Sonntag19. Oktober 2025

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NahostkonfliktIsrael bekennt sich zu Pager-Angriff

Nahostkonflikt / Israel bekennt sich zu Pager-Angriff
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu in der Knesset Foto: Debbie Hill/UPI Pool via AP/dpa

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Viel wurde in den vergangenen Wochen über den spektakulären Angriff auf Pager und Funkgeräte der Hisbollah im Libanon spekuliert, nun hat der israelische Regierungschef Netanjahu die Verantwortung für die Aktion übernommen.

Die israelische Regierung hat sich zur Anordnung der Angriffe auf Pager der libanesischen Hisbollah-Miliz im Libanon vor knapp zwei Monaten bekannt. Regierungschef Benjamin Netanjahu habe „am Sonntag bestätigt, dass er den Pager-Einsatz im Libanon bewilligt hat“, sagte sein Sprecher Omer Dostri der Nachrichtenagentur AFP mit Blick auf die massenhafte Explosion von Pagern Mitte September.

Dem Sprecher zufolge sagte Netanjahu bei der wöchentlichen Kabinettssitzung, dass er dafür damals grünes Licht erteilt habe. Es war das erste Mal, dass die israelische Regierung sich öffentlich zu der Urheberschaft bekannte. Bei der Explosion hunderter Pager der pro-iranischen Hisbollah im Libanon am 17. September waren dutzende Menschen getötet und mehrere tausend weitere verletzt worden. Am 18. September gab es eine weitere Angriffswelle, bei der hunderte Walkie-Talkie-Funksprechgeräte von Hisbollah-Kämpfern explodierten. Insgesamt wurden 39 Menschen getötet und fast 3.000 weitere verletzt. Die mit der radikalislamischen Hamas verbündete Hisbollah drohte Israel daraufhin mit einer „neuen Phase der Abrechnung“. Auf die Explosionen folgten massive Angriffe beider Seiten. Bei israelischen Angriffen wurden mehrere Hisbollah-Anführer getötet.

Angriffe gehen weiter

Am Sonntag sind bei israelischen Angriffen im Libanon nach neuen Angaben der dortigen Behörden mindestens 38 Menschen getötet worden. Wie das Gesundheitsministerium in Beirut mitteilte, griff Israel unter anderem Ziele in der östlichen Region Baalbek, eine Hochburg der pro-iranischen Hisbollah-Miliz, an. Dabei seien in den Ortschaften Seghrin und Tschaat acht Menschen und in Serin und Bednajel vier weitere getötet worden. Zuvor hatte das libanesische Gesundheitsministerium bereits über einen israelischen Angriff auf die Ortschaft Almat nördlich von Beirut informiert. Dabei wurden nach neuen Angaben 23 Menschen, unter ihnen sieben Kinder, getötet. Zudem gab es laut Gesundheitsministerium sechs Verletzte. Die Zahl der Todesopfer drohte demnach weiter zu steigen: Es würden immer noch „menschliche Überreste“ aus den Trümmern gezogen.

Der Angriff war nach Angaben aus Sicherheitskreisen erfolgt, kurz nachdem ein Mitglied der pro-iranischen Hisbollah-Miliz eingetroffen war, um Vertriebene zu besuchen. Der Hisbollah-Vertreter erlag demnach im Krankenhaus seinen Verletzungen. Auf Bildern der Nachrichtenagentur AFP war zu sehen, wie sich Rettungskräfte auf der Suche nach Verschütteten mit bloßen Händen durch die Trümmer des völlig zerstörten Gebäudes gruben. Ein Bagger schaffte derweil Steinblöcke fort, um den Sucheinsatz zu erleichtern.

Der Angriffsort wurde von dutzenden libanesischen Sicherheitskräften sowie von Hisbollah-Mitgliedern abgesperrt, wie ein AFP-Korrespondent vor Ort berichtete. Dutzende Menschen beluden Autos mit ihren Habseligkeiten und flohen aus dem schiitischen Dorf, das in einem mehrheitlich von Christen bewohnten Gebiet des Libanons liegt. Im Online-Netzwerk Facebook schrieb ein Mann namens Ali Haidar, das zerstörte Gebäude habe seinem Großvater gehört und 35 Vertriebene aus der ostlibanesischen Region Baalbek beherbergt, vor allem „Frauen und Kinder“. Im Süden des Landes wurden am Sonntag laut Gesundheitsministerium zudem drei Rettungskräfte einer Organisation mit Verbindungen zur Hisbollah getötet. Der israelische Angriff war demnach in der Ortschaft Adlun erfolgt.