Es ist brütend heiß auf dem Probeplatz mitten im Militärkomplex auf dem Diekircher „Härebierg“. Schatten gibt es kaum, dort, wo einige Gebäude Schutz bieten, sammeln sich etwa 50 Mitglieder der Luxemburger Militärmusik, bevor die Probe beginnt. Es sind Wetterverhältnisse, wie sie auch am Wochenende zu erwarten sind.
„Wir stehen bei jedem Wetter bereit“, erklärt Oberstleutnant Jean-Claude Braun. Er steht seit 2012 an der Spitze der Militärmusik und ist in Sachen Nationalfeiertag schon „en alen Hues“. Bei dieser Hitze heißt es vor allem: gut hydrieren. „Bei der ‚Relève de la garde’ werden wir die leichtere Uniform tragen, so wie heute bei der Probe. Aber bei der Militärparade kommt die ‚Tenue de cérémonie’ zum Einsatz – dicker, schwerer, mit Kordeln und Medaillen.“ Und bei Regen – „was wir auch schonmal hatten“ – gibt es dazu noch einen schützenden Mantel.

Wie bei der Uniform gibt es auch im musikalischen Programm vorgeschriebene Punkte. Etwa den Marsch „Eise Generol“ bei der Ankunft des Generals, „Salut à Luxembourg“ bei der Inspektion durch die Ministerin und den „Marche Grand-Duc Henri“, wenn der Großherzog und der Erbgroßherzog die Front abschreiten. Die Nationalhymne wird auch in diesem Jahr von Militärmusikerin Stéphanie Schlink vorgetragen.

Bei anderen Stücken hat Braun größere künstlerische Freiheit. „In diesem Jahr spielen wir bei der ‚Relève de la Garde’ eine spanische, fetzigere Nummer. Und abends beim Fackelzug stehen Thriller und You Can’t Stop the Beat aus dem Musical Hairspray auf dem Programm“, erzählt er. „Da geht das Publikum mit.“ Diesmal wird die Militärmusik sogar von einer Rockband mit kompletter Anlage unterstützt. Gesungen werden die modernen Stücke von Militärmusikerin Magaly Da Silva Ferreira. Dass überhaupt Popsongs im Programm stehen, geht auf eine Idee von Braun zurück. „Früher waren es ausschließlich Märsche, aber irgendwann habe ich mir erlaubt, Deep Purple zu spielen. Das kam sehr gut an.“
Man freut sich immer noch darauf – es ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit
Der Ablauf wird genau geprobt
Obwohl Braun schon lange dabei ist, bleibt der Nationalfeiertag für ihn etwas Besonderes. „Man freut sich immer noch darauf – es ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Wir wollen das gut machen, es wird auch von uns erwartet.“ Die Nähe zum Publikum spiele dabei eine große Rolle – vor allem beim Fackelzug und der „Relève de la garde“.
Musikalisch sind keine intensiven Proben mehr nötig – die Musiker sind erfahren und regelmäßig im Einsatz. „Nur die neuen Stücke werden vorher ausgeteilt, einstudiert und mehrfach durchgegangen – so oft, wie es nötig ist.“ Die Probe am Freitag konzentriert sich daher vor allem auf den Ablauf: „Sitzt alles? Weiß jeder, was zu tun ist? Wer gibt die Kommandos?“ Wenn musikalisch noch etwas auffällt, werde es natürlich angesprochen.


Am Freitagnachmittag bleibt die Militärmusik nicht lange unter sich – nach und nach stoßen weitere Einheiten dazu, die ebenfalls an der Parade teilnehmen. Wer am Montag genau hinhört, wird auch eine vertraute Stimme aus dem Lautsprecher erkennen: Monique Bernotte, langjährige Musikerin, übernimmt erneut die Moderation der Veranstaltung und stellt die teilnehmenden Einheiten und Fahrzeuge der Armee vor.
Doch warum sieht man eigentlich keine Streicher in der Militärmusik? – „Weil Militärmusik für draußen gedacht ist – da braucht es Instrumente, die lauter sind“, sagt Braun. „Früher gab es eine klare Trennung: Bläser draußen, Streicher im Konzertsaal. Diese Tradition hatten wir auch, bis etwa 2017/2018 musste jeder Musiker zusätzlich ein Streichinstrument beherrschen. Das ist heute nicht mehr so.“ Die Anforderung bleibt dennoch hoch: Alle Militärmusikerinnen und -musiker müssen mindestens zwei Instrumente spielen können.
Und wer ist der Mann mit dem schwingenden Stock? Das ist der Tambourmajor – ebenfalls eine von Braun eingeführte Rolle. „Er gibt die Signale: wann gespielt wird, wann der Marsch aufhört, wann nur noch Trommelschläge kommen. Das ist besser, als wenn ich mich ständig umdrehen und Kommandos rufen muss. Bei über 50 Musikern würde das der Letzte ohnehin nicht mehr hören.“
Zumindest nicht, wenn – wie bei der Parade – die Menschenmengen dicht stehen und die Musik spielt. Bei der Ablaufprobe am Freitagnachmittag ist es hingegen ruhig auf dem Truppenplatz. Man hört jede Anweisung bis in die hinteren Reihen. Diszipliniert werden Abstände kontrolliert, Positionen geprüft und Korrekturen vorgenommen. Bis Montag soll dann alles sitzen – damit der Nationalfeiertag auch musikalisch reibungslos über die Bühne geht.

De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können