Auf der Brücke über die Sauer ist Ruhe eingekehrt. Der morgendliche Berufsverkehr scheint vorüber. Die Sonne taucht die Stelle, an der die Sauer in die Mosel mündet, in gleißendes Licht. Während sich ein älterer Herr mit allerlei Gepäck ein Stück Wiese ausgesucht und es sich bequem gemacht hat, betreten wir den gegenüberliegenden Friseursalon und fragen, ob es in jüngster Zeit vermehrt zu Grenzkontrollen gekommen sei. „Ja, aber nicht täglich“, sagt der Mann am Empfang und will gleich einen Termin mit uns vereinbaren. „Immerhin mehrmals pro Woche, doch eher unregelmäßig.“
Seit der neue deutsche Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) im Amt ist, soll ein schärferer Wind in der deutschen Migrationspolitik wehen. Nicht nur illegal Einreisende ohne Visum oder gültigen Aufenthaltstitel sollen an der Grenze abgewiesen werden. Auf diese Weise sollen am Grenzabschnitt zu Luxemburg von September bis März insgesamt 513 Personen zurückgewiesen worden sein. Nun sollen auch Asylbewerber ins Großherzogtum zurückgeschickt werden, wie ein jüngstes Beispiel vom vergangenen Wochenende bestätigt, als am Trierer Hauptbahnhof vier afghanische Staatsangehörige, die in einem Reisebus aus Luxemburg unterwegs waren, von der Polizei entdeckt wurden.
Neuer Wind à la Dobrindt
Die ständigen festen Kontrollen werden vor allem an den beiden Autobahnbrücken auf der A8 von Luxemburg ins Saarland bei Schengen/Perl und auf der A64 hinter der Anschlussstelle Trier/Bitburg durchgeführt. Der Checkpoint am Übergang von Wasserbillig nach Wasserbilligerbrück hingegen hat seine beste Zeit hinter sich – das war in der Ära vor dem Schengener Abkommen, als Kontrollen noch zum Alltag in Europa gehörten.
An der Moselbrücke von Wormeldingen ist vom neuen Wind à la Dobrindt noch nicht viel zu spüren. Aus ihm ist ein laues Lüftchen geworden – jedenfalls nach dem Eindruck der Anrainer von Sauer und Mosel. „Ich kriege von den Kontrollen nichts mit“, sagt Yvette. Die Bäckereiverkäuferin überquert die Mosel zwischen Wormeldingen und Wincheringen, „wenn morgens und abends der Hauptverkehr schon durch ist“. Auch von einem erhöhten Verkehrsaufkommen in Wasserbillig durch Staus sei nichts zu merken.
Von Letzteren ist jedoch der Mann, den wir an einer Bushaltestelle treffen, täglich geplagt. Auf der Fahrt von Luxemburg zurück nach Deutschland ist er als Grenzgänger betroffen, was ihn mittlerweile dazu gebracht hat, „häufiger mit Bahn oder Bus zu fahren“. Während er das sagt, passiert gerade ein Mann mit einem großen Koffer die Brücke. Er geht in Richtung Deutschland und will gerade abbiegen, als wir ihn ansprechen. „Ich bin auf Geschäftsreise“, sagt er und stellt sich als Ingenieur und Unternehmer aus Südindien vor. „Ich hatte Termine mit Geschäftspartnern in Bitburg und Kassel. Heute fliege ich von Luxemburg-Findel nach Mailand.“ Doch was hat ihn nach Wasserbillig gebracht? „Meine Kusine wohnt auf der deutschen Seite. Sie bringt mich zum Flughafen.“ Wir begleiten ihn zu seiner Verwandten, die er noch telefonisch über seine beiden neuen Begleiter vorwarnt.
Kontrollen seit Fußball-EM
Bhavani Bhaskar kommt uns entgegen und erzählt gleich von ihren Erfahrungen mit den Kontrollen. Sie arbeitet ebenso wie ihr Mann, der sowohl die deutsche als auch die indische Staatsbürgerschaft besitzt, in Luxemburg. „Wir werden laufend kontrolliert“, sagt sie. „Daran haben wir uns schon fast gewöhnt.“ Das Ehepaar lebt seit 2023 in Wasserbilligerbrück. „Die Kontrollen haben während der Fußballeuropameisterschaft letztes Jahr angefangen“, sagt Bhavani Bhaskar. „Das wurde dann fortgeführt. Die Beamten wollen aber nur meinen Ausweis sehen und merken gleich, dass ich hier wohne.“

Bereits zurück auf der Luxemburger Seite, fragt uns der bereits erwähnte Sonnenanbeter auf der Wiese an der Sauer-Mündung, ob wir etwas Neues herausgefunden haben. Wir verneinen. „Das ist wohl am besten so, dann habe ich meine Ruhe“, sagt er, schließt die Augen und erweckt den Eindruck, als döse er. Im Hintergrund ist das Blaulicht der deutschen Polizei zu sehen. Ein halbes Dutzend von Bundespolizisten haben einen mobilen Checkpoint errichtet und beginnen gleich mit der Kontrolle. Zunächst wird der Großteil der Autos von einem der Beamten herausgewinkt. Ein zweiter geht an die Tür des Fahrers, der die Scheibe herunterdreht, und fragt ihn nach seinem Ausweis. Ein Auto nach dem anderen kommt dran, selbst Kleintransporter, bis sich ein kleiner Stau bildet. Die heranfahrenden Lastwagen haben Schwierigkeiten, abzubiegen. Auch deren Fahrer müssen sich ausweisen. Während ein Mann mit deutschem Autokennzeichen und zusammengebundenen Dreadlocks aussteigen muss, überprüft eine Polizistin gerade die Personalien eines anderen. „Wir dürfen keine Auskunft geben“, sagt ihr Kollege. „Wenn Sie etwas wissen möchten, wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der Bundespolizei in Trier. Die sagen Ihnen, was sie brauchen.“
Personelle Verstärkung
Und die gibt uns bereitwillig Auskunft. Bundespolizei-Pressesprecher Stefan Döhn bestätigt, dass die Kontrollen intensiviert wurden. „Die Kontrollen führen wir schon seit September durch, doch nun haben wir mehr Leute bekommen“, erklärt er. Die Verstärkung stammt von der Bundesbereitschaftspolizei.“ Insgesamt soll die Bundespolizei für die Grenzkontrollen um 2.000 bis 3.000 Einsatzkräfte verstärkt werden.
Unterdessen ist es den Polizisten nicht mehr möglich, jeden zu kontrollieren. Es sind nur noch einige Stichproben, die sie durchführen. Auch scheint das Auswahlkriterium eher diffus. Ob Autos mit deutschem, französischem oder luxemburgischem Kennzeichen, jeden kann es treffen an diesem Vormittag – und auch von „racial profiling“ keine Spur.
De Maart

@Dunord H,
die CDU steht unter dem Druck der AfD.Sonst wäre alles beim Alten. Merkel war,im Gegensatz zu Weidel,pro europäisch eingestellt
Einfach die Fähre nehmen, die wird nie kontrolliert.
Im zug nach Trier habe ich noch keinen grenzkontroller gesehen.
Hoffentlich liest Dobrindt hier nicht mit und aendert das.
@ Smilla / Am letzten 07. Mai habe ich nachmittags in Echternach übergesetzt und da stand schon eine ganze Bande Preisen stolz und fidel in Stellung.
Da gibt es nur eine Lösung. Einfach auch an ALLEN Grenzübergängen nach Deutschland Kontrollen durchführen. Wenn jeden Tag hunderte Grenzgänger zu spät zur Arbeit erscheinen wird der Spuck schnell vorbei sein !!! Wetten daß !
Ich benutze fast taeglich einen der 2 Grenzuebergaenge in Echternach , oder den in Rosport .Schon Monate keinen deutschen Polizisten gesichtet .
@JJ
Negativ, da sind Sie falsch gewickelt. Dieses Grenztheater haben wir ursächlich der CDU-Mutti Merkel zu verdanken. Ihr damaliger politischer Zeitgenosse Merz probiert heute in Sisyphusarbeit den Scherbenhaufen von damals aufzufegen. Aus einem postpubertärem "Wir schaffen das!" ist ein infantiles "Ja, wir trauen uns das zu..." geworden. Verlierer dabei sind redliche Steuerzahler und grenzüberschreitende Arbeitstätige.
An alle Illegalen.In Langsur steht eine einsame Brücke und weiter oben kann man sogar per Pedes durch die Sauer waten. Wenn ihr drüben seid,schöne Grüße an die AfD-Nudel Weidel.Der haben wir diese Grenzhysterie zu verdanken.