Luxemburgs Straßen sind laut, voll und gefährlich – das ist kein Geheimnis. „Déi rennen hei wéi d’Idioten“, „Mir wunnen net méi bei enger Strooss, mee bei enger Autobunn“ oder „Mir kréien hei keng Loft méi“: Solche Klagen hört man landauf, landab. Besonders häufig kommen sie aus jenen Gemeinden oder Vierteln, die täglich von Autofahrern auf Schleichwegen durchquert werden. Unrecht haben die Anwohner nicht – der permanente Lärm, die Abgase und das Unfallrisiko sind längst mehr als nur ein Ärgernis. Sie sind ein gesundheitliches Problem.
Es überrascht daher kaum, dass sich viele Gemeinden – darunter Petingen, Leudelingen, Esch oder Sanem – die Verkehrsberuhigung auf die Fahne geschrieben haben. Um dieses Ziel zu erreichen, erproben sie eine ganze Palette an Maßnahmen: sogenannte Shared Spaces mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h, bei denen Fußgänger Vorrang haben, Fahrbahnschwellen, Verkehrsinseln, Fahrbahnverengungen, Poller, Blumenkübel oder Einbahnstraßen … Die Maßnahmenkiste ist scheinbar endlos. Das Ziel bleibt stets dasselbe: die Lebensqualität und Sicherheit der Anwohner zu erhöhen. Besonders wichtig ist das in der unmittelbaren Umgebung von Einrichtungen für Kinder wie Schulen oder „Maison relais“.
Doch was auf dem Papier so überzeugend klingt und von vielen Bürgern grundsätzlich befürwortet wird, stößt häufig auf Widerstand, sobald konkrete Entscheidungen anstehen. Denn allzu oft bedeuten die geplanten Maßnahmen für die Anwohner der betroffenen Straßen eine spürbare Umstellung ihrer Gewohnheiten – und genau hier endet meist das Verständnis.
In Leudelingen etwa lehnten 54 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bei einem Referendum eine flächendeckende Tempo-30-Regelung ab. In Petingen wird derweil heftig über die passende Verkehrsberuhigung rund um den Schulcampus „An Eigent“ gestritten. Und auch das neue Einbahnsystem in der Kanalstraße in Esch sorgte für mehr als nur ein bisschen „Knouteren“. Wie es der frühere Kollege Philip Michel im März 2025 treffend formulierte: „In Luxemburg ist der Aufschrei oft riesig, wenn es darum geht, dem motorisierten Verkehr Platz wegzunehmen.“
Verkehrsberuhigung funktioniert nicht ohne Veränderung. Sie verlangt Kompromisse, manchmal auch Verzicht oder ein Umdenken der eigenen Verhaltensweisen. Doch genau da wird es schwierig: Bequemlichkeit steht oft über Gemeinsinn. Regeln gelten gerne für die anderen, aber ungern für einen selbst.
„Die anderen“ sollen langsamer fahren – wird man aber selbst geblitzt, ist schnell der Radar schuld. „Die anderen“ sollen keine Schleichwege an Schulen vorbei nehmen – man selbst will jedoch möglichst schnell ans Ziel, ohne im Stau zu stehen. „Die anderen“ sollen Parkplätze aufgeben – aber bitte nicht direkt vor der eigenen Haustür. „Die anderen“ sollen auf das Auto verzichten – man selbst fährt aber noch für jede kurze Strecke. „Die anderen“ sollen neue Regeln akzeptieren – man selbst fühlt sich sofort „gegängelt“.
Echte Veränderungen gelingen nur, wenn die Mehrheit bereit ist, umzudenken – und neue Wege zu gehen.
De Maart

Die wirtschaftliche Entwicklung lässt eben auch das Verkehrsaufkommen kontinuierlich ansteigen, das ist unvermeintlich...es sei denn man schwenkt ein auf Massentransport und Abschaffung des Individualverkehrs....
Wenn "Verkehrsberuhigung" mehr Verkehrslaerm, mehr Auspuffgestank und eine Zunahme von (Fahrrad)unfaellen bewirkt, dann ist es keine Verkehrsberuhigung. Das hat nichts mit "den anderen" zu tun, sondern mit chronischen Autohassern, die sinnlos jeden Autofahrer schikanieren wollen und damit sogar sich selbst.
>Echte Veränderungen gelingen nur, wenn die Mehrheit bereit ist, umzudenken und neue Wege zu gehen: Das gilt nicht nur für das Thema "Verkehrsberuhigung". Schroffe antidemokratische Staatsraumverletzungen erzeugen zerklüftete Gesellschaften, in denen alte Wege als angebliche Leitplanken ein angebliches Sicherheitsgefühl vermitteln. "De sechere Wée". MfG, Robert Hottua