Weiter nach vorn soll es gehen, immer nur nach vorn, sagt Steffen Baumgart, wohin auch sonst. Der 1. FC Köln steht mit dem Rücken zur Wand, erstmals unter Baumgarts Leitung – und gerade jetzt soll der Trainer seine Grundidee ändern? „Noch tiefer geht es doch nicht“, sagt er mit ein wenig Galgenhumor, „19. kann ich ja nicht werden“.
Platz 18 ist es nämlich mittlerweile, ausgerechnet vor dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag (15.30 Uhr) hat der FC das Tabellenende der Fußball-Bundesliga erreicht. Das gab es noch nie, seit Baumgart im Sommer 2021 übernommen hat. Und erstmals in diesen gut zwei Jahren wird im Umfeld, ganz leise zumindest, seine Idee vom Fußball hinterfragt.
Denn dieses „Vorwärts“ als Imperativ, das frühe Pressing gegen jede Art von Gegner, führte in dieser Saison nicht zu den nötigen Ergebnissen. Nur einen Punkt und keinen einzigen Sieg gab es bislang aus sieben Spielen, ziemlich untypisch zudem für Baumgart-Mannschaften: Der FC erzielt kaum Tore. Nur vier sind es bislang, so harmlos ist momentan kein anderes Team.
Also wird doch wieder diese Frage gestellt, die man in Köln beinahe schon vergessen hatte: Wie fest sitzt der Trainer im Sattel? Im Klub will man darüber noch nicht nachdenken, es gebe diese Diskussion schlicht noch nicht, sagte Geschäftsführer Christian Keller dem Express. Das Trainerteam sei „strukturiert, fokussiert und akribisch“, zudem stehe die Mannschaft geschlossen hinter Baumgart: „Insofern will ich über dieses Thema gar nicht sprechen.“
Die Frage nach der Spielidee stellt sich allerdings durchaus. Kaum erzielte Tore, dafür viele Gegentreffer – würde der Mannschaft vielleicht etwas mehr Sicherheit guttun? Vorsicht statt vorwärts?
Nein, sagt Keller. Die Umsetzung bereite gerade Probleme, zugegeben, aber: „Wenn man eine Idee hat, von der man überzeugt ist, dann sollte man ihr treu bleiben.“ Mut macht, dass pünktlich zum Derby einige Leistungsträger nach Verletzungen zurückkehren. Flügelspieler Linton Maina ist ebenso wieder mit dabei wie Außenverteidiger Benno Schmitz, auch die Angreifer Mark Uth und Luca Waldschmidt stehen im Kader.
Es gibt in Köln durchaus Gründe für diese Sicht der Dinge. Im ersten Jahr führte Baumgart eine Mannschaft, der einige die Ligatauglichkeit absprachen, in den Europapokal. Im zweiten gelang trotz empfindlicher personeller Abgänge der souveräne Klassenerhalt. Bislang brachte Baumgarts Plan zweifellos Mehrwert.
Und bei der Frage nach dem Trainer und seinem Ansatz geht es in Köln mittlerweile ohnehin längst um das große Ganze. Denn der Klub hat sich dieser Spielidee mittlerweile umfassend verschrieben: In allen Jugendmannschaften sollen die gleichen Grundsätze vermittelt werden, um den Übergang in den Profibereich zu erleichtern. Dafür wurde eine eigene Leitungsposition geschaffen, Training und auch Kaderstruktur sollen sich am gemeinsamen Ziel orientieren.
Die erste echte Krise der Profimannschaft wirft nun Fragen zur langfristigen Planbarkeit auf, Baumgart will dennoch nicht zweifeln. Man wolle „einen gemeinsamen Weg“ gehen, sagt er, „und so ein Weg geht nicht immer nur geradeaus – und leider auch nicht immer nach oben“. Immerhin: Weiter runter geht es ja auch nicht mehr. (SID)
 
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