Auf dem Land gibt es eine Zukunft

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Immer mehr junge Griechen ziehen aufs Land, weil sie in den Städten keine Zukunft sehen. In der Landwirtschaft dagegen locken noch immer Chancen. Doch die Infrastruktur auf dem Land kann nicht mithalten, die Landwirte haben sich zu lange auf Subventionen verlassen.

Von unserem Korrespondenten Nikolia Apostolou

Margianna Xirogianni war die vergebliche Suche nach einem Arbeitsplatz und die steigenden Kosten in der Stadt leid. Daher ist sie in das kleine Dorf Sterna-Messinia gezogen, das etwa 250 Kilometer südwestlich von Athen liegt. Dort hat sie mit drei ihrer Geschwister und anderen Partnern Green Land gegründet, eine landwirtschaftliche Genossenschaft, die extra natives Olivenöl, Olivenpaste und andere Produkte auf Olivenbasis produziert und weltweit verkauft. Margianna Xirogianni ist damit nicht allein: Viele junge Griechen tauschen ihr Leben in der Stadt gerade gegen eine Zukunft auf dem Land ein.

Keine Hoffnung auf baldige Verbesserung

Seit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise vor einem Jahrzehnt schrumpft die griechische Wirtschaft. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei über 40 Prozent und ist damit die höchste in der EU. „Ich habe meinen Master abgeschlossen und musste als Tutorin, Kellnerin und Clown auf Kinderfesten arbeiten, weil heutzutage kein Krankenhaus mehr Personal einstellt“, sagt Xirogianni, 33, die früher davon träumte, Krebspatienten zu helfen.

Die wirtschaftliche Lage im Land wird sich sobald nicht ändern. Auf dem Land sehen viele Griechen daher eine bessere Chance für die Zukunft. „Auf dem Land sind wir autark“, sagt Xirogiannis ältere Schwester Ioulia, 34, die Athen verließ und mit ihrem Mann und zwei Kindern nach Sterna zog. „Wir wollten eine bessere Lebensqualität, wo wir eine angemessene Bezahlung bekommen. Im krisengeschüttelten Athen sind die Gehälter zu niedrig, um über die Runden zu kommen, besonders, wenn man Kinder hat.“

Auf dem Land fehlt noch die Infrastruktur

Charalambos Kasimis, Generalsekretär im griechischen Ministerium für ländliche Entwicklung und Ernährung und Professor an der Agraruniversität Athen, sagt, die Regierung habe im vergangenen Jahrzehnt einen Anstieg der Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Griechen von elf Prozent auf 13 Prozent festgestellt. Ein Großteil dieses Anstiegs sei auf einen Zuwachs bei den Landwirten unter 40 Jahren zurückzuführen, fügt er hinzu. Das Problem sei nun, dass die öffentliche Infrastruktur in den ländlichen Regionen möglicherweise nicht in der Lage sei, mit Neuankömmlingen umzugehen. „Bauern brauchen soziale Infrastruktur, Schulen für ihre Kinder, lokale Ärzte, Banken und so weiter“, sagt Kasimis. Dennoch sei der neue Trend zu begrüßen, denn auch die griechische Landwirtschaft müsse sich ändern, um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zu lange auf Subventionen verlassen

Seit Jahrzehnten exportiert Griechenland landwirtschaftliche Produkte wie Oliven und Olivenöl in großen Mengen in andere europäische Länder. Dort werden sie umetikettiert und wiederum exportiert. Daher dominieren italienische und spanische Unternehmen die Olivenölbranche. „Wir müssen den Mehrwert unserer Produkte erhöhen, auf Qualität, Markenbildung und Agrartourismus bauen“, sagt Kasimis.

Die Politik der Europäischen Union, den Landwirten Subventionen zu gewähren, hat auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Landwirtschaft untergraben, sagte Thodoris Vasilopoulos, Präsident der Vereinigung junger Landwirte in Griechenland. „Die ältere Generation hat gelernt, sich auf Subventionen zu verlassen und sich oft nicht einmal die Mühe gemacht, ihr Land zu bewirtschaften“, sagt Vasilopoulos. „Nur wenn wir die Landwirte unterstützen, werden wir die Wirtschaft Griechenlands wachsen sehen.“

Ironischerweise sind die Geschwister Xirogianni der Wirtschaftskrise dankbar. Ohne diese hätten sie den Schritt aufs Land vielleicht nicht gewagt. „Wir haben sogar begonnen, uns auf den Agrartourismus auszudehnen“, sagt Margianna Xirogianni. „Touristen können unseren Bauernhof und unser Haus besuchen, um zu sehen, wie Olivenöl hergestellt wird.“