Flughafen Zweibrücken, vormittags um 11.30 Uhr. Im Terminal herrscht wenig Betrieb. Einige Fluggäste, die eben aus dem türkischen Antalya gekommen sind, sitzen im Bistro und warten darauf, dass sie abgeholt werden. «Last minute» steht auf einem Schild, mit dem ein Reiseunternehmen an seinem Schalter in der Halle wirbt. Es passt zur Lage des Airports: Wenn nicht bald ein Investor auftaucht oder eine andere Geldquelle, ist am Montag (3. November) Schluss – nach 20 Jahren zivilem Flugbetrieb.
Airport-Sprecher Franz-Rudolf Ubach (66) weiß sogar schon, wohin der womöglich letzte Flug voraussichtlich geht. „Fuerteventura“, sagt er. Auch die Fluggäste wissen Bescheid – und gehen auf Nummer sicher. „Für den Rückflug haben die meisten Passagiere schon Frankfurt bei der Buchung gewählt“, berichtet er.
240 Jobs in Gefahr
Die Pleite könnte Schätzungen zufolge bis zu 240 Stellen betreffen – 120 beim Flughafen, die übrigen bei ansässigen Dienstleistern und anderen Firmen mit Airport-Bezug. Ein Sicherheitsunternehmen, das für Kontrollen zuständig ist, hat seinen 36 Mitarbeitern dort bereits gekündigt.
„Insgesamt kann man sich denken, dass die Stimmung alles andere als euphorisch ist“, sagt Ubach. Sie sei aber trotzdem relativ gut, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Markus Rademacher. Nach seiner Einschätzung hat die Entwicklung der letzten Monate den Zusammenhalt unter den Flughafen-Mitarbeitern gestärkt. „Man merkt, dass man eine kleine Familie ist“, ergänzt der 24-Jährige. „Da stützt der eine den anderen.“
Auf der Suche nach einer neuen Stelle
Aber davon kann man keine Familie ernähren oder ein Haus abbezahlen. „Die Mitarbeiter bei uns haben sich weitestgehend schon nach anderen Arbeitsplätzen umgesehen, sind zum Teil auch schon fündig geworden“, sagt Ubach. Da gibt es zum Beispiel für 20 Leute das Angebot des Landes, in den Landesbetrieb Mobilität zu wechseln – ein Teil der Hilfe, die die Regierung der Region zukommen lassen will.
Es gibt auch Angebote aus anderen Teilen Deutschlands, aber das ist nicht für jeden etwas: „Viele sind in der Region so verwurzelt, dass nicht mal die Möglichkeit besteht, mit dem Gedanken zu spielen, dass man umzieht“, sagt Rademacher. Die Identifikation mit dem Airport sei zudem groß.
Auf alles vorbereitet sein
„Das ist kein Arbeitsplatz wie jeder andere“, sagt Ubach, der seit dem Jahr 2000 auf dem Ex-Militärflugplatz arbeitet. Jeder einzelne sei aber gut beraten, sich umzuschauen. „Nicht dass er am Ende des Tages mit leeren Händen dasteht.“ Er selbst wird in Rente gehen.
Dass es diesem Arbeitsplatz nun an den Kragen gehen könnte, hat mehrere Gründe. Zum einen hat die EU-Kommission neue Flughafenleitlinien erlassen, denenzufolge im Abstand von 100 Kilometern nicht zwei subventionierte Airports bestehen können. Da zog Zweibrücken gegenüber dem nahen Flughafen Saarbrücken trotz längerer Landebahn den Kürzeren, was in der Westpfalz für Verbitterung sorgt. Außerdem soll der verschuldete Flughafen 47 Millionen Euro an unrechtmäßigen Staatsbeihilfen zurückzahlen. Weil er das nicht kann, wurde im Juli Insolvenz angemeldet.
Finanzspritze von Tuifly
Bis Anfang November hilft noch eine Finanzspritze von Tuifly. Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner will deshalb noch im Oktober einen Investor finden. Sicherheitshalber hat er die am Airport ansässigen Firmen um 110 000 Euro gebeten, um im November weitermachen zu können – falls kein Investor anbeißt. Bislang kam das Geld nicht zusammen. „Es gibt aber weitere Gespräche mit Mietern und weitere Überlegungen, wie man den Flugbetrieb aufrechterhalten kann“, sagt sein Sprecher Sebastian Brunner. Zudem sei Plathner in Verbindung mit potenziellen Investoren.
Die Flughafenbeschäftigten im Terminal bekommen von diesen Gesprächen wenig mit. Dabei ist der Informationshunger groß. Sie wisse noch nicht, wie es für sie weitergehe, sagt die Mitarbeiterin eines Reiseunternehmens. „Was wird mit den Leuten?“, fragt die Französin Cindy Ringeisen, die gerade aus Antalya kommt. Sie hält es für Geldverschwendung, den Flugbetrieb einzustellen. Es werde immer mehr geflogen – in ein paar Jahren werde dann der nächste Airport gebaut, obwohl man hier einen habe.
René Quante vom Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz sieht das anders: Dass es mit dem Airport bergab gehe, wenn er kein Steuergeld mehr erhalte, zeige, dass das Projekt Unsinn gewesen sei.
De Maart

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