Nur 80 Olympiastartplätze für Karatekas

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2020 feiert Karate in Tokio seine Olympia-Premiere. Das Tageblatt erklärt, wie Qualifikation und Austragung funktionieren.

Seit dem 3. August 2016 ist es offiziell: Der Karatesport fand nach langen Bemühungen endlich Aufnahme ins Programm der Olympischen Sommerspiele. Damit feiern die Karatekas 2020 in Tokio ihre Olympia-Premiere. Aber bisher gab es keine Details über den Qualifikations- und Austragungsmodus. Das Tageblatt konnte sich bei der Jugend-EM in Sotschi mit dem Vorsitzenden der Athletenkommission, Davide Benetello, hierüber unterhalten.

Von Marc Biwer

Zur Jugend-EM in Sotschi war auch die Führungsriege des Weltkarateverbandes (WKF) angereist. Einer von ihnen ist Davide Benetello, der Vorsitzende der Athleten-Kommission. Das Tageblatt durfte sich mit dem Italiener über die Modalitäten rundum die Olympischen Spiele 2020 unterhalten, bei denen der Karatesport erstmals vertreten sein wird.

Davide Benetello ist beim Weltkarateverband Vorsitzender der Athletenkommission. (Foto: Marc Biwer)

Dabei trat Erstaunliches zutage. „Wir sind mit den Planungen für das Qualifikationssystem für die Olympiade soweit fertig“, so Benetello. „Wir warten nur noch auf die Genehmigung des Olympischen Komitees. Wahrscheinlich können wir alles noch Ende Februar publik machen. Das Grundkonzept basiert darauf, dass uns vom IOC 80 Startplätze gewährt wurden.“ Eine Zahl, die einen trifft wie ein Hammer. Zum Vergleich waren bei den letzten Weltmeisterschaften 2016 in Österreich 1.024 Athleten aus 118 Ländern eingeschrieben. Für die Karatekas bedeutet dies, dass wirklich nur die Allerbesten in Tokio kämpfen dürfen. Dem WFK wurde die Aufgabe für die Qualifikation ob diesem Mini-Kontingent nicht einfach gemacht.

Drei Gewichtsklassen

Die Athleten-Kommission rund um Davide Benetello schaffte es, eine Gestaltungsweise auszutüfteln, die alle Parteien zufriedenstellen wird: „Wir haben die 80 Startplätze in vier Kategorien mit je zehn Spots für Frauen und Männer aufgeteilt. Drei Startplätze werden im Kumite vergeben, einer im Kata. Für die Männer haben wir im Kumite die Kategorien -57 kg, -75 kg und +75 kg vorgesehen, bei den Frauen die Gewichtsklassen -55 kg, -61 kg und +61 kg.“ Bei den regulären Turnieren wird jeweils in fünf Gewichtsklassen gekämpft.

Wie aber kommt man in den Genuss einer dieser Exklusivplätze? Für die ersten vier Startplätze, im Kumite und im Kata, wird eine neue Rangliste eingeführt, die „Olympic Standings“. „Dieses Olympiaranking wird in etwa 20 Monate andauern. Der Startschuss fällt wahrscheinlich im Juli dieses Jahres und wird im April 2020 enden. Im Anschluss an diesen Prozess werden wir in der ersten Mai-Woche in Paris ein Olympia-Qualifikationsturnier veranstalten, ausschließlich für die drei olympischen Gewichtsklassen.“ Die drei Erstplatzierten jeder Kategorie werden in Tokio kämpfen dürfen. Über diesen Weg wären bereits sieben der zehn Startplätze vergeben. Hinzu käme ein fixer Startplatz für Japan als Ausrichter, falls sich kein Athlet aus diesem Land über den normalen Weg qualifizieren könnte.

Die restlichen zwei bis drei (je nach Japan) Spots werden jeweils kontinental vergeben. Bei diesem Vergabeschlüssel wird Europa im Vergleich zu anderen Kontinenten schlecht bedient, wie der WKF-Chairman mit der Aufteilung zeigt: „Zwei Plätze gehen an Ozeanien, drei an Afrika, drei an Amerika, zwei an Asien und zwei an Europa. Die Startplätze beziehen sich dabei auf die nächst Bestplatzierten der Weltrangliste. Damit gewinnt das World Ranking ebenfalls an Wichtigkeit und es lohnt sich, an den WKF-Events teilzunehmen.“ Das Qualifikationsverfahren ist relativ klar. Es offenbart vor allem, dass es sehr schwer sein wird, bei den Olympischen Spielen antreten zu dürfen. Auch für Jenny Warling, die derzeit nicht in den Top 10 der Weltrangliste steht.

Paris 2024

Bei nur zehn Teilnehmern pro Kategorie scheint der Austragungsmodus bei den Olympischen Spielen einfach zu regeln zu sein. Dazu Davide Benetello: „Wie werden zwei Gruppen mit je vier Athleten auslosen. In diesen Gruppen treffen die Kämpfer alle aufeinander. Die beiden Erstplatzierten jeder Gruppe dürfen ins Halbfinale. In diesem Semi kämpft der jeweilige Gruppensieger gegen den Zweitplatzierten der anderen Gruppe. Die Sieger werden um Gold und Silber antreten, die beiden anderen um Bronze.“
Für Tokio 2020 sind also sämtliche Modalitäten geklärt. Doch wie sieht es für Paris 2024 aus? Bei dieser Frage lässt Benetello etwas länger auf eine Antwort warten: „Es ist nicht sicher, ob der Karate einen festen Platz im Olympischen Programm bekommen wird. Wir hoffen es. Oder sagen wir besser, wir sind sehr zuversichtlich.“ Einen Optimismus, den man nicht unbedingt teilen muss. Mit 80 Startplätzen hat das IOC den Karatekas ein absolutes Minimum zugestanden. Das sieht nicht nach großem Interesse aus. Das Ganze wirkt eher wie ein Zugeständnis an die Gastgeber. Japan ist die führende Nation im Karate und wird mit Nachdruck auf eine Aufnahme bestanden haben. Nach Tokio ist das IOC dieser Bürde aber entbunden.