Abwarten und Tee trinken: Im Hafen in Mertert ist das zurzeit die Devise – oder zumindest teilweise. Seit dem Unfall eines Frachtschiffs an der Schleuse in Müden (D) steht der Schiffsverkehr auf der Mosel still. Der Logistikdienst Luxport in Mertert, der sich auf die Lagerung und den Umschlag von Schiffsgütern spezialisiert, wollte sich am Dienstag noch nicht zu der Situation äußern (das Tageblatt berichtete). Am Mittwochmorgen gab Gilles Braquet, Generaldirektor bei Luxport, auf Tageblatt-Nachfrage eine Stellungnahme ab. Für das Unternehmen, das jährlich für 400 Frachter zuständig ist, hat der Unfall einschneidende Auswirkungen. „Sollte sich bestätigen, dass es drei Monate dauert, bis der Schiffsverkehr wieder aufgenommen wird, dann könnten rund 100 Schiffe nicht bei Luxport be- oder entladen werden“, sagt Braquet.
Vollständig auf Eis gelegt werden die Aktivitäten allerdings nicht. Das Unternehmen sei diesbezüglich breit aufgestellt. In den Werkstätten sind 40 Personen für das Zusammenschweißen von Stahlprodukten zuständig. Auch Einlagerungsarbeiten sowie das Be- und Entladen von Lastwagen sind weiterhin möglich. „Wir haben 120 Laster, die auf Langtransporte im Stahlbereich spezialisiert sind“, sagt Braquet. Und: „Wir sind gerade dabei, alternative Strecken zu prüfen, seien es Straßen- oder Bahnrouten. Wir überprüfen auch, ob wir alternative Häfen anfahren können.“
Weit im Voraus planen unmöglich
Das trimodale Terminal von Luxport ist in der Regel für den Güterumschlag von der Bahn auf Schiffe oder auf Lastwagen zuständig. Wie und ob die Güter nach dem Schleusen-Unfall transportiert werden, sei sowohl von den Materialien als auch von der Dringlichkeit der Aufträge abhängig. Aktuell befinden sich dort vor allem Stahl- und Schrottprodukte. Auch zwei Binnenschiffen, die wöchentlich Container zwischen Mertert und Antwerpen hin- und herfahren, sind vom Schleusen-Unfall betroffen. Das Schwergut könne allerdings lediglich via Frachtschiff transportiert werden. „Da versuchen wir, die Fristen zu verschieben“, sagt Braquet. Nach der Wiedereröffnung der Moselschleuse sollen die Waren dann abgewickelt werden.
Bis auf Weiteres empfiehlt das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn, dass die Schiffe auf ihren aktuellen Liegeplätzen bleiben. Auch Luxport ist von den Entscheidungen des WSA abhängig. „Wir müssen Woche für Woche schauen, was die neuen Informationen sind, und uns dementsprechend anpassen“, so Braquet. Was das für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet, ist zurzeit noch unklar. „Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können. Aktuell sind wir aber noch nicht an dem Punkt angelangt.“ Weit im Voraus planen, sei zurzeit nicht möglich. Zuerst gelte es, herauszufinden, wie groß die Schäden an der Schleuse sind und welche Reparaturarbeiten nötig sind. „Wir sind in einer Situation, in der es darum geht, Informationen zu sammeln, sie zu bewerten und nach Lösungen zu suchen“, schließt Braquet ab.
Und die Lage in Deutschland?
Auch bei unseren deutschen Nachbarn wird über die schnellstmögliche Aufnahme des Schiffverkehrs diskutiert. Voraussichtlich soll die Mosel in drei Monaten wieder schiffbar sein. Laut einem Artikel im Trierischen Volksfreund sorgt die Dauer der Reparaturarbeiten für Aufregung. Einem pensionierten Trierer zufolge, der nach eigenen Angaben bis 2010 beim WSA tätig war, dürften die Arbeiten nicht länger als zehn Tage dauern – sofern es ein Ersatztor gebe. Das WSA kann jedoch nicht garantieren, dass ein solches auch vorhanden sei. „Ob es im Bereich des WSA Mosel-Saar-Lahn Ersatztore gibt und ob diese auch passen und verwendbar wären, wird aktuell geprüft“, wird Tobias Schmidt vom WSA Mosel-Saar-Lahn zitiert.
De Maart
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