May stellt Kooperation mit Oxfam infrage

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Die Hilfsorganisation Oxfam hat ihren internen Untersuchungsbericht über sexuelle Ausbeutung durch Mitarbeiter in Haiti veröffentlicht. Dem Report aus dem Jahr 2011 zufolge kam es dort unter anderem zu sexueller Ausbeutung, Belästigung und Einschüchterung durch Oxfam-Mitarbeiter, die in dem Land nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 Nothilfe leisten sollten. Selbst als bereits eine Untersuchung lief, wurden demnach Zeugen bedroht. Sieben Mitarbeiter, darunter der Landesdirektor, mussten gehen.

Die britische Premierministerin Theresa May zeigte sich am Montag entsetzt über das Ausmaß des Skandals. „Wir werden nicht mit jemandem zusammenarbeiten, der die hohen Standards nicht erfüllt, die wir für wichtig halten“, sagte May vor Journalisten. Zuvor hatte bereits die Ministerin für internationale Zusammenarbeit, Penny Mordaunt, damit gedroht, die mit britischem Steuergeld finanzierte Unterstützung für Oxfam – umgerechnet etwa 35 Millionen Euro pro Jahr – zu streichen.

Ein britischer Zeitungsbericht hatte die Vorfälle Anfang Februar an die Öffentlichkeit gebracht. Demnach veranstalteten die Oxfam-Mitarbeiter Sexorgien mit Prostituierten, schauten Pornos auf Dienstrechnern und belästigten und bedrohten Mitarbeiterinnen. Vorwürfe des Kindesmissbrauchs konnten dem Bericht zufolge nicht belegt werden, es sei aber nicht auszuschließen, dass unter den Prostituierten Minderjährige gewesen seien, hieß es.

Auch andere Organisationen betroffen

Die Namen der betroffenen Mitarbeiter waren im Bericht weitgehend geschwärzt. Teilweise arbeiteten sie später erneut für Oxfam oder sollen bei anderen Hilfsorganisationen untergekommen sein, wie britische Medien berichteten – obwohl die Autoren des Untersuchungsberichts empfohlen hatten, andere Organisationen vor Mitarbeitern mit problematischem Verhalten zu warnen.

„Oxfam bekennt sich unmissverständlich zur moralischen Verantwortung, die wir besonders nach diesen Vorfällen tragen. Wir werden uns in den kommenden Tagen auch mit der haitianischen Regierung treffen, um uns für die Fehler der Vergangenheit zu entschuldigen und gemeinsam zu erörtern, was wir zur Aufklärung dieser und Verhinderung ähnlicher Vorfälle beitragen können“, sagte die Chefin von Oxfam International, Winnie Byanyima, einer Mitteilung vom Montag zufolge.

Auch im Tschad soll es ähnliche Vorfälle gegeben haben. Die britische Vizechefin Penny Lawrence war infolge des Skandals zurückgetreten. Doch der Skandal beschränkt sich längst nicht nur auf Oxfam. Auch Ärzte ohne Grenzen und die US-Flüchtlingsorganisation International Rescue Committee (IRC) hatten zuletzt sexuelles Fehlverhalten in den eigenen Reihen eingeräumt.