Heftige Gefechte zwischen Armee und Boko-Haram

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Kämpfern der islamistischen Gruppe Boko Haram haben am Wochenende die nordöstliche Stadt Maiduguri angegriffen. US-Außenminister Kerry ist derweil für Gespräche in Lagos angekommen.

Überschattet von schweren Kämpfen der Armee mit der Extremistengruppe Boko Haram in der Millionenstadt Maiduguri hat US-Außenminister John Kerry am Sonntag Nigeria besucht. Kerry traf in der Wirtschaftsmetropole Lagos zu Gesprächen mit Präsident Goodluck Jonathan und Oppositionsführer Muhammadu Buhari ein.

Die Armee ging in Maiduguri mit Bodentruppen und der Luftwaffe gegen Boko Haram vor. Über die Stadt wurde eine Ausgangssperre verhängt. Kerry stattete Nigeria drei Wochen vor den Präsidentschaft- und Parlamentswahlen in dem ölreichen Land einen Besuch ab. Die Lage ist angesichts der äußersten Brutalität der islamistischen Aufständischen im Nordosten angespannt: hunderttausende Flüchtlinge in der Region könnten von den Wahlen ausgeschlossen werden.

Washington hält am Wahltermin fest

Während Washington darauf drängt, am 14. Februar als Wahltermin festzuhalten, forderte der nationale Sicherheitsberater Nigerias, Sambo Dasuki, zuletzt eine Verschiebung des Urnengangs, weil rund 30 Millionen Wahlscheine bislang nicht verteilt werden konnten. Die Wahlkommission hielt bisher jedoch an dem Wahltermin fest.

In mehreren Vierteln der nordöstlichen Stadt Maiduguri dauerten am Sonntag heftige Gefechte an, nachdem Boko Haram am Morgen das Dorf Jintilo vor den Toren der Hauptstadt des Bundesstaates Borno attackiert hatte. Die Armee reagierte mit schweren Waffen und Luftangriffen. Gleichzeitig griffen die Islamisten Monguno an, das rund 65 Kilometer von der Fischerstadt Baga entfernt liegt. Bei einem schweren Angriff auf Baga und Umgebung waren Anfang Januar Schätzungen zufolge hunderte Menschen getötet worden, möglicherweise deutlich mehr. Genaue Angaben liegen nicht vor. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte den Angriff als die bislang „größte und zerstörerischste“ Attacke bezeichnet, die Boko Haram jemals verübte. Kerry hatte den Angriff als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnet.

Geiseln wurden freigelassen

Boko Haram, was sich sinngemäß mit „westliche Bildung ist Sünde“ übersetzen lässt, kämpft seit Jahren mit Gewalt für einen islamischen Staat im armen und mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Anschlägen und Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen tausende Menschen. Bei einem Boko-Haram-Angriff auf das Dorf Kambari nahe Maiduguri waren am Samstag mindestens 15 Menschen getötet worden. Laut Sicherheitskräften und Augenzeugen waren unter den Toten der Dorfvorsteher und mehrere Kinder. Der Ort ging demnach vollständig in Flammen auf. Es wurde bereits vermutet, dass die Extremisten über Kambari auf Maiduguri vorrücken wollten.

Im Bundesstaat Yobe ließ Boko Haram fast 200 Geiseln frei. Es handele sich hauptsächlich um Frauen und Kinder, die vor knapp drei Wochen aus einem Dorf im Nordosten des Landes entführt worden seien, teilte am Samstag ein Behördenvertreter mit. Insgesamt seien 192 Geiseln freigelassen worden. Die Angaben wurden aus Militärkreisen bestätigt. Boko Haram hatte am 6. Januar das Dorf Katarko im Bundesstaat Yobe überfallen. Etwa 25 Männer wurden nach Augenzeugenberichten getötet, mehrere Häuser niedergebrannt. Die Extremisten brachten zudem 218 Frauen und Kinder in ihre Gewalt und verschleppten sie. „Nun wurden 192 unserer Frauen und Kinder wieder freigelassen“, sagte Goni Mari von der Ortsverwaltung von Katarko.