Außenminister Jean Asselborn weiht Gedenktafel für Nazi-Opfer ein

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Das vormalige Gerichtsgebäude in der Altstadt, in dem der Noch-Außenminister Jean Asselborn seit einem Jahr seinen Amtssitz hat, blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Eine Gedenktafel erinnert jetzt an ein besonders dunkles Kapitel aus fünf Jahrhunderten.

Während die Vertreter der drei Gambia-Parteien in die Säle des ehemaligen „Palais Mansfeld“ eilten, wo am Dienstag die Verhandlungen zur Bildung einer zweiten Auflage der Dreier-Regierung begannen, stand Außenminister Jean Asselborn eine ganz andere Aufgabe zu. Vor der Tür zum ehemaligen „Saal 25“ enthüllte er eine Gedenktafel, die an eine besonders dunkle Seite aus unserer Geschichte erinnern soll. Hier wurden von 1940 bis 1945 die Strafen gegen die Gegner des Nazi-Regimes verhängt.

„Wir haben Glück, nach einer demokratischen Wahl jetzt frei über unsere Zukunft verhandeln zu können“, so der Hausherr mit dem Verweis auf die deutschen Besatzer, die gleich nach der Besatzung alle demokratischen Institutionen absetzten und die Parteien auflösten.

In dem Saal 25, vor dem die Gedenkplatte angebracht wurde, haben 200 Jahre lang alle großen Kriminalprozesse stattgefunden. Hier tagten auch die zwei deutschen Gerichtsbarkeiten, denen man die Bezeichnung „Gericht“, in Anlehnung an „Gerechtigkeit“ eigentlich absprechen müsste. Hier richtete das Sondergericht jegliche Handlungen des Widerstandes und hier tagte auch das Standgericht, das die Anstifter von Unruhen und Volksaufständen unverzüglich schwer bestrafen konnte.

Ein solcher war der Streik vom 31. August 1942, als sich die Luxemburger gegen die allgemeine Einberufung wehrten. 2.000 Männer wurden festgenommen. 21 von ihnen wurden nach einem nächtlichen Prozess, bei dem sie weder einen Verteidiger bekamen, noch selbst etwas sagen konnten, vom Standgericht verurteilt und unverzüglich erschossen.

Der ehemalige Staatsanwalt Robert Biever, der fast 40 Jahre lang in dem Gebäude arbeitete, hat die verhängnisvolle Geschichte recherchiert. Albert Hansen, stellvertretender Präsident des „Comité de la mémoire de la Deuxième Guerre mondiale“ hat die Schlüsse daraus gezogen. „Was hätte man machen können?“, fragte er angesichts der Tatsache, dass das Naziregime 1933 nach legalen, demokratischen Wahlen an die Macht kam und innerhalb eines knappen Monates alle demokratischen Mechanismen ausgehebelt hatte.

„Was müssen wir heute noch daraus lernen?“, fragte er den Außenminister in Anlehnung an die rechtsgerichteten Bewegungen, die nicht weit entfernt von uns, in anderen europäischen Ländern, immer mehr Platz einnehmen. So gesehen sei es für alle Besucher und Angestellten des Außenministeriums wichtig, auf die aktuellen Tendenzen zu achten und für Demokratie und Gerechtigkeit einzutreten.