Während der 1. Mai für die meisten Arbeitnehmer einen freien Tag bedeutet, nutzt das nationale Statistikinstitut Statec den Anlass, um einen Blick auf die Zusammensetzung von Luxemburgs Arbeitsmarkt zu werfen. So zählte das Großherzogtum im letzten Quartal des Jahres 2024 rund 489.000 Arbeitnehmer – fast die Hälfte davon waren Grenzgänger: insgesamt 47 Prozent, also rund 230.000 Arbeitnehmer. Die meisten davon stammten aus Frankreich: rund 126.000. Aus Belgien und Deutschland kamen jeweils rund 52.000 Menschen nach Luxemburg zur Arbeit. Statec hält in seinem Schreiben zudem fest, dass nur jeder vierte Arbeitnehmer in Luxemburg auch die luxemburgische Staatsbürgerschaft besitzt. Das sei bei rund 128.000 Menschen der Fall.
Das Großherzogtum gilt weiterhin als beliebter Arbeitsstandort. Ein Grund: die hohen Löhne. Luxemburg belegt mit einem Medianstundenlohn von 24 Euro den zweiten Platz in der Europäischen Union, wie Statec berichtet. An erste Stelle steht Dänemark mit 29,8 Euro pro Stunde. Am anderen Ende der Skala steht Bulgarien mit einem Medianstundenlohn von 4,1 Euro. Mit 6,2 Euro pro Stunde bildet, neben Rumänien und Ungarn, auch Portugal eins der Schlusslichter innerhalb der EU.
Was allerdings die reale Kaufkraft anbelange, fällt Luxemburg hinter Belgien auf den dritten Platz. Auch die Schweiz und Norwegen – beide keine EU-Mitglieder – stellen Luxemburg in puncto Kaufkraft in den Schatten. Portugal und Bulgarien zählen wiederum auch in Bezug auf die Kaufkraft zu den schwächsten Staaten innerhalb der EU.

Mittelmaß bei „Niedriglohn“
Insgesamt 14 Prozent der Arbeitnehmer in Luxemburg sind Empfänger eines sogenannten „Niedriglohns“. Ein „Niedriglohn“ entspricht einem Bruttostundenlohn, der höchstens zwei Drittel des Medianlohns des Landes beträgt. Demnach liegt diese Schwelle in Luxemburg bei einem Gehalt von 16 Euro pro Stunde, teilt Statec in dem Schreiben mit. Doch auch hier gibt es innerhalb der EU große Unterschiede. In Bulgarien liegt die Schwelle eines „Niedriglohns“ bei 2,7 Euro pro Stunde. In Dänemark sind es hingegen 19,9 Euro.

Mit einer Schwelle von 16 Euro pro Stunde belegt Luxemburg den zweiten Platz innerhalb der EU. In Bezug auf den Anteil aller Niedriglohnverdiener steht Luxemburg im EU-Vergleich allerdings weniger gut da: Mit einem Anteil von 14 Prozent findet sich Luxemburg EU-weit nur auf der elften Stelle wieder. Portugal steht mit einem Anteil von nur zwei Prozent (ab 4,2 Euro abwärts) an Niedriglohnverdienern an erster Stelle. Frankreich belegt mit zehn Prozent (ab 11,2 Euro) den sechsten, Belgien (ab 15,9 Euro) den 14. und Deutschland mit 19 Prozent (ab 12,9 Euro) den 20. Platz innerhalb der EU. Bulgarien bildet mit einem Anteil von 27 Prozent (ab 2,7 Euro) das Schlusslicht.
Statec teilt zudem weitere Zahlen aus dem Jahr 2023 mit: Demnach ist der Anteil an Arbeitnehmern, die in Luxemburg gelegentlich sonntags arbeiten, mit 16,4 Prozent relativ hoch. Der EU-Durchschnitt liegt bei 10,7 Prozent. Der Anteil an Arbeitnehmern, die hierzulande regelmäßig an Sonntagen arbeiten, liegt mit 8,2 Prozent hingegen unter dem EU-Schnitt von 11,8 Prozent. Frankreich hat dagegen mit 14,7 Prozent einen relativ hohen Anteil an regelmäßiger Sonntagsarbeit.
Gender-Pay-Gap
Zudem hält Statec fest, dass – im Gegensatz zu den meisten europäischen Staaten – „das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in Luxemburg zugunsten der Frauen“ ausfällt. Berechnet auf der Grundlage des medianen Bruttostundenlohns beträgt dieser Unterschied -11,2 Prozent aus der Sicht der Männer. Malta und Bulgarien bilden weitere Ausnahmen.
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– Editorial / What a way to make a livin’: Hartnäckiger Gender-Pay-Gap in Luxemburg
– Gender-Pay-Gap / Lohngleichheit ist erreicht: In Luxemburg verdienen Frauen sogar etwas mehr als Männer
Unter anderem die starke Präsenz von Frauen in Branchen mit relativ hohen Löhnen (Bildung, Gesundheit, Finanzen, Forschung, Rechtsdienstleistungen, …) – wie auch ihre gute Positionierung in mittleren und höheren Lohngruppen – haben zu dieser Entwicklung in Luxemburg beigetragen. Auch die atypische Zusammensetzung des luxemburgischen Arbeitsmarktes, mit einem hohen Anteil an hoch qualifizierten Arbeitnehmern, die in spezialisierten Dienstleistungssektoren tätig sind, spielt dabei eine Rolle, wie Statec in einem Presseschreiben anlässlich des Internationalen Frauentages 2023 mitteilte. Entscheidend sei dabei, dass das durchschnittliche Bildungsniveau von Frauen mittlerweile höher ist als das von Männern, was ihnen Zugang zu entsprechenden Jobs und Gehältern ermöglicht.
De Maart

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