Montag3. November 2025

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Was tun gegen teuren Strom?EU-Ratsvorsitz will Deal bis Monatsende – Turmes verlangt zuverlässige Prognosen zur Energieproduktion

Was tun gegen teuren Strom? / EU-Ratsvorsitz will Deal bis Monatsende – Turmes verlangt zuverlässige Prognosen zur Energieproduktion
„Ich befürchte, wenn wir keine Lösung finden, die ein klares Signal sendet, dann wird es nicht genug Energie zu bezahlbaren Preisen geben“ (Jozef Sikela, tschechischer Industrieminister, Leiter des Treffens)  Foto: Olivier Matthys/AP/dpa

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Die hohen Strompreise belasten Europa. Die EU-Staaten suchen Lösungen, um Haushalte zu entlasten. Bei einem Krisentreffen in Brüssel zeichnen sich Kompromisslinien ab – doch auch rote Linien werden gezogen. Luxemburgs Energieminister Claude Turmes verlangte zuverlässige Prognosen zur europäischen Energieproduktion.

Spätestens bis Ende September sollen europäische Maßnahmen gegen die hohen Strompreise stehen. Eine entsprechende Frist setzte die gegenwärtige EU-Ratspräsidentschaft am Freitag bei einem Krisentreffen der für Energie zuständigen EU-Minister. „Ich erwarte den Vorschlag (der EU-Kommission) in einigen Tagen und ich will bis Ende des Monats Klarheit haben“, sagte der tschechische Industrieminister Jozef Sikela, der das Treffen in Brüssel leitete. „Ich befürchte, wenn wir keine Lösung finden, die ein klares Signal sendet, dann wird es nicht genug Energie zu bezahlbaren Preisen geben.“ Man müsse schnell und gemeinsam handeln.

Der Druck auf die Minister, die Menschen in der Heimat zu entlasten, ist groß. „Dass das kein einfaches Geschäft ist, das ist völlig klar“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Er bekräftigte, dass es infolge der hohen Strompreise auch zu Produktionseinschränkungen von Unternehmen kommen könne. Der irische Umweltminister Eamon Ryan sagte: „Wir müssen zu unseren Verbrauchern, Haushalten und Unternehmen ehrlich sein: Wir können hier nicht den vollen Schlag abfedern.“ Doch es müsse ein Teil des Schlags abgefedert werden.

Verantwortlich für die hohen Preise wurde in Brüssel Russland gemacht. „Russland führt einen Energiekrieg gegen Europa“, sagte der litauische Energieminister Dainius Kreivys. Energie-Kommissarin Kadri Simson betonte: „Russland hat seine Gaslieferungen als Waffe eingesetzt, um im nächsten Winter eine Energiekrise auszulösen, aber auch um unsere Volkswirtschaften zu schwächen und die Europäische Union politisch zu spalten.“ Man müsse dafür sorgen, dass diese Bemühungen scheitern.

Wie das gelingen könnte, hatte die EU-Kommission unter der Woche in fünf Vorschlägen skizziert. Die EU-Staaten wollten nun ausloten, welche Maßnahmen am meisten Zuspruch finden. Auf dieser Basis soll die EU-Kommission dann in der kommenden Woche einen Gesetzesvorschlag machen.

Keine Zeit für halbe Maßnahmen

„Wir werden uns darüber einig sein, dass Stromrechnungen sinken müssen und die EU-Kommission kurzfristig etwas vorschlagen muss. (…) Aber wir haben verschiedene Meinungen, wie man das am besten erreichen kann“, sagte die belgische Energieministerin Tinne Van der Straeten. Diskutiert wurde etwa darüber, wie Übergewinne von Energiestaaten abgeschöpft und an Verbraucher weitergegeben werden können. Umstritten ist zudem ein Höchstpreis für Gas-Einkäufe aus Russland.

Wirtschaftsminister Habeck zeigte sich offen dafür, einen Preisdeckel für russisches Gas einzuführen – allerdings nur, wenn auch Staaten wie Ungarn zustimmen. Wenn Länder, die derzeit noch Gas aus Russland bekämen, bereit seien, das Risiko eines vollständigen Lieferstopps durch Russland zu tragen, sei er gerne dabei, das zu machen, sagte der Grünen-Politiker. Wenn Länder dies nicht wollen, sollte das aber respektiert werden. Deutschland kommt nach Angaben von Habeck mittlerweile ohne russisches Gas klar. Dies sei „gigantisch“. Mehrere Staaten sprachen sich für eine solche Preisobergrenze für russisches Gas aus. Länder wie Belgien wollen allerdings einen Maximalpreis für die gesamten Gasimporte in die EU.

Sikela betonte, auch über die Abschöpfung von Übergewinnen und die zusätzliche Entlastung von Haushalten müsse beraten werden. Deutschland unterstützt eine solche Maßnahme, mehrere andere Länder sprachen sich ebenfalls dafür aus. Der litauische Minister Kreivys sagte dagegen, für ihn sei das eine „rote Linie“, da es zu Eingriffen am kurzfristigen Spot-Markt führen würde, der langfristigen Käufen schade. „Wir können unsere Zeit nicht mit halben Maßnahmen verschwenden oder Maßnahmen, die nicht funktionieren“, sagte er.

Mehr Einigkeit zeichnete sich dagegen etwa bei möglichen Maßnahmen zum Stromsparen ab, insbesondere in Zeiten hoher Nachfrage. „Wir werden die Diskussion eröffnen, wie wir die Länder dazu verpflichten können, den Stromverbrauch zu senken, ähnlich wie wir es beim Gas getan haben“, sagte Sikela. Strittig war jedoch, ob neue Stromsparziele verbindlich oder freiwillig sein sollten. Auch bei möglichen Schritten, um die Liquidität der Märkte sicherzustellen, erwartete Sikela Übereinstimmung. Die Europäische Kommission hatte vorgeschlagen, die EU-Beihilferegeln anzupassen, um in Schwierigkeiten geratene Stromversorger schnell staatlich unterstützen zu können.

Luxemburgs Energiesparkampagne

„Was den Strom betrifft, so muss die Europäische Union bis Ende September zuverlässigere Prognosen über die Produktion vorlegen, die uns im tiefsten Winter zur Verfügung stehen wird, insbesondere im Hinblick auf den Zustand der französischen Kernkraftwerke“, forderte Luxemburgs Energieminister Claude Turmes („déi gréng“). Diese Prognosen sind notwendig, um entsprechend handeln und Maßnahmen ergreifen zu können, heißt es in einer Pressemitteilung des Energieministeriums, die auf das Krisentreffen folgte.

Die hohen Strompreise stammten von den erhöhten Gaspreisen. Von daher muss man „das Übel an der Wurzel packen und den Preis für importiertes Gas deckeln“, fordert Turmes. Zudem legt er der Kommission nahe, die Einrichtung der Plattform für den gemeinsamen Einkauf von Erdgas zu beschleunigen. Langfristig liege die Lösung laut Turmes allerdings im „beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien“.

Erst am Donnerstag ist die luxemburgische Regierung zusammen mit Vertretern des Syvicol, der Handels- und der Handwerkskammer sowie der Klimaagentur vor die Presse getreten und hat dort ihre Energiesparkampagne „Zesumme spueren – Zesummenhalen“ vorgestellt. Luxemburg will versuchen, insgesamt 15 Prozent Energie einzusparen. Der Großteil davon könne nicht in der Industrie, sondern in Bürogebäuden eingespart werden, also in staatlichen Gebäuden, Gemeinden, Versicherungen und Banken. Auch Privathaushalte seien gefordert: „Wichtig ist, dass jeder nach seinen Möglichkeiten Sparanstrengungen unternimmt“, sagt Turmes. Das Konzept der Regierung basiere allerdings auf Freiwilligkeit.

Luxemburg müsse seinen Energieverbrauch um 970 Gigawattstunden reduzieren, um bis März laut Berechnungen der Regierung einen Maximalverbrauch von 5.510 GWh nicht zu überschreiten. Sollte dieses Ziel mit dem Prinzip der Freiwilligkeit nicht erreicht werden, oder falls auf europäischer Ebene der Notstand ausgerufen werden sollte, wird Turmes per großherzogliches Reglement verbindliche Maßnahmen einführen. Sollten auch diese Maßnahmen nicht zum Ziel führen, müsse das Gas in einer dritten Phase nach einem geregelten Plan abgestellt werden. (dpa/Red.)

armandjnw
10. September 2022 - 10.06

@ JJ
"Grün ist bald out".
Hoffentlich behalten Sie recht. Ich drücke beide Daumen.

PS: Beim verschwinden sollten sie die Blauen gleich mitnehmen.

JJ
9. September 2022 - 21.22

PS: Grün ist bald out.Wetten?

JJ
9. September 2022 - 21.22

"„Dass das kein einfaches Geschäft ist, das ist völlig klar“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Er bekräftigte, dass es infolge der hohen Strompreise auch zu Produktionseinschränkungen von Unternehmen kommen könne." Was ist hier los. Habeck bekam vor Tagen ein Plakat von den Greenpeace-Fuzzies vor die Nase gehalten auf dem die Abschaltung ALLER Akw's gefordert wird. Da stimmt doch etwas nicht. Putins Gas regiert die Welt? Frau Merkel wir danken ihnen.Bravo. Das ist Diplomatie auf höchster Ebene. Leute.Ohne Atomstrom seit ihr am Arsch. So einfach ist das.