Was die beiden Wirtschaftsmissionen, die diese Woche im Rahmen der Weltausstellung in Osaka stattfanden, konkret gebracht haben, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Ankündigungen über neue Kooperationen mit japanischen Partnern gab es keine. Stéphanie Obertin, DP-Ministerin für Digitalisierung, Forschung und Hochschule, sprach von wichtigen und interessanten Gesprächen – ähnlich fasste es auch Carlo Thelen, Direktor der „Chambre de commerce“, zusammen.
Die Wirtschaftsmissionen im Space-Sektor sowie im Bereich Healthtech, an denen Vertreterinnen und Vertreter von rund 60 Unternehmen teilnahmen, standen ohnehin im Schatten der Sozialrunde in Luxemburg. Aus diesem Grund hatte Wirtschaftsminister Lex Delles (DP) seine Teilnahme an der Reise nach Japan bereits vor einigen Wochen abgesagt. Auch Außenminister Xavier Bettel (DP) musste aufgrund anderer Verpflichtungen auf die Reise verzichten.
Kein „One-Shot“
Für Carlo Thelen war es dennoch eine bedeutende Mission. „Japan ist der zweitwichtigste Handelspartner für Luxemburg in Ostasien.“ Dabei spielt der Finanzsektor, der diesmal nicht im Fokus stand, weiterhin die größte Rolle. Mit einem Handelsvolumen von rund einer Milliarde Euro ist der Dienstleistungssektor etwa viermal so groß wie der Warenhandel.
Die Mission sei kein „One-Shot“, so Thelen. Man müsse Geduld haben. Die japanische Kultur bringe es mit sich, dass man sich öfter treffe, bevor Verträge unterzeichnet würden. „Das war jetzt ein erstes Kennenlernen. Da wird auch nicht unbedingt nur über Geschäftliches geredet. Erst muss Vertrauen aufgebaut werden und dann irgendwann entstehen vielleicht neue Kooperationen“, so Thelen. Deshalb sei es wichtig, nun auch eine japanische Delegation nach Luxemburg einzuladen.
Die Missionen mit den Schwerpunkten Weltraumforschung und Healthtech betreffen nicht nur Bereiche, in denen sich Luxemburg weiterentwickeln will, sondern auch Japan. Mit den steigenden Investitionen in die Verteidigung könnten sowohl die Weltraumforschung als auch der gesamte Tech-Bereich davon profitieren. Nicht nur in Europa steigen die Rüstungsausgaben – auch in Japan. Donald Trump hatte auch die asiatischen Verbündeten der USA dazu aufgefordert, fünf Prozent ihres BIP in die Verteidigung zu investieren. Es geht dabei vor allem um die Absicherung des Indo-Pazifik.
Der Erfolg der Wirtschaftsmissionen ist also schwer messbar – vor allem unmittelbar danach. „Wir haben manchmal Betriebe, die zwei Jahre nach einer Mission von einer Zusammenarbeit berichten, bei der erste Kontakte zwei Jahre davor geknüpft wurden“, erklärt Thelen. Natürlich führten nicht alle Treffen zwischen luxemburgischen und japanischen Firmen zu Geschäftsabschlüssen. „Wir haben hier rund 50 solcher Treffen organisiert. Wenn jedes zehnte zu einer Zusammenarbeit führen würde, wäre das schon ein großer Erfolg“, so Thelen.
Optimaler Rahmen

Was den luxemburgischen Unternehmen sehr zugutekommt, ist laut Thelen die Präsenz von Erbgroßherzog Guillaume. Er sei ein wichtiger Türöffner. „Wenn man sieht, wie wir hier, aber auch in anderen Ländern empfangen werden, wenn der Erbgroßherzog dabei ist, dann macht das schon vieles einfacher.“
Für den Präsidenten der Handelskammer, Fernand Ernster, ist eine Weltausstellung ein optimaler Rahmen, um die Luxemburger Wirtschaft nach außen zu präsentieren. Bereits im Jahr 1851 forderte der damalige zweite Präsident der „Chambre de commerce“, Antoine Schaefer, in einem Brief die Regierung dazu auf, über eine Teilnahme an der Weltausstellung nachzudenken – als gute Gelegenheit für die Luxemburger Betriebe. „Il pourrait paraître présomptueux d’envoyer des produits de notre modeste Grand-Duché à une exposition universelle (…). Ce serait enfin douter de nous-mêmes si nous ne profitions pas de la circonstance donnée de faire acte de vie“, schrieb er damals.
Im Jahr 1900 hatte Luxemburg dann seinen ersten Pavillon auf der Weltausstellung in Paris. Es folgten 24 weitere bis hin zur aktuellen Ausstellung in Osaka. Die nächste Weltausstellung findet in fünf Jahren in Riad, Saudi-Arabien, statt. Ob das Großherzogtum dann wieder mit einem Pavillon auf der Weltausstellung vertreten sein wird, muss die Luxemburger Regierung erst noch entscheiden.
Wahlen in Japan: Regierungsmehrheit bröckelt
Während luxemburgische Betriebe in Osaka geschäftliche Beziehungen mit japanischen Partnern aufbauen oder pflegen, befindet sich das Land gerade im Endspurt des Wahlkampfes, obwohl wesentlich weniger Plakate an den Straßen zu finden sind als in Luxemburg. Dennoch finden am Sonntag die Wahlen zum Oberhaus statt.
Nachdem die Regierungskoalition bereits vergangenes Jahr die Mehrheit im Unterhaus verloren hat, drohen der Regierung um Premierminister Shigeru Ishiba politische Blockaden. Japan wird von einer Koalition bestehend aus der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und dem Koalitionspartner, der Mitte-rechts-Partei Komeito, regiert. Im Wahlkampf dominierten ähnliche Themen wie in europäischen Ländern. Die Menschen in Japan leiden unter der hohen Inflation und der schwachen Konjunktur.
Drohende Strafzölle aus den USA und die unsichere geopolitische Lage beschäftigen das Land ebenfalls. Sollte Russland den Krieg gegen die Ukraine gewinnen, befürchtet man in Japan, dass dies China zu einem militärischen Angriff auf Taiwan verleiten könnte. Ohnehin sieht man in Japan sowohl China als auch Nordkorea mit seinem Atomarsenal als Bedrohung. Deshalb wird auch über die Rüstungsausgaben diskutiert. Trump verlangt auch von Japan, fünf Prozent seines BIP in die Verteidigung zu investieren.
Der Aufschwung der rechtspopulistischen Partei Sanseito, die vor allem bei jungen Wählerinnen und Wählern beliebt ist, stellt die etablierten Parteien vor eine große Herausforderung. Sollte die Regierung nun auch noch die Mehrheit im Oberhaus verlieren, könnte dies die politische Stabilität Japans auf die Probe stellen – was sich wiederum auf die wirtschaftlichen Beziehungen Japans zu seinen Handelspartnern auswirken könnte. (cs)
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