zwar Gottesdienste, aber vor leeren Bänken – die Gläubigen können die Andachten oftmals online im Internet verfolgen. Das gilt auch für Mallorca, die spanische Touristenhochburg. Mallorcas Bischof Sebastià Taltavull wird in der Osterwoche mehrere Gottesdienste in der geschlossenen Kathedrale Palmas abhalten, die dann live im lokalen TV übertragen werden. Der Oberhirte rief die Gläubigen auf, die „Heilige Woche“ zu Hause zu feiern.

Ostern ist normalerweise auf Mallorca der Auftakt der Reisesaison. Doch dieses Jahr werden die Inselstrände leer bleiben. Bereits Mitte März waren die Touristen wegen der Corona-Krise aufgefordert worden, das Eiland zu verlassen. Zehntausende mussten die Koffer packen und vorzeitig heimfliegen. Inzwischen sind die meisten Hotels geschlossen, einige Urlauberunterkünfte dienen nun als Hilfskrankenhäuser. Die meisten internationalen Flugverbindungen zur Insel wurden eingestellt. Wann Mallorca wieder zur Normalität zurückkehrt, weiß derzeit noch niemand.

Aber eines wollen sich die Spanier am Osterfest auch in Corona-Zeiten nicht nehmen lassen: das gute Essen. Besonders typisch sind in der Karwoche zum Beispiel süße Leckereien wie etwa die „torrijas“. Das sind Weißbrotscheiben, die mit Milch, Zucker sowie Ei getränkt und anschließend frittiert werden. Mit dem Tourismus kamen zudem nordeuropäische Ostertraditionen ins spanische Königreich. So hoppeln die Schokohasen, die es früheren Jahrzehnten in Südeuropa nicht gab, inzwischen auch durch spanische Supermärkte. 

Jacques Zeyen
3. April 2020 - 15.03

Wenn beten helfen würde,würde schon lange nicht mehr gebetet. Und die Viren sind ja auch "seine" Schöpfung. Also wieder eine Strafe,eine Glaubensprüfung? Frei von Viren werden wir nie sein,aber frei von Religionen könnten wir längst sein,zum Wohle vieler und auch der anderen.

winter
3. April 2020 - 14.14

Wéinstens hu mer nach de Vin Santo. Just keng Kichelcher fir dobäi.

zillerthaal
3. April 2020 - 14.09

Für unsere Luxemburger Katholiken ist die Absage der Octave auch ein herber Schlag. Für alle beide.

Grober J-P.
3. April 2020 - 10.22

Schade, vielleicht könnte das Pilgern und Beten doch helfen das Virus..... Habe mir mal solch eine Prozession angeschaut, mir war ganz unwohl dabei, erinnert an Klu-Klux-Klan