Mittwoch5. November 2025

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EditorialDie Krise im Luxemburger Bausektor wurde als Chance zur Besserung verpasst

Editorial / Die Krise im Luxemburger Bausektor wurde als Chance zur Besserung verpasst
Eine Krise bietet immer auch Chancen auf positive Veränderungen – das aber nur, wenn sie aktiv genutzt wird Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Winston Churchill soll einst gesagt haben: „Never let a good crisis go to waste“ – verpasse nie eine gute Krise. Doch genau das hat Luxemburg in den letzten beiden Jahren getan. Mitten in einer beispiellosen Baukrise hat das Land eine historische Gelegenheit verstreichen lassen, um die seit Jahrzehnten andauernden Probleme auf dem Wohnungsmarkt endlich anzugehen.

Auslöser der Krise war vor etwas mehr als zwei Jahren das Ende der Zeit der Niedrigzinsen. Um gegen die Inflation zu kämpfen, wurde der Leitzins in Europa deutlich angehoben, was Immobilienkredite wesentlich teurer machte. In der Folge brach die Nachfrage ein, und nach Jahren der rasanten Preisanstiege von jährlich etwa zehn Prozent zwischen 2019 und 2022 erlebte Luxemburgs Immobilienmarkt in den letzten beiden Jahren endlich eine lang erwartete Korrektur. Die Preise fielen 2023 um beachtliche 9,1 Prozent und 2024 um weitere 5,2 Prozent.

Eine Lösung für die ewigen Probleme auf dem Luxemburger Immobilienmarkt brachten die Preisrückgänge jedoch nicht. Teurere Kredite hielten Menschen lediglich vom Bauen und vom Kaufen ab. Der Bedarf an Wohnraum ging derweil nicht wirklich zurück, die Bevölkerung und die Zahl der Arbeitsplätze im Land sind weiter gestiegen. Viele wurden auf den Miet-Markt gedrängt.

In der Folge erlebte Luxemburg eine beispiellose Krise auf dem Bausektor. Zwischen den letzten Monaten des Jahres 2022 und Ende 2024 sind im hiesigen Bausektor, Statec-Zahlen zufolge, fast 4.000 Arbeitsplätze verschwunden.

Die Regierung hat versucht, gegenzusteuern – vor allem mit Maßnahmen, die den Sektor von zu strengen administrativen Hürden befreien. Gebracht haben diese, trotz gebetsmühlenartiger Selbstbeweihräucherung, bisher eher wenig. Dass die Preise mittlerweile, seit April 2024, wieder zulegen, ist erneut der Entwicklung auf dem Kreditmarkt zu verdanken, wo die Zinssätze wieder fallen. Dabei gilt es zu bemerken, dass die Zahl der Transaktionen – vor allem bei Neubauten – weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegt.

Die einmalige Chance, den Wohnungsmarkt grundlegend zu verändern, wurde vertan. Dabei wären alle notwendigen Faktoren beisammen gewesen: Schon 1991 sprach eine Studie von 6.600 bis 30.000 fehlenden Wohnungen hierzulande – geschlossen wurde diese Lücke nie. Ein vorgeschobenes Argument war immer, dass es nicht genügend Kapazitäten hierzu gebe. Jetzt hätte es 4.000 verfügbare Arbeitskräfte gegeben, doch der Staat hat die Möglichkeit verstreichen lassen.

An Geld und Bauland hat es ebenfalls nicht gemangelt. 2023 hatte die Regierung selbst in einer Pressemeldung geschrieben, dass genügend Bauland vorhanden sei. Von der verfügbaren Fläche halten öffentliche und para-öffentliche Organisationen mehr als 14 Prozent.

Der Mangel an Handeln seitens der Regierung hat nun sogar den Bankenverband ABBL dazu gebracht, zu versuchen, das Heft in die Hand zu nehmen. Die Vereinigung plant, für ihre Mitglieder „erschwinglichen Wohnraum“ selber zu schaffen – eine Initiative, die an die frühe Zeit der Industrialisierung erinnert, als die Arbed Wohnungen für ihre Belegschaft baute.

Wenn schon der Finanzsektor die Immobilienkrise als existenzielle Bedrohung für den Standort begreift, wie kann dann die Regierung so passiv bleiben? Warum scheut sie weiterhin den massiven Bau von Wohnraum?

Die aktuelle Krise im Bausektor hätte eine einmalige Chance geboten, das Ruder herumzureißen und mehr erschwinglichen Wohnraum zu schaffen. Stattdessen wurde die Gelegenheit verstreichen lassen. Dabei ist es das Problem, das den Menschen in Luxemburg Umfragen zufolge am meisten am Herzen liegt. Wenn die Krise am Baumarkt nun vorbei ist, werden nicht nur die während der zwei Jahre nicht gebauten Wohnungen fehlen, sondern auch noch die 4.000 Mitarbeiter, die der Sektor nicht mehr hat.

Grober J-P.
7. Mai 2025 - 10.20

Krise im Bausektor. Woran liegt das? Wahrscheinlich an den unfassbar hohen Löhnen der ausgebildeten Steinmetze der hiesigen Firmen! 😊
Bespiele:
Jenseits Clemency ausgewiesenes Baugrundstück: 227 € / m2 (Glasfasernetz kommt 2030, kein Erdgas)
Jenseits Virton ausgewiesenes Baugrundstück: 49 € / m2 (kein Glasfasernetz, kein Erdgas)
Mersch ausgewiesenes Baugrundstück, mit allen Anschlüssen: 900 € / m2
Identisches Haus „clé en mains“ laut Architektenbüros!
Luxemburg 6486 € / m2, Thionville 2142 € / m2, Messancy 3500 € / m2, Virton 2151 € / m2
Bankbeamter lächelt müde und schüttelt den Kopf, warum eigentlich, die Zinsen fallen doch?