Brasilien unter Druck

Brasilien unter Druck
(AFP/Franck Fife)

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Brasiliens Nationaltrainer Dunga steht im Testspiel bei Angstgegner Frankreich unter Druck. Nach sechs Siegen in Serie fordern die Medien "noch mehr". Die Aktion Wiedergutmachung gestaltet sich nach der 1:7-WM-Pleite gegen Deutschland sehr schwer.

Auf ihrer Wiedergutmachungstour kehrt die „Seleção“ an einen weiteren schmachvollen Ort zurück: Im Pariser Stade de France, wo die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft 1998 das WM-Finale mit 0:3 gegen Zinedine Zidane und Co. verlor, kommt es am Donnerstag (26.03.15)21.00 Uhr) zum erneuten Duell mit Angstgegner Frankreich. Doch so oft die Mannschaft von Trainer Carlos Dunga auch gewinnen mag, die Jahrhundert-Blamage beim 1:7 gegen Deutschland wird dadurch nicht gelöscht.

Programm

Mittwoch (25.03.15):

Deutschland – Australien 2:2
Dänemark – USA 3:2
Schottland – Nordirland 1:0

Donnerstag (26.03.15):

Katar – Algerien
Elfenbeinküste – Angola
Bahrain – Kolumbien
Iran – Chile
Frankreich – Brasilien

„Die Schande der Heim-WM wird niemals vergessen werden. Seit der Rückkehr von (Trainer) Dunga wurden sechs Siege in Serie registriert, aber man muss noch viel mehr tun“, mahnte das brasilianische Nachrichtenportal Terra.

„Größte Herausforderung“

Für Brasilien ist es der erste Test gegen einen starken europäischen Gegner. Bislang hat der Rekord-Weltmeister seit dem Comeback des früheren Stuttgarters Dunga auf der Trainerbank alle Spiele gewonnen und dabei durchaus überzeugt: Erzrivale Argentinien wurde bezwungen (2:0), die starken südamerikanischen Nachbarn Kolumbien (1:0) und Ecuador (1:0) auch. Dazu gab es Siege gegen Japan (4:0), die Türkei (4:0) und Österreich (2:1). Nun also Frankreich. „Das ist unsere größte Herausforderung in dieser neuen Phase“, sagte Jefferson, der 32 Jahre alte Torwart von Botafogo.

Dunga, dessen erste Amtszeit mit dem 1:2 im WM-Viertelfinale gegen die Niederlande 2010 zu Ende ging, setzt der Tradition des frohen Samba-Fußballs widersprechend wie selten zuvor in der brasilianischen Geschichte nicht in erster Linie auf Offensive. Einer starken Abwehr um die Frankreich-Profis Thiago Silva, David Luiz, Marquinhos (alle Paris) und Fabinho (AS Monaco) gilt das Hauptaugenmerk.

Das hat nicht nur mit der Schlappe gegen Deutschland zu tun, sondern auch mit dem akuten Mangel an ganz großen Talenten. Die Favela-Bolzplätze in Rio oder sonst wo produzieren – von Neymar mal abgesehen – keine Stars mehr vom Stile eines Pelé, Zico oder Ronaldo. Kein Wunder, dass Dunga vorne auf Spieler setzt, die nie den ganz großen Durchbruch geschafft haben wie etwa den 31-jährigen Robinho. Von der aktuellen Konjunktur abgesehen ist ein Spiel gegen Frankreich für die „Brasileiros“ immer mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden. So verloren die Brasilianer die letzten drei WM-Duelle (neben dem Finale 1998 auch die Viertelfinals 1986 und 2006).

Schmerzhafte Erinnerungen

Vor allem aber das 0:3 vor 17 Jahren þ damals waren die heutigen Nationaltrainer Dunga und Didier Deschamps Kapitäne ihrer jeweiligen Mannschaften – hat Brasilien leiden lassen. „Das tut immer noch weh“, räumte sogar Barcelona-Star Neymar ein, der damals sechs Jahre alt war.

Im Stade de France gab es nach 1998 zwei Spiele zwischen Frankreich und Brasilien, 2004 ein 0:0 und 2011 ein 1:0 für die Gastgeber. Die Duelle mit Frankreich und drei Tage später im Londoner Emirates Stadium gegen Copa-America-Gastgeber Chile sind aber in erster Linie ein Test für die Südamerika-Meisterschaft vom 11. Juni bis 4. Juli.

Frankreich, das als Gastgeber der nächsten EM 2016 zurzeit keine Qualifikationsspiele bestreiten muss und sich in Ruhe auf das Turnier vor eigenem Publikum vorbereiten kann, tritt dem Duell ruhiger entgegen. Dank der guten Leistung bei der WM (0:1 im Viertelfinale gegen Deutschland) und Siegen gegen starke Teams wie Spanien hat Deschamps die Misserfolge und Affären vergangener Jahre ein wenig vergessen machen können. Zuletzt gab es ein 1:0 über Schweden. Gegen Brasilien fehlen wegen Verletzungen aber zwei Stützen: Mittelfeldmann Paul Pogba und Torwart Hugo Lloris.