Donnerstag30. Oktober 2025

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Laut Amnesty-Bericht2024 ist weltweit die Zahl der Hinrichtungen gestiegen

Laut Amnesty-Bericht / 2024 ist weltweit die Zahl der Hinrichtungen gestiegen
Die Todeszelle des berüchtigten Huntsville-Gefängnisses. Sowohl in den USA als auch in China und Vietnam werden Exekutionen per Injektion durchgeführt Foto: Paul Buck/epa/dpa

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Die Zahl der Hinrichtungen weltweit steigt weiter an: Im vergangenen Jahr seien mit 1.518 Hinrichtungen so viele Menschen exekutiert worden wie seit dem Jahr 2015 nicht mehr. Damals seien 1.634 Exekutionen registriert worden. Das geht aus einem am Dienstag von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) veröffentlichten Bericht hervor.

Auch wenn in nur noch wenigen Staaten weltweit im vergangenen Jahr die Todesstrafe umgesetzt wurde – AI spricht von einem Rekordtief – so ist im Jahr 2024 die Zahl der Hinrichtungen dennoch um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Damals sollen es noch 16 Staaten gewesen sein, in denen Menschen exekutiert wurden, im vorigen Jahr seien es nur noch 15 gewesen, hält AI in ihrem Bericht fest. Diese Zahlen berücksichtigen jedoch nicht die in China durchgeführten Exekutionen. AI weist darauf hin, dass die Zahl der Hinrichtungen von der kommunistischen Führung als Staatsgeheimnis behandelt wird. Die Menschenrechtsorganisation geht jedoch davon aus, dass jährlich mehrere tausend Menschen in China hingerichtet werden.

Seit 2015 hat die Menschenrechtsorganisation einen Abwärtstrend in der Zahl der Hinrichtungen registriert, die im Jahr 2020 mit „nur“ 483 Hinrichtungen den tiefsten Stand erreichte und seitdem wieder ansteigt.

Die geringe Zahl an Staaten, in denen Exekutionen durchgeführt wurden, soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Todesstrafe weiterhin in vielen Ländern Bestandteil des Strafvollzugs ist. Auch wenn sie nicht umgesetzt wird, wird dennoch vielen Staaten die sogenannte „Höchststrafe“ verhängt. AI zählt 54 Staaten auf, in denen für gewöhnliche Verbrechen die Todesstrafe verhängt wird. In 113 Staaten hingegen wurde sie ganz abgeschafft, in neun Staaten nur für gewöhnliche Verbrechen. In 23 Ländern wiederum gilt die Todesstrafe noch, allerdings wurde sie in den mindestens letzten zehn Jahren nicht mehr angewandt.

So wurde laut Amnesty-Bericht im vergangenen Jahr noch in 46 Staaten weltweit die Todesstrafe verhängt, wie etwa in Nigeria (186), Bangladesch (165), Indien (139), Demokratische Republik Kongo (125) oder Pakistan (117). 

Laut AI wird die Todesstrafe vor allem auch dafür eingesetzt, Kontrolle über die Bevölkerung auszuüben, und werde daher gegen Oppositionelle, Demonstranten, Menschenrechtler oder politische Gegner eingesetzt. Es sind demnach vor allem Diktaturen und autoritäre Regime, in denen die Todesstrafe vollzogen wird. Es ist davon auszugehen, dass in den USA die Todesstrafe wieder vermehrt umgesetzt wird. Am ersten Tag seiner Amtszeit unterzeichnete US-Präsident Donald Trump eine Anordnung zur Vollstreckung der Todesstrafe. Unter seinem Vorgänger Joe Biden galt zumindest auf Bundesebene seit Juli 2021 ein Moratorium für Hinrichtungen. Trump hingegen will die Exekutionen ausweiten. Deshalb hatte Biden noch in den letzten Wochen seiner Amtszeit 37 Todesurteile in Haftstrafen umgewandelt.

Immer mehr Staaten fordern Moratorium

Für den erheblichen Anstieg der Zahl der Hinrichtungen im vergangenen Jahr sind vor allem der Iran, der Irak sowie Saudi-Arabien verantwortlich. Im Iran habe es eine Steigerung von 14 Prozent gegeben. Allein 505 Hinrichtungen (52 Prozent) im Mullah-Staat seien im Zusammenhang von Drogendelikten durchgeführt worden. Dieser Aufwärtstrend halte seit 2021 an, als das Regime entschied, wieder härter gegen die Drogenkriminalität vorzugehen. Im Irak habe sich die Zahl der Hinrichtungen vervierfacht, von 16 im Jahr 2023 auf 63 im vorigen Jahr. Dabei seien allen zum Tode Verurteilten Vergehen im Zusammenhang mit Terrorismus vorgeworfen worden, hält in AI in seinem Bericht fest. In Saudi-Arabien hat sich die Zahl der Exekutionen binnen eines Jahres von 172 auf 345 verdoppelt. Das sei die höchste je von der Menschenrechtsorganisation registrierte Zahl von Exekutionen in diesem Land.

Auf internationaler Ebene gibt es jedoch auch eine ermutigende Entwicklung: So steigt seit 2007 die Zahl der UN-Mitglieder, die ein Moratorium für die Durchführung der Todesstrafe fordern. Am 17. Dezember stimmten 130 Staaten für eine UN-Resolution, die ein solches Moratorium fordert, 2007 waren es erst 104. 32 Länder stimmten im vorigen Jahr dagegen, 22 enthielten sich der Stimme, neun Staaten nahmen nicht an der Abstimmung teil.