Laufzeitverlängerung belgischer Meiler soll Atomausstieg vorbereiten

Laufzeitverlängerung belgischer Meiler soll Atomausstieg vorbereiten
(Reuters/tim Wimborne)

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In Belgien sollen die zwei ältesten Atommeiler zehn weitere Jahre am Netz bleiben, um den Ausstieg des Landes aus der Atomkraft vorzubereiten.

Die Regierung und der Energieversorger Electrabel einigten sich am Montag auf die Verlängerung der Laufzeit der Reaktoren Doel 1 und Doel 2 bis 2025, wie Ministerpräsident Charles Michel am Dienstag sagte. Im Gegenzug will Electrabel in erneuerbare Energien investieren, um die Atomkraft ersetzen zu können. Die Einigung erfolgte in letzter Minute, da die gesetzliche Frist dafür am 1. Dezember ablief.

Die Reaktoren in der Nähe von Antwerpen werden 2025 bereits 50 Jahre alt sein. Über den Weiterbetrieb hatte es ein heftiges Tauziehen zwischen der Regierung und Electrabel sowie dessen Mutterkonzern Engie gegeben. Die belgische Atomaufsicht hatte schon vor längerem den Plänen der Regierung zum Weiterbetrieb zugestimmt. Strittig waren aber die Kosten, insbesondere die Atomsteuer, die sich die letzten Jahre auf jeweils mehr als eine halbe Milliarde Euro belief. Der Einigung zufolge wird die Steuer zum größeren Teil wegfallen.

Im Gegenzug soll Electrabel 700 Millionen Euro in die Renovierung von Doel 1 und 2 und weitere 600 Millionen Euro in den Reaktor Tihange 1 in der Wallonie investieren. Außerdem soll der Konzern 20 Millionen Euro jedes Jahr für die Forschung ausgeben. Hinzu kommen weitere vom Unternehmen zu leistende Beträge von Hunderten Millionen Euro im Laufe der nächsten Jahre, darunter zum Beispiel in Biomasse oder Windkraftwerke. Engie-Chef Gérard Mestrallet begrüßte die Einigung. Sie berücksichtigte die Entwicklung „mit Elektrizitätspreisen, die sich in sechs Jahren halbiert haben“, sagte der Chef des französischen Konzerns in Brüssel.

Belgiens Energieministerin Marie-Christine Marghem urteilte, der Schritt schaffe Versorgungssicherheit und trage zu einem guten Übergang zu den erneuerbaren Energien bei. Belgien hat insgesamt sieben Reaktoren an den Standorten Doel und Tihange. Doel ist rund 150 Kilometer, Tihange etwa 80 Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt. Vor zwei Wochen erlaubte die Atomaufsicht, zwei andere, wegen Materialfehlern abgeschaltete Reaktoren wieder anzufahren. Alle Reaktoren sollen bis spätestens 2025 abgeschaltet sein.