Schweden probt den Sechsstundentag

Schweden probt den Sechsstundentag
Schweden (hier die Hauptstadt Stockholm) geht neue Wege. / Foto:Pixabay

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In Schweden wird vielerorts sechs statt acht Stunden am Tag bei vollem Lohn gearbeitet.

In Schweden wird vielerorts sechs statt acht Stunden am Tag bei vollem Lohn gearbeitet. Je nach Parteibuch gilt dies als Erfolg oder Reinfall.

Von unserem Korrespondenten André Anwar

Gewerkschaftliche Forderungen nach Lohnerhöhungen sind gesellschaftlich akzeptiert. Deutliche Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohn werden hingegen noch immer misstrauisch betrachtet. Die IG Metall hat sich in Deutschland mit einer solchen Forderung nun durchgesetzt. In Schweden wurde und wird seit geraumer Zeit die Reduzierung der Arbeitszeit von acht auf sechs Stunden bei vollem Lohn getestet. Während Linke von einer gerechteren Verteilung der Firmengewinne sprechen, führen bürgerliche Kräfte an, dass es viel zu teuer ist und die Konkurrenzfähigkeit beschädigt.

Firmen weisen auf Erfolge hin

Eine Toyota-Werkstatt in Göteborg hat schon vor gut 14 Jahren den Sechsstundentag zum gleichen Lohn eingeführt, weil die Nachfrage nicht mehr ohne lange Wartezeiten zu bewältigen war. Es gibt seitdem zwei Schichten. Eine von 6 bis 12 Uhr, die zweite von 12 bis 18 Uhr. Die Werkstatt konnte so ihre Öffnungszeiten von acht auf zwölf Stunden erhöhen. Die Werkstatt auszubauen und mehr Leute gleichzeitig acht Stunden lang arbeiten zu lassen, wäre viel teurer gewesen und man hätte schlechter auf die zeitlich schwankende Auslastung reagieren können, so Werkstattchef Martin Banck.

Auch die Werbeagentur Till Oss in Visby hat den Sechsstundenarbeitstag 2016 eingeführt. „Als ich 1998 anfing, gab es mehr natürliche Pausen. Alleine den Computer anzuschalten, dauerte fünf Minuten. Nun passiert alles blitzschnell mit neuer Technologie. Die natürlichen Pausen sind verschwunden. Gleichzeitig bekommen die Kunden viel mehr Leistung pro berechneter Arbeitsstunde als noch vor zwölf Jahren“, sagt Agenturchefin Julia Brendelin der Zeitung VA. Mehr als sechs Stunden könne man ohnehin nicht „frisch im Kopf bleiben“. Das erste Geschäftsquartal nach der Einführung des Sechsstundentags war das „beste überhaupt“, sagt sie.

Göteborg hat Erfahrungen ausgewertet

Auch die Stadt Göteborg hat den Sechsstundentag getestet und teilweise bereits ausgewertet. Rund 60 Pflegekräfte eines Göteborger Altenheims durften von 2015 bis 2017 sechs statt acht Stunden bei vollem Lohn arbeiten. 14 neue Kräfte wurden eingestellt. Die Mehrkosten lagen bei 10 Millionen Kronen (1 Millionen Euro/1,2 Millionen Franken). „Die Arbeitsverhältnisse verbesserten sich laut Studie deutlich, das Personal hatte mehr Energie, Krankenstände wurden niedriger, die alten Leute wurden auf einmal viel besser betreut. Es gab viel mehr Aktivitäten und Engagement“, sagt der Göteborger Vizebürgermeister Daniel Bernmar von der Linkspartei dieser Zeitung.

Bürgerliche Stadtpolitiker werfen ihm Wunschdenken vor, das sei alles zu teuer. Bernmar hält dem entgegen: „Die Hälfte der zusätzlichen Kosten verschwinden, wenn man Kostensenkungen an anderer öffentlicher Stelle mitrechnet. Arbeitslosen- und Sozialhilfe etwa, weil zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch der Krankenstand sinkt, und weniger Überstunden müssen bezahlt werde“, so der Linkspolitiker.

Arbeitgeber muss draufzahlen

„Davon, dass Arbeitszeitverkürzungen den Arbeitgeber mehr kosten, kommt man in den meisten Fällen nicht weg“, gibt Bernmar zu. „Eine Arbeitszeitverkürzung um 25 Prozent auf sechs Stunden ist das Gleiche wie eine Lohnerhöhung um 25 Prozent“, sagt er. Letztlich handle es sich um eine uralte Wertefrage. Wie viel vom Firmengewinn soll den Eigentümern zufallen und wie viel den Arbeitnehmern? Aus einer historischen Perspektive sei es eigentlich selbstverständlich, dass es jetzt Zeit ist, die Arbeitszeit zu verkürzen. „Wir sind heute viel reicher als früher, die Produktivität hat sich radikal erhöht und auch die Löhne sind zumindest ein wenig gestiegen. Aber wir arbeiten noch immer genauso viel wie früher. Das ist nicht nachvollziehbar“, sagt der Vizebürgermeister.

 

Doris
7. Februar 2018 - 15.32

Wéi rechent Dir dann? Éischtens, am Mueres an am Owesstau sti keng Schichtaarbechter dran, dat sinn déi normal Bürosfritzien. Déi di Schicht schaffen, stinn net am Stau, do ass ëm déi Zäit nach keen oder scho laang kee méi. Zweetens, wann déi Schichtaarbechter elo op 4 Mol am Dag amplaz op 3 opgedeelt ginn, dann ass nach manner Trafic wéi scho keen ass fir si.

Scholnier
7. Februar 2018 - 11.19

Man sollte sich nicht zuviel an den Skandinavischen Ländern orientieren , könnte es doch für den Arbeitnehmer ein böses Erwachen geben.

Nomi
6. Februar 2018 - 21.55

Daat bedeit awer och mei' Traffik wann all Daag eng Schicht mei' geschaft get !! Dann get et zu Letzeburg keng Verkei'ersbero'uegung teschend dem Moesstau an dem Owesstau !