Mittwoch22. Oktober 2025

Demaart De Maart

„Hat mich krank gemacht“Wie es nach einem Renovierungspfusch für eine Düdelingerin weiterging

„Hat mich krank gemacht“ / Wie es nach einem Renovierungspfusch für eine Düdelingerin weiterging
Vor neun Monaten war Jenny Leonardis’ Balkon nach einer schlampig durchgeführten Neugestaltung noch unbenutzbar – inzwischen hat eine andere Firma die Arbeiten fachgerecht beendet Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Ein Escher Bauunternehmen pfuschte bei der Renovierung von Jenny Leonardis’ Haus. Der Mann, den sie dafür verantwortlich macht, ist nach einer Pleite weiter in dem Bereich aktiv. Die Düdelingerin warnt – damit nicht noch mehr Menschen zum Opfer werden.

„Ich war schockiert, wie viele fremde Menschen mir danach schrieben. Leute, die alles verloren haben und sich bei mir bedankten“, erzählt Jenny Leonardis bei einem Gespräch an ihrem Esszimmertisch. Unter ihren Füßen bröckeln bereits die Fugen der erst vor zwei Jahren neu verlegten Fliesen in Holzoptik – das Ergebnis einer missglückten Renovierung ihres Hauses. Eine Firma mit Sitz in der Escher rue du Brill pfuschte auf der Baustelle und hinterließ unter anderem einen Balkon in desolatem Zustand, über die Toilette entsorgten Bauschutt und zahlreiche Farbflecke. Auf 78 Seiten dokumentierte ein Gutachter später zahlreiche Mängel.

Die Fugen der erst vor zwei Jahren neu verlegten Fliesen im Holzdesign in Jenny Leonardis’ Esszimmer bröckeln bereits
Die Fugen der erst vor zwei Jahren neu verlegten Fliesen im Holzdesign in Jenny Leonardis’ Esszimmer bröckeln bereits Foto: Editpress/Alain Rischard

Jenny Leonardis setzte die Arbeiter vor die Tür und machte ihre Geschichte im letzten November im Tageblatt öffentlich. „Mehrere Dutzend Menschen haben sich nach dem Artikel über die sozialen Medien bei mir gemeldet – viele waren erleichtert, nicht als Einzige so etwas erlebt zu haben. Denn man fühlt sich wie ein Vollidiot“, sagt die 47 Jahre alte Frau neun Monate nach der Veröffentlichung ihrer Geschichte. Inzwischen haben andere Firmen die Arbeiten in ihrem eigentlich so liebgewonnenen Zuhause vollendet: Der Balkon ist fast fertig renoviert, die Elektrik fertiggestellt und die Fliesen verlegt. 

Aber die Kacheln im Esszimmer – damals verlegt von der Escher Firma „Eva Habitat“– müssen wohl bald nachgebessert werden. „Es wurde nicht sauber gearbeitet und jetzt lösen sich die Fugen. Entweder muss gleich alles neu gemacht werden oder ich warte, bis die Fliesen brechen“, erklärt die alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen. So oder so: Sie zahlt doppelt für Arbeiten, die längst erledigt sein sollten. Etwa 35.000 Euro hat der Baupfusch die 47-Jährige laut eigener Schätzung gekostet, inklusive Kosten für die Dokumentation der Mängel und für eine Anwältin.

Bleibende Folgen

Weil sie die Firma trotz Vertrags hinauswarf, suchte sie danach rechtlichen Rat. Von einer Klage riet die Anwältin ab: „Bei insolventen Betrieben bleibt am Ende oft nichts mehr für die Kundschaft übrig“, so Jenny Leonardis. Vor allem, wenn wie bei „Eva Construction“ damals noch Angestellte auf ihre Löhne warten. Außerdem ist die Düdelingerin nicht allein: In einer WhatsApp-Gruppe haben sich fünf weitere Betroffene zusammengeschlossen, bei denen die Häuser nach der Renovierung nicht besser, sondern schlimmer aussahen.

Bei ihnen allen hat der Baupfusch Spuren hinterlassen, schon alleine finanziell. Jenny Leonardis: „Ich hatte immer Geld als Puffer auf der Seite. Jetzt ist alles draufgegangen und ich habe Schulden.“ Sie habe immer gut auf ihre Ausgaben geachtet, doch jetzt mussten ihre Eltern einspringen – dafür schämt sich die so taff wirkende Frau. „Die Situation hat mich traurig und krank gemacht. Es macht was mit einem, wenn so etwas passiert.“ Wenn sie einen harten Tag hat und ihr zu Hause mal wieder Überbleibsel des Pfuschs auffallen, könnte sie weinen. 

Es macht was mit einem, wenn so etwas passiert

Jenny Leonardis, Opfer einer verkorksten Renovierung

Jenny Leonardis wünscht dem früheren Geschäftsführer – den sie für die Schlamperei am Bau verantwortlich macht, da er seine Angestellten unter extremem (Zeit-)Druck arbeiten ließ – nichts Schlechtes. Nach der Pleite seiner Firma hatte sie allerdings gehofft, dass Ignace Tchaha nie wieder in der Branche arbeiten würde. Nun wurde ihr berichtet, dass der Mann erneut auf einer Baustelle in Düdelingen aktiv ist. Der Besuch dort zeigt: „Eva Habitat“ – also ein Betrieb mit ähnlichem Namen, ebenfalls mit Sitz in der Escher Brillstraße, an dem Ignace Tchaha 24 Geschäftsanteile hält und als Bauleiter eingestellt ist – errichtet dort ein Einfamilienhaus.

Scharfe Kritik

„Hut ab – man muss ihm eigentlich gratulieren. Er weiß genau, wie man Gesetze umgeht und schnell zu Geld kommt“, meint Jenny Leonardis mit bitterem Respekt. Ihre Wut richtet sich vor allem gegen den Staat, der ihr zufolge „mit unnützen Gesetzen solche Firmen schützt“. Die legislativen Texte sind ihrer Meinung nach veraltet und müssten dringend reformiert werden. Außerdem weist sie darauf hin, dass Betrugsopfer nicht immer die finanziellen Möglichkeiten haben, um für eine Expertise und die Dokumentation von entstandenen Mängeln zu bezahlen. 

Damit nicht noch mehr Menschen Opfer des Mannes werden, mit dem Jenny Leonardis und weitere Haushalte schlechte Erfahrungen gemacht haben, ließ sie die derzeitige Bauherrenfamilie über ihre Situation informieren. „Der Mann war erschrocken und will nun sicherstellen, dass immer jemand auf der Baustelle ist“, erzählt sie. Eine echte Garantie sieht die Düdelingerin aus eigener Erfahrung darin nicht. Als Flugbegleiterin legte sie ihre Schichten nämlich so, dass sie oft nachmittags auf der Baustelle war – freie Tage verbrachte sie ganz dort. Sprach sie die Arbeiter auf ihre schlampige Arbeit an, hieß es nur: „Unser Chef hat gesagt, wir sollen das so machen.“ 

Firmengründung mit Beigeschmack

Mindestens fünf Haushalte in Luxemburg und Umgegend berichten von schlechten Erfahrungen mit der Firma „Eva Construction“, wie Recherchen für einen Tageblatt-Artikel vom 30. Oktober zeigten. Anfang Oktober 2024 meldete das genannte Unternehmen Insolvenz an. Noch am selben Tag wurde beim Handelsregister die Gründung einer neuen Gesellschaft mit dem ähnlichen Namen „Eva Habitat“ eingetragen – zunächst ohne Niederlassungsgenehmigung. Kurz nach Erhalt der Erlaubnis im Dezember wurde ein internes Widerrufsverfahren eingeleitet. Im März 2025 wurde die Genehmigung schließlich entzogen, am 24. Juli aber erneut erteilt –dieses Mal unter neuem Geschäftsführer. Der bisherige Geschäftsführer Ignace Tchaha legte diesen Posten im Mai nämlich offiziell nieder und hält inzwischen weniger als 25 Prozent der Geschäftsanteile (nämlich 24). Damit gilt er laut Ministerium „den gesetzlichen Kriterien in der Genehmigungsprozedur nach nicht mehr als einflussreiche Person“. Der Webseite der Nachfolgefirma zufolge ist Tchaha dort inzwischen als Bauleiter tätig. Auf Fragen will der Mann nicht antworten und verweist auf den Anwalt der Firma. Der schreibt zu den Fragen bezüglich der Person von Ignace Tchaha: „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich Ihre Fragen nicht beantworten werde, da ich sie für irrelevant für die Firma halte.“ 

Jenny Leonardis lebt jetzt mit der ständigen Angst, bei sich zu Hause weitere Mängel zu entdecken: „Ich hoffe, dass nicht plötzlich etwas Schwerwiegendes auftaucht – wie eine Mauer, die aufgestemmt werden muss, um an eine Leitung zu kommen.“ Zwar erhielt sie nach dem Pfusch Unterstützung von anderen Firmen, doch das Vertrauen in die Branche ist erschüttert: „Ich denke immer, ‚der will mich abzocken’. Das ist schade für die, die gewissenhaft arbeiten.“ Trotzdem will sie sich die Freude an ihrem Heim nicht nehmen lassen. „Ich bin eigentlich glücklich hier. Das Gebäude stammt aus den 70ern, aber ich habe sofort sein Potenzial gesehen“, sagt Jenny Leonardis. Und: „Ich würde alles wieder so machen – nur mit einer anderen Firma.“


Mehr zu diesem Thema:
Nach Pfusch bei Renovierung: Düdelingerin wehrt sich gegen Baufirma aus Esch
– Elektriker berichtet über chaotische Arbeitsbedingungen und unbezahlte Löhne in Luxemburg
Pfusch im Bausektor: Über Hilfen für Kundschaft – und deren Grenzen

canis-lupus
10. August 2025 - 10.20

jo, dat doten ass eng Saach déi Een schlecht verdaut, an ët krit keen Enn, do muss Ee stark sën soss packt Een ët nët..

leider gin ët esou Entreprisen, nët nëmmen am Bau, och aaner wärts, an ët ass esou wéi d'Madame schreiwt, nët zu Enn..

natiirlëch ass ët desto méi geféiërlech esou eng Firma zë engagéieren, an déi richtëg nët fënd well Een jo selwer "muss" schaffe goën a manner Zäit fënd, dann ass d'Gefoër nach méi grouss..

ëch hät z.B. déi Firma nët gehol wéingst schon hiirem Num "EVA" ass dach ë bëssi komech, siëwt dann, Jiddeen mëcht mol ee Feeltrëtt..

ëch wënschen dër Madame all Guddes fiir hiir Zukunft, a loosst dë Kapp nët hänken..

ëch selwer wor an esou enger ähnlëcher Situatioun, no Joëren war ëch dach trotzdem stark gin a méi viirsichtëg..

wann ët nët klappt mam Bauherr - dann näicht aanëchtes wéi raus domat..

Phil
10. August 2025 - 9.07

Seit der alten Regierung unter Xavier Bettel wurde das Handwerk herabgewirtschaftet, so sanken Sorgfalt und Qualität. Nur Jobs im Büro und am Computer zählten was, galten als chic und wurden dementsprechend promoted. Es wurde so dargestellt, als wenn es etwas Schlimmes wäre... "uncool und nicht trendy" ... händisch mit einen Schraubenschlüssel, Trennscheibe oder Schaufel zu arbeiten, sozugasen es schickt sich nicht "sich die Hände schmutzig zu machen". Ganz im Gegenteil, ohne die Mannschaft an der Front würde so mancher Sesselpuper und Tintensäufer ziemlich nackig da stehen. Daher von meiner Seite, ein grosses Bravo und all mein Respekt an alle die auf den "Schantecher" ihr handwerkliches Können tagtäglich unter Beweis stellen.

CG
9. August 2025 - 18.57

Hei schreiwen der elo vill déi et ëmmer besser wossten. Tatsaach ass dat et leider vill ze vill der Firmen ginn déi versichen d'Leit iwwert den Dësch ze zéiem, wéi et jo eng Firma a jéngster Zäit mat Fotovoltaikanlagen gemeet huet.

fraulein smilla
9. August 2025 - 14.45

Hat das Handwerk kein Schamgefuehl ?

Nomi
9. August 2025 - 14.20

Et muss een och faeheg sinn een Vertraag auszehandelen, an net emmer daat ze schlecken waat an der Offer steht.
Vorauszahlung gett et bei mir net. Nemmen no equivalenter Liwerung oder Prestatio'unen. Ween daat net akzeptei'ert, dann sichen ech een aaneren Handwierker, och wann 500€ mei' dei'er !

Et duerf een net emmer den Bellegsten huelen, well deen gett um Enn vlaicht den dei'ersten, wei' bei der Mme vun Diddeleng !

JJ
9. August 2025 - 13.53

Der Gesetzgeber erlaubt,aus welchen Gründen auch immer, die GmbH. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. DAS ist ein Freibrief für jeden Schurken der Leute über den Tisch ziehen will. Er darf mit einer Mindesthaftung für das Vielfache Schaden anrichten. Konkurs anmelden,einige Monate warten und dann geht die ganze Chose wieder von vorne los. Und diese Jungs sind sich nicht zu schade um vom Kunden 30% Anzahlung zu fordern,ohne Garantie.

Nomi
9. August 2025 - 10.06

Bei all Arbechten ass et emmer gut selwer een "Cahier des charges" ze schreiwen, an so'u vill wei' meiglech doran ze definei'eren mat Garanti'en "selon les règles de l'art" !

An baal allen Faell gett et nemmen eng moendlech Oofsprooch, an dei' ass bei Reklamatio'unen wertlooss !

Reinertz Barriera Manfred
9. August 2025 - 9.49

Es gibt noch viele andere Firmen der gleichen Art, leider ist man als Bauherr denen total ausgeliefert.....

Grober J-P.
9. August 2025 - 9.30

Es gibt mehrere dieser "Evas" auf dem Gebiet. Wenn man dann beanstandet wird sofort mit dem Anwalt gewunken.