Astana und ein schwerwiegender Vorwurf

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Die UCI wollte die Akte der Padua-Ermittlungen analysieren, bevor man eine Entscheidung über den Verbleib des Winokurow-Teams in der WorldTour trifft.

Am späten Mittwochabend verkündete der Rennstall dann, dass er die Lizenz erhalten habe, und das trotz schwerwiegender Vorwürfe.

Das Team Astana feierte im Juli noch den Tour-Sieg durch Vincenzo Nibali, doch die Feierlaune hielt nicht lange an. Am 11. September wurde bekannt, dass Walentin Iglinsky positiv auf EPO getestet wurde. Auf den Tag genau drei Wochen später folgte die Nachricht über den positiven Test von Bruder Maxim Iglinsky, der am 1. August – wenige Tage nach der Tour de France, die er an der Seite von Nibali bestritt – ebenfalls des EPO-Missbrauchs überführt wurde. Es folgten noch drei Fahrer aus dem Development-Team der Kasachen, die ebenfalls positiv getestet wurden.

Aus diesen Gründen hat die UCI dem Team nicht mehr auf Anhieb eine WorldTour-Lizenz ausgestellt. Nun, kurz bevor die Lizenz-Kommission eine Entscheidung hätte treffen sollen, drangen die Padua-Ermittlungen in die Öffentlichkeit. Die UCI um Präsident Brian Cookson, der bei seinem Amtsantritt tiefgreifende Reformen und die Aufarbeitung der Vergangenheit versprochen hatte, wollte sich das Padua-Dossier genau ansehen, bevor eine Entscheidung gefällt wird. Dies war dann gestern Abend doch noch der Fall.

Katusha lässt grüßen

Astana-Team-Manager Winokourow, der ebenfalls eine Dopingvergangenheit hat und mit dem Mediziner Ferrari zusammengearbeitet hat, soll im Jahr 2010 zehn seiner Athleten zu einer Zusammenarbeit mit dem gesperrten Arzt ermutigt haben.

Sollten diese Anschuldigungen stimmen, ist der Verdacht von systematischem Doping im kasachischen Rennstall naheliegend. Das wäre das Letzte, was der ohnehin arg vom Doping gebeutelte Radsport jetzt gebrauchen könnte.

Trotzdem bleibt Astana in der ersten Liga, wohl auch, weil man bereits mit dem Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof gedroht hatte. Diesen Schritt hatte das Astana-Management bereits angekündigt für den Fall, dass es mit der Lizenz nicht klappen sollte. Auch das wäre kein Novum gewesen. Vor der Saison 2013 hatte Katusha wegen ethischer Bedenken ebenfalls keine WorldTour-Lizenz erhalten und war daraufhin vor den CAS gezogen. Das russische Team bekam recht und war wieder in der obersten Radsportliga dabei.

Vor allem im Hinblick auf die geplanten Änderungen im Radsport für 2017, wonach z.B. jede Mannschaft aus der höchsten Division ein Development-Team haben muss, kommen die Dopingfälle aus dem Astana-Farmteam mehr als ungelegen. Dass der überführte Dopingsünder Winokourow zudem nichts zur Aufarbeitung der dunklen Jahre im Radsport beitragen möchte, spricht ebenfalls nicht für den kasachischen Rennstall. Trotzdem hat die UCI sich für Astana entschieden. Eine Entscheidung, die dem Weltverband wohl jede Menge Kritik einbringen wird. Auch wenn die UCI sogleich eine unabhängige Untersuchung im Astana-Team ankündigte.