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LuxemburgEnergiekonzern Encevo erwartet 2026 „keine großen Verschiebungen“ beim Strompreis

Luxemburg / Energiekonzern Encevo erwartet 2026 „keine großen Verschiebungen“ beim Strompreis
Ein Teil der Encevo-Führungsmannschaft: Carole Brückler, Marco Hoffmann, Jeff Feller und Claude Seywert Foto: Editpress/Alain Rischard

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Für den Luxemburger Energiekonzern Encevo war 2024 ein eher ungewöhnliches Jahr. Der Umsatz war stark rückläufig, doch der Gewinn ist stark gestiegen. Einen Fokus legt man, mit geplanten Investitionen von 1,3 Milliarden Euro, auf die Begleitung der Energiewende in den kommenden drei Jahren. Beim Strompreis erwartet man derweil nächstes Jahr „keine großen Verschiebungen“.

In einem schwierigen Marktumfeld ist die Encevo-Gruppe letztes Jahr weitergewachsen, so Marco Hoffmann vom Wirtschaftsministerium am Mittwoch in der traditionellen Jahrespressekonferenz des Luxemburger Energiekonzerns. „Es ist richtig gut aufgestellt.“ Hoffmann ist seit 2009, als sich die drei Unternehmen Cegedel, Soteg und Saar Ferngas, damals noch unter dem Namen Enovos International, zusammengeschlossen hatten, Mitglied im Verwaltungsrat des Unternehmens, seit 2012 fungiert er als dessen Präsident. Seit dieser Woche ist Jeff Feller, ebenfalls vom Wirtschaftsministerium, sein Nachfolger als Präsident der Gruppe.

Für das Jahr 2024 präsentierte Encevo dabei eher ungewöhnliche Zahlen: das Volumen der getätigten Geschäfte, der Umsatz, ist deutlich, von 5,1 Milliarden Euro im Vorjahr auf 3,8 Milliarden eingebrochen. Die Gesellschaft gibt sich dadurch jedoch nicht besorgt: Hintergrund sei einerseits sowohl ein Rückgang der Preise beim Einkauf der Energie auf dem Großhandelsmarkt wie auch beim Verkauf. Zudem hat sich die Gesellschaft zum Teil aus der Belieferung von großen Unternehmen im Ausland mit Strom und Gas zurückgezogen. Man wolle sich mehr auf die grüne Energie fokussieren, so der Geschäftsführer der Gruppe, Claude Seywert.

Der erwirtschaftete Gewinn hat im vergangenen Jahr dabei deutlich zugelegt, von 171 auf 193 Millionen Euro. Dass trotz deutlich weniger verkaufter Energie der Gewinn erheblich gestiegen ist, liege nicht daran, dass man nun proportional mehr an den Verkäufen verdiene, hebt Seywert auf Nachfrage hervor. „Unsere Margen sind gleichgeblieben.“ Die höheren Gewinne seien auf die vielen Investitionen zurückzuführen, die zu eben diesem Zweck getätigt werden.

Insgesamt 288 Millionen Euro hat die Gruppe, die vor allem in Luxemburg und in der Großregion tätig ist, letztes Jahr in die Zukunft investiert, den Großteil in die Netze, hebt Hoffmann weiter hervor. Das ist leicht weniger als im Vorjahr und auch leicht weniger als geplant. Durch eine Reihe Faktoren sei man leicht in Verzug gekommen, erläutert Seywert. Das liege daran, dass notwendiges Material nicht schnell genug geliefert wurde, dass sich das Erhalten von Erlaubnissen als schwierig gestaltet hat und dass Finanzierungen teurer wurden. Die Verschuldung der Gruppe ist leicht, von 589 auf 649 Millionen Euro, gestiegen.

Die Kernzahlen der Gruppe
Die Kernzahlen der Gruppe  Screenshot: Encevo

Was nun die Stabilität des Luxemburger Stromnetzes anbelangt, so „sind die stabil“, unterstreicht Seywert. „Luxemburg ist mit Deutschland und Belgien sehr gut vernetzt.“ Eine 100-prozentige Sicherheit, dass so etwas wie zuletzt in Spanien nicht passieren könnte, gebe es natürlich nicht, fügte Laurence Zenner von der Encevo-Tochtergesellschaft, dem Netzbetreiber Creos, hinzu. Die Wahrscheinlichkeit sehe man jedoch als „sehr niedrig“ an. Man habe genügend Verbindungen mit genügend Kapazität als Backup für den Fall, dass eine ausfallen würde. Zudem gebe es Notfallpläne.

Bald mehr als 3.000 Mitarbeiter

In den kommenden drei Jahren will man die Investitionen dann noch einmal deutlich steigern, so der neue Encevo-Präsident Jeff Feller. „Insgesamt 1,3 Milliarden Euro wollen wir investieren, davon eine Milliarde in die Netze“, um diese fit zu machen für die laufende Energiewende. Zudem will man weiter in die Produktion von erneuerbarer Energie investieren. Nachdem das Unternehmen seine Produktionskapazität letztes Jahr um stolze 40 Prozent auf 761,5 MW gesteigert hat, will man bis 2027 die Marke von 1 GW übersteigen. Mit den vielen geplanten Investitionen soll die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 2.936 bald auf über 3.000 steigen.

Auch versuche man mit einem „digitalen Zwilling“ des Luxemburger Stromnetzes dieses möglichst widerstandsfähig zu machen, so Encevo. Hier können Szenarien getestet werden, um danach zielgerecht zu investieren. Aufbauen will man derweil auch Kompetenzen im Bereich Batterien. Im Bereich Wasserstoff habe man bisher in Luxemburg zwar noch nichts gebaut, so Seywert. „Aber die Richtung steht. Wir wissen, wie wir vorgehen wollen.“ Aktuell ist man vor allem im Saarland aktiv, wo es vonseiten des deutschen Staates Investitionsgarantien gibt. Luxemburg soll dann in Zukunft angebunden werden und ein Netz soll das ganze Land, von Frisingen im Süden bis Bras im Norden, durchziehen.

Der Plan für die zukünftige Wasserstoff-Infrastruktur
Der Plan für die zukünftige Wasserstoff-Infrastruktur Screenshot: Encevo

Des Weiteren arbeite man daran, ein „intelligentes Angebot“ von mehreren unterschiedlichen Preisstrukturen für die Kunden zu erstellen, so Feller. Aus dem einst einzigen Angebot seien bereits drei geworden, und in Zukunft werden es noch mehr. „Die Stromtarife sollen in Zukunft noch flexibler und dynamischer werden“, so Feller. Gleichzeitig wolle die Gruppe ihre „verantwortungsbewusste Einkaufspolitik“ beibehalten und so dafür sorgen, dass es nicht zu großen Preisschwankungen für die Kunden kommt.

Dividende von 84 Millionen Euro

Was nun die künftige Preisentwicklung für die Kunden anbelangt, „so rechnen wir, aus heutiger Sicht, nicht mit großen Verschiebungen“, erklärt Claude Seywert. Insgesamt sei es derzeit schwer vorherzusagen, so Eric von Scholz von der Encevo-Tochter Enovos Luxemburg. An den Märkten sehe man beim Einkauf für 2026 einen leichten Rückgang. Wie es jedoch mit dem staatlichen Preisdeckel weitergeht, sei unklar. Auch unklar bleibt, wie und wo der Staat die von Luc Frieden in der Rede zur Lage der Nation angekündigten 150 Millionen Euro für die Netze einsetzen wolle.

Wichtigster Anteilseigner von Encevo ist mit 28 Prozent der Luxemburger Staat. Indirekt (über BCEE, Post, SNCI, Luxemburg-Stadt) kontrolliert der Staat rund 75 Prozent der Anteile. Zweitwichtigster Aktionär ist der weltweit zweitgrößte Netzbetreiber China Southern Power Grid International. Vom 2024 erwirtschafteten Gewinn wird eine Dividende von 84 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

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Jemp
19. Mai 2025 - 18.41

@J.P. Grober: Natuerlich gibt es nicht mehr viel fuers Einspeisen, weil der Strompreis bei laengerem Sonnenschein regelmaessig negativ wird. Unsere superschlauen Politiker und die Intelligenzbestien von Encevo haben naemlich massiv Solarpanels aufgerichtet, aber sie haben vergessen Anlagen fuer die Speicherung des Stromes aufzubauen. Deshalb duerfen wir ja jetzt hoehere Netzkosten bezahlen.

Grober J-P.
15. Mai 2025 - 17.06

Leider kriegt man nichts mehr fürs "Einspeisen", ist kontraproduktiv! Das nennt man dann ENERGIEWENDE! Wohin wendet man sich denn?