Aus Belgien in die weite Welt

Aus Belgien in die weite Welt
(Jgarroy)

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Bart Wellens ist einer der ganz großen Namen im Cyclocross. Das Tageblatt hat sich mit dem viermaligen Weltmeister über seine Disziplin unterhalten.

Bart, Sie sind dem Cyclocross auch nach Ihrer aktiven Karriere treu geblieben. In welcher Funktion?
Bart Wellens: Nach meiner aktiven Zeit habe ich erst einmal Abstand gebraucht und rund sieben Monate nichts mit dem Radsport zu tun gehabt. Jetzt bin ich Manager einer neuen Querfeldein-Mannschaft, des Teams Steylaerts-Verona. Wir sind im Moment noch ein kleines Team, mit vier Fahrern. Bei den Männern haben wir Gianni Vermeersch, Marcel Meisen und den jungen Braam Merlier. Zudem haben wir Maud Kaptheijns, die bei der vergangenen WM in Zolder bei den U23-Damen Bronze gewonnen hat.

Steckbrief
geboren am: 10. August 1978 in Herentals (B)
Profikarriere: 1999-2004 SpaarSelect, 2004-2009 Fidea, 2010-2015 Telenet-Fidea
Größte Erfolge: Weltmeister 2002/03, 03/04, Weltcup-Sieger 02/03, Superprestige-Sieger 03/04, Sieger der Gazet van Antwerpen Trofee 03/04, Belgischer Meister 03/04, 06/07, zweifacher Weltmeister der U23

Ausstellung
Noch bis zum 15. Oktober findet in der Belle Etoile eine Cyclocross-Ausstellung statt. Dort präsentiert das Organisationskomitee der WM 2017 in Beles Exponate von 1935 bis zur heutigen Zeit. Fotos, Plakate, die Bronzemedaille von Claude Michely von 1985, oder das Cyclocross-Rad von Landesmeister Christian Helmig sowie ein signiertes Weltmeistertrikot von Wout van Aert und Mathieur van der Poel – die Ausstellung lässt jedes Cyclocross-Herz höher schlagen und ist einen Besuch wert. Zudem gibt es einen Info-Stand der WM-Organisatoren, wo es sowohl Tickets im Vorverkauf gibt als auch die Möglichkeit, sich als freiwilliger Helfer einzuschreiben.

Ihnen hat der Cyclocross also recht schnell nach Ihrer aktiven Karriere gefehlt.
Der Cyclocross an sich nicht unbedingt, denn ich habe schnell 15 Kilo zugenommen und bin nicht gerade gut in Form (lacht). Aber die ganze Atmosphäre der Cross-Rennen hat mir schon sehr schnell gefehlt. Das ganze Drumherum macht den Cross so einzigartig.

Wie erklären Sie sich, dass der Cross vor allem in Belgien so populär ist?
Meiner Meinung nach hängt das sehr viel mit den Sportlern zusammen. Wenn man gute Athleten in einer Sportart hat, dann können diese eine regelrechte Euphorie auslösen. Die besten belgischen Cyclocross-Fahrer kommen aus Flandern, deswegen ist der Sport auch quasi ausschließlich dort so beliebt. In der Wallonie gibt es zum Beispiel nur ein Weltcup-Rennen.

Was macht für Sie die Faszination Cyclocross aus?
Es ist eine sehr spektakuläre Sportart, bei der den Zuschauern jede Menge geboten wird. Was auch eine große Rolle spielt, ist die Nähe zu den Sportlern. Weder beim Fußball noch bei sonst einem Sport kommt man den Athleten so nah wie beim Cross. Dadurch ist die Identifikation wesentlich größer. Und dann darf man die Stimmung nicht vergessen. So ein Cyclocross-Rennen, wo 30.000 Leute an der Strecke sind, die Fahrer anfeuern und Party machen, das sucht seinesgleichen.

Dennoch ist Querfeldein in nur wenigen Ländern richtig beliebt. Wieso?
Meiner Meinung nach beschränkt sich die Cross-Szene zu sehr auf Belgien. Jedes Wochenende finden in Belgien Rennen statt, wo die Top-Athleten mehr verdienen können als irgendwo im Ausland. Wieso sollen ein Wout van Aert oder Mathieu van der Poel also nach Contern oder Leudelingen kommen, wenn sie zur gleichen Zeit in Belgien mehr verdienen? Es müsste Wochenenden geben, an denen in Belgien kein Rennen stattfinden würde, damit bei anderen schönen Quers, wie z.B. in Luxemburg, Deutschland oder der Schweiz, die Top-Elite an den Start gehen würde. Denn wie bereits gesagt braucht man Identifikationsfiguren, um eine Sportart beliebt zu machen. Und so würde man die Stars des Cyclocross hautnah erleben. Deswegen ist es sehr wichtig, dass Luxemburg die Weltmeisterschaft austragen kann.

Luxemburg hatte so eine Identifikationsfigur mit Ihrem ehemaligen Teamkollegen Jempy Drucker. Können Sie ihn nicht dazu überreden, auch noch Cross zu fahren?
Ich habe immer noch Kontakt zu Jempy. Es würde ihm sicherlich guttun, den einen oder anderen Cross zu fahren. Aber die Straßensaison ist sehr lang, und dann wird es schwierig. Er profitiert aber auch jetzt noch von seiner Cross-Vergangenheit, denn die Technik auf dem Rad bekommt man vor allem bei den Quers. Um ehrlich zu sein, als Jempy mir gesagt hat, dass er sich auf die Straße konzentrieren möchte, habe ich nicht wirklich an ihn geglaubt. Jetzt gehört er zur Weltelite und ist einer der wertvollsten Helfer von Greg van Avermaet. Er ist ein toller Kerl und ein begnadeter Profi.

Sie sind auch einige Rennen in Luxemburg gefahren. Welche Erinnerungen haben Sie an diese?
Ich bin vor allem zu Beginn meiner Profikarriere in Luxemburg gefahren. Contern und Leudelingen waren anspruchsvolle und tolle Rennen. An meine Resultate habe ich allerdings keine Erinnerungen mehr. Die können also nicht so gut gewesen sein. Wenn ich mich nicht irre, fuhr ich mein letztes Rennen hier in Leudelingen. Das war eine Katastrophe, das weiß ich noch.