Mittwoch26. November 2025

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Domaine TageblattAm Anfang war die Reblaus: Das Weinbauinstitut feiert 100-jähriges Jubiläum

Domaine Tageblatt / Am Anfang war die Reblaus: Das Weinbauinstitut feiert 100-jähriges Jubiläum
Heute ist es nicht mehr die Reblaus, sondern es sind pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die das IVV beschäftigen Foto: Editpress/Tania Feller

Das Institut viti-vinicole prägt seit nunmehr 100 Jahren den Weinbau in Luxemburg mit. Galt es zu Beginn, die amerikanische Reblaus zu bekämpfen, entwickelte sich das Weinbauinstitut immer mehr zum Kompetenzzentrum für Winzer.

Wenn das Institut viti-vinicole (IVV) demnächst sein 100-jähriges Bestehen feiert, wird ein wichtiger Gast wahrscheinlich fehlen. Denn eigentlich hat die amerikanische Reblaus maßgeblichen Anteil an der Entstehung des Weinbauinstituts. 1925 lag der Weinbau in Luxemburg komplett am Boden. Zum einen hatte die aus den USA importierte Reblaus großen Schaden angerichtet, zum anderen wurde bis zum 1. Weltkrieg vor allem Elbling produziert, der nach Deutschland exportiert wurde, um dort Schaumweine herzustellen. „Nach dem Ersten Weltkrieg musste der Weinbau in Luxemburg komplett neu gedacht werden und dabei sollte das Weinbauinstitut helfen“, so der ehemalige IVV-Direktor Roby Ley.

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Das Projekt ist ambitioniert und soll Einblicke in die Welt der Winzer verschaffen. Die Tageblatt-Redaktion versucht dieses Jahr (es ist noch nicht vorbei!), ihren eigenen Wein herzustellen. In einer wöchentlichen Serie berichten wir über Erfolge und Misserfolge und geben dabei tiefere Einblicke in die Welt des Weinbaus. Hier geht’s zur Anmeldung.

Nachdem die amerikanische Reblaus die Weinberge an der Mosel kaputt gemacht hatte, war die Hauptaufgabe des Weinbauinstituts das Propfen der Rebstöcke auf eine Unterlagsrebe, die nicht anfällig gegenüber der amerikanischen Reblaus war. Heute ist die Reblaus eigentlich kein Thema mehr; auch wenn sie noch da ist, erleiden die Rebstöcke keinen Schaden mehr. Damit war die Mission des Weinbauinstituts aber noch lange nicht erfüllt. Der Aufgabenbereich entwickelte sich, wie der Weinbau an der Mosel, stetig weiter. Heute soll das IVV sämtliche Bereiche abdecken, die den Winzerberuf betreffen. Die beiden ehemaligen Direktoren Raymond Weydert und Roby Ley erzählen, wie sich das IVV während ihrer Zeit entwickelt hat. Ihr Nachfolger Serge Fischer erläutert, dass sich das Weinbauinstitut auch nach 100 Jahren immer noch anpassen muss.

Raymond Weydert 

Raymond Weydert kam 1999 zum IVV und blieb, bis er 2009 als Abgeordneter in die Chamber nachrückte
Raymond Weydert kam 1999 zum IVV und blieb, bis er 2009 als Abgeordneter in die Chamber nachrückte Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Der ehemalige CSV-Abgeordnete und langjährige Bürgermeister von Niederanven war von 1999 bis 2009 Direktor des Weinbauinstituts. „Ich habe aber davor bereits in verschiedenen Bereichen Kurse am IVV gegeben und kannte die Verwaltung demnach. Die Mosel ist eine sehr schöne Region unseres Landes und ich mochte den Kontakt zu den Winzern. Es war eine sehr schöne Zeit“, so Weydert. In seine Amtszeit fiel eine große Reform, die Umstrukturierung des Instituts. Das Weinbauinstitut war damals zu einem großen Teil noch eine Rebschule. Viele Mitarbeiter gingen manuellen Tätigkeiten nach. Mit der Reform hat sich das dann geändert. Es wurden mehr und mehr Mitarbeiter gebraucht, die die Winzer bei administrativen Aufgaben unterstützen konnten. Es wurden Experten auf unterschiedlichen Gebieten eingestellt. „Et ass scho laang net méi just ëm d’Praffe gaangen“, so Weydert. Er sah seine Aufgabe und die seines Instituts aber auch in einer Art Vermittlerrolle. „Es ging auch darum, die Interessen der Privatwinzer, Genossenschaftswinzer und Weinhändler auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das war nicht immer einfach, aber auch so haben wir als IVV dazu beigetragen, den Weinbau an der Mosel voranzubringen, auch indem wir Know-how zur Verfügung stellten, das den Winzern erlaubt hat, sich weiterzuentwickeln.“

Roby Ley

Roby Ley war von 2009 bis 2023 Direktor des IVV<br />
Roby Ley war von 2009 bis 2023 Direktor des IVV
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Als Weydert 2009 in die Chamber nachrückte, wurde er durch Roby Ley im Weinbauinstitut ersetzt. Er stand dem IVV bis 2023 vor. Auch er, der aus einer Winzerfamilie aus Machtum stammt, erinnert sich gerne an seine Zeit in Remich zurück. „Das Weinbauinstitut hat mich bereits als Kind irgendwie gereizt.“ Er führte die Arbeit seines Vorgängers weiter und baute das IVV zum „Guichet unique“ für die Winzer aus. „Das IVV hat maßgeblich zur Entwicklung des Weinbaus beigetragen.“ Wie Weydert erwähnt auch Ley das Know-how in den verschiedensten Bereichen, das den Winzern zur Verfügung gestellt wurde. „Heute ist es etwas anders. Die junge Generation von Winzern verfügt selbst über sehr viel Wissen und hat eine wissenschaftliche Herangehensweise. Dadurch haben sich die Anforderungen an das IVV ebenfalls geändert. Das Weinbauinstitut wird eigentlich ständig herausgefordert.“ Unter Ley wurde die Reform der „Marque nationale“ durchgeführt und die AOP, die „appellation d’origine protégée“, eingeführt. „Das hat dem Luxemburger Weinbau definitiv weitergeholfen.“

Serge Fischer

Bevor er 2023 zum Direktor ernannt wurde, war Serge Fischer Leiter der Abteilung Weinbau beim IVV
Bevor er 2023 zum Direktor ernannt wurde, war Serge Fischer Leiter der Abteilung Weinbau beim IVV Foto: Editpress/Alain Rischard

Serge Fischer übernahm 2023 die Direktion des Weinbauinstituts von Roby Ley. Davor war der Önologe als Leiter des Bereichs Weinbau am IVV tätig. „Wir versuchen heute alle Bereiche abzudecken, die den Winzerberuf betreffen.“ Und das sind einige. Das geht von administrativen Vorgängen, Beratungen zum Thema Arbeitsrecht, Steuern usw. über Weinkontrolle, die Unterstützung der Winzer durch die Arbeit im eigenen Labor, Vermarktung, Forschung und Versuche in den eigenen Weinbergparzellen. Dort werden heute unter anderem pilzwiderstandsfähige Rebsorten, sogenannte Piwis, angebaut. Fischer vergleicht die Arbeit seiner Verwaltung mit der einer Berufskammer. „Wir sind da, um den Winzern zu helfen und auch, um ihre Anliegen an die Politik heranzutragen und zu erklären.“ Aktuell sind die Herausforderungen im Weinbau groß, die Zahl der Winzerbetriebe sowie der Weinkonsum gehen stetig zurück und stellen damit auch das Weinbauinstitut vor Herausforderungen. „Wenn der Sektor immer kleiner wird, könnte irgendwann die Frage aufkommen, ob der Weinbau noch eine eigene Behörde benötigt“, so Fischer. Aber auch jetzt bekommt seine Administration bereits neue Aufgaben und beschäftigt sich zunehmend auch mit dem Thema Obstanbau. „Da gibt es einige Parallelen zum Weinbau, wo wir mit unserer Expertise durchaus behilflich sein können.“ Das Weinbauinstitut wird sich also auch nach 100-jährigem Bestehen weiter an die Bedürfnisse des Sektors und der Gesellschaft anpassen.