Ein halbes Jahr nach dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia auf Malta haben Schriftsteller auf der ganzen Welt die schleppende Aufklärung des Verbrechens kritisiert. In einem offenen Brief unter anderem an die EU-Kommission beklagte der Autorenverband PEN International am Montag, die Ermittlungen genügten nicht den internationalen Ansprüchen „von Unabhängigkeit, Unbefangenheit und Effektivität“. Die Regierung und die Behörden würden auch nichts gegen die regelmäßige „Zerstörung“ des Mahnmals für die Bloggerin in der Hauptstadt Valletta unternehmen.
Die regierungskritische Journalistin wurde am 16. Oktober mit einer Autobombe auf der Mittelmeerinsel getötet. Dutzende Journalisten führen in einem Recherchekonsortium ihre Geschichten neuerdings weiter. „The Daphne Project“ auf der Plattform forbiddenstories.org unterstützen auch die Süddeutsche Zeitung, NDR und Die Zeit.
Die Schande von Valletta
Die Ermordung Caruana Galizias sei „eine direkte Antwort“ auf ihre journalistische Arbeit gewesen, „die zügellose Korruption der Regierung im Herzen der EU aufgedeckt hat“, erklärte PEN-International-Präsidentin Jennifer Clement. Die maltesischen Behörden „scheinen zutiefst abgeneigt, Gerechtigkeit für ihre Ermordung“ zu erlangen.
Den Brief mit der Überschrift „Die Schande von Valletta 2018“ unterzeichneten 250 Autoren, darunter Salman Rushdie, Ian McEwan und Margaret Atwood. Besonderes Augenmerk legten sie auf die Tatsache, dass Valletta derzeit Kulturhauptstadt Europas ist. Sie prangerten vor allem das Verhalten des Vorsitzenden der Valletta-2018-Stiftung, Jason Micallef, an, der Daphne mehrmals „lächerlich gemacht und öffentlich attackiert“ habe. Sollten sich die Vorwürfe gegen ihn erhärten, müsse er zurücktreten. Am Montag waren in verschiedenen Städten Europas Mahnwachen für die Journalistin angesetzt.
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